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Hauptsache super: Ned, 26, beschreibt wie ihn Karriere-Stress krank machte

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Angestrichen: Damit soll nicht gesagt sein, dass ich an der Highschool grässlich versagte - ich bekam 93 Punkte. Meine Eltern fanden das gut. Das Dumme ist bloß, in der realen Welt sind 93 ein mieses Ergebnis; Colleges wissen, was das heißt - du bist gerade gut genug, die 90er Grenze zu überschreiten. Solche wie dich gibt es viele. Du kommst nicht bis an die oberste Spitze; wenn Du außerschulisch nichts tust, bist du erledigt. Wo steht das?

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„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.

Illustration: Julia Schubert

In dem Buch "Eine echt verrückte Story" von Ned Vizzini. Was steht in dem Buch? Wenn Du nicht auf der Straße landen willst oder deinen Lebensabend in einem unterbesetzten und nach Urin stinkenden Altersheim fristen willst, brauchst Du Geld. Um an Geld zu bekommen, brauchst Du einen guten Job. Für einen guten Job einen exzellenten Abschluss an der Uni. Um an eine exzellente Uni zu kommen, ein Abitur mit 1 vor dem Komma. Du brauchst außerdem interessante Hobbys, solltest gut aussehen und mit Menschen zurechtkommen können. Ein Fehler in dieser Kausalkette kann alles kaputt machen. Craig Gilner weiß das. Und deswegen büffelt er, um die Aufnahmeprüfung an einer Elite-Highschool zu bestehen. Es ist Teil seines Plans, eines erstaunlich präzisen Plans, dafür, dass er von einem hochbegabten 15-Jährigen kommt. Craig besteht und von nun an lernt er die meiste Zeit seines Lebens. Bloß reicht das nicht. In seiner Freizeit chattet er im Internet, schaut sich Pornos an, onaniert. Oder er hängt bei seinem Kumpel Aaron ab, um zu „chillen“ (= kiffen plus Videos schauen). Danach kommt das schlechte Gewissen, wieder zu wenig gelernt zu haben. Der Kreislauf geht von vorne los. Irgendwann ist Craigs Leben zu einer Maschine geworden: Lernen, Test bestehen, Mails checken, kiffen, lernen. Ein energie-zehrendes Leben. Er ist ständig niedergeschlagen. Und irgendwann ist ihm klar, dass es sich dabei um keine normale Niedergeschlagenheit mehr handelt: In der Nacht, in der er vorhat, von der Brooklyn Bridge zu springen, lässt er sich in die Psychatrie einweisen. Es folgt ein fünftägiger Aufenthalt in einer Zwischenwelt. Craig lernt Menschen kennen, denen die Anstalt ein zweites Zuhause geworden ist: Muqtada, ein Ägypter, der den ganzen Tag im Bett liegt, den chassidischen Juden Solomon, der stets seine viel zu große Hose festhalten muss und ein Mädchen, das sich die Backen mit Rasierklingen zerschnitten hat, um endlich nicht mehr hübsch sein zu müssen. Am Ende der fünf Tage muss Craig noch immer Antidepressiva schlucken. Dafür hat er sein Kindheitshobby, das Zeichnen von Stadtplänen wieder entdeckt und etwas über das Leben gelernt: Wichtig ist, was glücklich macht. Ned Vizzinis Buch „Eine echt verrückte Story“ erzählt eine komische Geschichte vom Stress und Ehrgeiz New Yorker Schüler aus der Mittelklasse. Zwischen iPod, Gras rauchen, Onanie und Prozac – eine Mischung aus „Kids“ und „Einer flog übers Kuckucksnest“. Das Beste dabei: Vizzini macht eine Depression verständlich, ohne sie zu dämonisieren. Auch wenn das Buch am Ende etwas nach „Was macht wirklich glücklich?“-Ratgebern riecht, ist „Eine echt verrückte Story“ ein Kontrapunkt für all diejenigen, die ihr Leben für den Lebenslauf leben. Und für jene, die ihre Jugend bekifft vor der Playstation verbringen, übrigens auch. Ned Vizzini: Eine echt verrückte Story. Aus dem Amerikanischen von Silvia Morawetz und Werner Schmitz. 14,90 Euro, Rockbuch Verlag. Ist das Buch autobiografisch? Machen wir uns zuviel Stress, vor allem im Berufsleben? Mehr im Interview auf der nächsten Seite.


Ned Vizzini (Foto) ist 26 Jahre alt und studierter Informatiker. Mit 19 veröffentliche er sein erstes Buch „Teen Angst? Naaah…“. Vor drei Jahren erkrankte er selbst an einer Depression, was ihn veranlasste, seine Geschichte aufzuschreiben.

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„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.

Illustration: Julia Schubert

Wie autobiografisch ist die Geschichte von Graig Gilner? Wie hast Du die Depressionen in den Griff gekriegt? Die Geschichte ist zu 85 Prozent autobiografisch. Der größte Unterschied ist das Alter: Als ich krank wurde, war ich 23, nicht 15. Mit meiner Krankheit zurecht komme ich, seitdem ich die richtigen Medikamente nehme. Außerdem habe ich gelernt, die Dinge, insbesondere meine Karriere, entspannter zu sehen. Ich habe mich früher wegen allen möglichen Sachen stressen lassen und es hat einige Zeit gedauert, bis ich kapiert habe, was Stress anrichten kann. Warum schreibt man so ein Buch? Nach den Erfahrungen mit meiner Depression ging mir „Eine echt verrückte Story“ sehr leicht von der Hand. Ich hatte das Gefühl, dass ich diese Geschichte erzählen muss, weil es vielen Menschen sehr ähnlich geht. Das Buch hat sich also beinahe von selbst geschrieben. Sind psychische Erkrankungen mittlerweile eine Volkskrankheit? Statistiken zeigen, dass psychische Erkrankungen in den letzten zwanzig Jahren zu einem sehr großen Problem geworden sind – nicht nur unter jungen Menschen. Die Zahl der diagnostizierten Depressionen unter Jugendlichen in den USA hat sich in den letzten zehn Jahren verdoppelt. Ich glaube, dass das mitunter an dem hohen Druck liegt, der schon im Schulalter ausgeübt wird. Eine richtige Kindheit haben viele heute nicht mehr – schon im Vorschulalter ist das Arbeitspensum immens. Das wirkt sich aus. Machen sich Teenager heute zuviel Stress? Jugendliche setzten sich selbst unter Druck, um immer früher erfolgreich zu sein. Sie sehen gleichaltrige Idole in den Medien und denken, mit ihnen konkurrieren zu müssen. Und auch die schwierige Arbeitsmarktsituation spielt eine Rolle – viele denken, sie müssen unbedingt auf das richtige College gehen, um den richtigen Job zu kriegen. Dieses Denken erzeugt unheimlich viel Stress. Welche Ratschläge würdest Du heute dem 15-jährigen Craig geben? Denke daran, dass sich das Leben ständig verändert. Vergiss nie, wie sehr dich deine Familie und deine Freunde lieben. Mach Dir bewusst, dass es anderen Menschen viel schlechter geht als dir und dass du jeden Tag, an dem du gegen etwas kämpfst, stärker wirst. Stress tut niemandem gut. Vergiss nicht, zu lachen – es gibt zuviel komische Sachen da draußen.

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