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Kunsttheorie im Pornokammerl: Comics aus dem siebten Kreis der Humor-Hölle
Angestrichen: Na das wird schon irgendwie Kunst sein. Wo steht das denn? Bei Frau Goldgruber. In den sieben Kreisen der Hölle steht folgende Szene auf Platz Fünf: Muss ein Comic-Zeichner aufs Finanzamt, um seinen Mehrwertsteuersatz feststellen zu lassen – sind es zehn Prozent (weil es sich um Kunst handelt) oder sind es 20 Prozent (weil Comic genau genommen auch nichts anderes als Betonmischmaschinen oder jede andere Ware sind)? Die Frau Goldgruber vom Finanzamt Wien sagt: 20 Prozent. Sie sagt es so eher aus dem Bauch heraus, Comics sind ihr eigentlich wurscht, sie fragt den vorstellig gewordenen Comiczeichner: Fr. Goldgruber: „Was machen Sie denn für eine Kunst?“ Comiczeichner: „Ich bin Comiczeichner.“ Fr Goldgruber: „Na da sinds aber kein Künstler.“ Comiczeichner: (schweigt) Fr. Goldgruber: „Da sind Sie ja eher ein Grafiker… ein Werbegrafiker.“ Dass dieser Auftakt einer großartig abartigen Szene für die Nachwelt nicht verloren ging, ist dem österreichischen Zeichner Nicolas Mahler zu verdanken. Der Zeichner, der viel für das Magazin „Titanic“ schafft, hat die die Irrzüge, die er als Comiczeichner zwischen Finanzamt, Zeichentisch und allerlei anderen Verrenkungen wie Vorlesungen an Kunsthochschulen oder Werbeakademien macht, in seinem Band „Kunsttheorie versus Frau Goldgruber“ fest gehalten.
„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.
Er zeichnet über seine Arbeit in einer Videothek mit „Pornokammerl“, in dem VTOs zu haben sind, „Video Theresa Orlowski“, über Kneipenbesuche, in denen ein Stammgast von seiner Abneigung gegen Hunde spricht, weil so ein Tier ihm einmal einen Hoden abgebissen hat, oder über die wichtige Rolle, die Radiergummibrösel für Comiczeichner spielen. Das ist alles großartig und, wie jeder tolle Comic, überhaupt nicht nachzuerzählen, sondern nur nachzulesen - hier ein kurzer Auszug . Jetzt ist „Kunsttheorie versus Frau Goldgruber“, 2003 erstmals erschienen, neu aufgelegt worden. Fast zeitgleich mit diesem Comic haben Mahlers Kollegen, das Duo Katz und Goldt, auch einen neuen Sammelband ihrer Zeichnungen für die Wochenzeitung „Zeit“ vorgelegt, mit einem schönen Titel, der auch auf jetzt.de passt: „Der Globus ist unser Pony. Der Kosmos ist unser richtiges Pferd.“
„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.
Darin schreibt Bolko Karten an Bronko oder Bronko Karten an Bolko oder Bronko und Bolko Karten an fremde Leute, aber immer: aus der Ferne. Zum Beispiel aus Winterthur, wo der Kellner „Riesling für den Fiesling“ bringt. Hehe. Jaja, stimmt schon, Comics nacherzählen bringt nichts. Vor allem nicht bei Katz und Goldt. Aber Seite 13, 21, 26f und die 33 mit dem Luftangriff aufs Ledigenheim sind sehr lustig. Weitere super Seiten auf Anfrage. Steht im Regal zwischen: „Mögen hätt ich schon wollen“ von Karl Valentin und „Humor in der Integrativen Kurzzeittherapie“ von Walled Anthony Salameh.