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Fair-schnupft!
Angestrichen:
" ,Ja, mein Koks ist fair gehandelt und bio', sagt Freddy. Fair-Trade-Biokoks – klingt nach einem doppelten Widerspruch in sich. Nach einem Dioxymoron.“
Wo steht das?
Deniz Yücel, Redakteur der taz, traf sich für seinen Artikel „Einmal Fair-Trade-Biokoks, bitte“ mit einem Berliner Drogendealer, der seinen Kunden genau das anbietet: Kokain aus biologischem Anbau, unter fairen Bedingungen für die Koka-Bauern und unabhängig von kriminellen Machenschaften der Drogen-Mafia. Kokain, für das keiner sterben musste.
„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.
Fair-Trade-Kokain würde Koksen ohne schlechtes Gewissen bedeuten - zumindest was die Bauern angeht.
Wie viel steckt wirklich dahinter?
Die umweltbewussten Mitglieder der Berliner Partyszene haben ein Problem. Zwar beziehen sie Ökostrom, kaufen ihr Gemüse im Bioladen, trinken ihren Wodka mit fairem Club Mate, aber ihr Kokain, das ist nicht bio oder fair gehandelt.
Pascal, wie der drogenkonsumierende Protagonist in dem Artikel genannt wird, bedauert: „An unseren Partys klebt Blut“.
Doch „Freddy“ hat eine Lösung. Der Drogendealer verkauft nach eigenen Angaben „Fair-Trade-Biokoks“ in Berlin. Garantieren könne er nichts, entweder die Kunden glauben ihm oder nicht, aber er habe Argumente, die dafür sprechen. Das Kokain sei direkt von einer Kooperative von Koka-Bauern in Südamerika. „Wenige Zwischenhändler, keine Mafia, keine Toten. Fair Trade“. Auf die Frage, ob er schon einmal vor Ort war, möchte der Dealer nicht antworten.
Drogenkämpfe in Südamerika fordern jedes Jahr zahlreiche Opfer. Nach Angaben der mexikanischen Regierung sind 2010 alleine 15.273 Menschen im Drogenkrieg in ihrem Land gestorben. Auch in den letzten zwei Jahren lag die Opferzahl dort über 10.000. Und die Drogenmafia schreckt nirgendwo davor zurück, die Menschenrechte zu verletzen.
Mit seinem angeblich fair produzierten und gehandelten Kokain bietet der Freddy die Lösung für ein gutes Gewissen beim Drogenkonsum. Zwar ist das Fair-Trade-Koks etwas teurer als das übliche, dafür aber sei es sauber. Es ist für Leute, „die guten Stoff und gutes Gewissen wollen“, sagt der Dealer, für „Lodas“. Menschen mit Lifestyles of Drugs and Sustainability – Drogen und Nachhaltigkeit. Aber kann es so etwas wie Fair-Trade-Kokain wirklich geben?
Zumindest ist es sehr unwahrscheinlich. Solange Kokain und auch der Import von Koka-Blättern illegal ist, kann so gut wie kein Dealer – der als solcher ja meist an ganz unterer Stelle der Drogenpyramide steht – mit Sicherheit sagen oder nachweisen, dass seine Ware fair trade oder bio ist. Möglich wäre es die Bauern und Verkäufer gerechter, also besser zu bezahlen. Trotzdem würden sie noch immer für einen illegalen Markt arbeiten, immer in der Gefahr – von Seiten des Gesetz, andere Dealern, oder der Drogenmafia. Und daran wäre nichts mehr fair trade.
Martin Steppan von der Deutschen Beobachtungsstelle für Drogen und Drogensucht lacht, wenn man ihn nach dem Fait-Trade-Biokoks fragt. Das habe er noch nicht gehört. Zwar setze sich Kolumbien dafür ein, den Handel mit den Blättern der Koka-Pflanze zu legalisieren, zum Beispiel für Koka-Tee, aber Fair-Trade-Kokain? „Das hört sich eher an wie Fair-Trade-Waffenhandel oder Fair-Trade-Prostitution“.
Es scheint, als bliebe der Partyspaß mit reinem Gewissen, auch weiterhin nur eine Marketingstrategie für Öko-Kokser in Berlin.
Text: teresa-fries - Foto: Dye / photocase.com