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Kein Zufall: Das Comic „Mädchen“ von Flix

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Angestrichen: “In dieser Stadt leben circa eine Milliarde Mädchen zwischen 20 und 30. (Grob geschätzt) Alle intelligent, alle interessant, alle auf ihre Art bezaubernd. Doch als Esthers Handrücken ganz leicht und wahrscheinlich zufällig für einen Moment den meinen streifte, waren alle weg.“

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„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.

Illustration: Julia Schubert

Wo steht das denn? In der Mitte des Comics, als Felix merkt, dass er ernsthaft in Esther verliebt ist. Felix ist Zeichner und kann eigentlich alles gut zeichnen: Kühe, Sonnenuntergänge, Musik, Betonmischer oder Unglück. Nur eines nicht: Mädchen. Um diese aufs Papier zu kriegen, wendet er einen unorthodoxen Trick an. Er fotografiert heimlich Mädels aus seiner Umgebung und zeichnet danach die Fotos ab. Das ist zwar unehrenhaft, bringt aber das nötige Geld in den dünnen Geldbeutel und nebenbei auch noch etwas Ruhm, der in der Vergangenheit in der ein oder anderen Bettgeschichte endete. Felix hat an einem schrecklich heißen Sommertag in Berlin die Chance auf den Auftrag des Jahres: 20 neue und hippe Mädchen-Bilder müssen aufs Papier. Allerdings hat er dafür nur 24 Stunden Zeit. Bewaffnet mit einer Fotokamera geht er auf die Pirsch durch den Großstadtdschungel. An einem U-Bahn-Aufgang klickt erst die Kamera, dann macht es auch bei Felix klick. Er bekommt zufällig Esther vor die Linse und ist auf der Stelle verknallt. Da gibt’s nur eins zu tun: Kennlernen. Irgendwie. Felix bekommt dabei Schützenhilfe von seinem imaginären Volkshochschullehrer aus dem Flirtkurs für Anfänger. „Felix, was ist die Regel Nummer Eins, wenn man ein Mädchen kennenlernen will?“ Nicht spannen, sondern ansprechen. „Bingo. Und was war Schritt zwei?“ Der coole Spruch. “Der wie lautet?“ Vielleicht kann ich die helfen, den Weg zu meinem Herzen zu finden? Mit missglückten Anmachsprüchen dieser Art kommt Felix tatsächlich ins Gespräch mit Esther und begleitet sie durch die Stadt, auch wenn viele Notlügen und Flunkereien dabei helfen. Zwar schlittert er mit seinen gewollten Sprüchen meist auf glattem Parkett, aber der gemeinsame Weg durch das sonnige Berlin wird im Laufe der Geschichte immer trittfester. Gerade sein sympathisches Uncoolsein kommt bei Esther an. Doch am Ende des Tages, nach einem romantischen Einstieg ins nächtliche Freibad, wird auf einmal alles anders... „Mädchen“ kann nach „Held“ und „Sag Was“ als abschließender Band der Trilogie von Flix gelesen werden, steht aber geschlossen für sich. Flix schafft es, dass seine einfach gehaltenen Cartoon-Figuren mit ihren großen Nasen und den knubbeligen Füßen nicht automatisch für platten Humor stehen. Durch den autobiographischen Touch bekommt „Mädchen“ die notwendige Substanz, die ein Comic braucht, um es im einem Zug durchlesen zu müssen. Auch wenn Elemente des Plots vorhersehbar sind, spielt Flix gekonnt mit der Gestaltung der Geschichte. So gibt es immer wieder direkte Ansprachen des Ich-Erzählers an den Leser, kurze alternative Handlungsstränge, die gleich wieder verworfen werden und zahlreiche Einblicke in die phantasiereiche Gedankenwelt des Antihelden Felix. Der neue Comic von Flix schafft es, den Zauber des Kennenlernens aufs Papier zu bringen. Diesen fast heiligen Moment, wenn sich zwei Menschen das erste Mal von sich erzählen und sich einfach nur klasse finden. Letztendlich erzählt „Mädchen“ aber auch davon, dass es keine Zufälle gibt und das Liebe immer so ist, wie man sie findet – und verliert. Steht im Bücherregal zwischen: Dem Comic „Wir können ja Freunde bleiben“ von Mawil und der DVD „Before Sunrise“ mit Julie Delply und Ethan Hawke.

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