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Ein Führer für alle Fälle

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"When Vice magazine first started, all it cared about was sex, drugs, and rock 'n roll. But as it started traveling around the world, it got more into politics, culture, fashion, art, the environment. Basically, everything. And this is that The Vice Guide To Everything. It's a series about the absurdity of the modern condition: the most interesting people, news, sub-cultures and rituals on the planet. It's the stuff you don't get from the mainstream media but that you absolutely need to know- and won't stop talking about."

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„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.

Illustration: Julia Schubert

  Der Lonely-Planet für Indien und der Baedeker für Venedig haben genauso viel miteinander zu tun, wie ein Backpacker auf Selbstfindungstrip und ein Oberstudienrat auf Bildungsreise. Ein Reiseführer erklärt dem Reisenden nicht nur das Land, das er bereist, sondern auch immer, wer er selbst ist. Gestern zeigte der nicht mehr ganz so hippe Musikfernsehsender MTV in Kooperation mit dem ziemlich hippen Vice Magazine die erste Folge des Vice Guide to Everything". (Die Folge, der ab jetzt immer montags ausgestrahlten Sendung, gibt es online hier zu sehen.) Shane Smith, Gründer des einstmals kleinen kanadischen Skater-Magazins, steht in einer chinesischen Garküche, von wo aus er den Zuschauer zunächst nach Nordkorea führt. Journalisten ist der Zugang in die Zwergendiktatur verwehrt, Smith aber gelangte dort mit einem Touristenvisum und filmte mehr oder weniger heimlich die Skurrilitäten des Staats. Die Reportage erschien bereits vor einiger Zeit und stieß damals auf so viel Anklang, dass selbst der renommierte Nachrichtensender CNN über den Film ausstrahlte. Im nächsten Zehnminüter besucht Redakteur Ryan Duffy einen russischen Mafiaboss, so etwas wie die real existierende Version von Tony Soprano. Der Zuschauer schleicht mit mexikanischen Einwanderern über die mexikanische Grenze bzw. tut zumindest so und lernt schließlich noch, wie man als jemenitischer Skater ganzkörperverschleierte Mädchen kennenlernt. Was sagt ein solcher Reiseführer über seinen Zuschauer? Leser des Vice Guides sind hedonistische (Ex-) Skateboarder mit einer Affinität zu Drogen, Subkultur und Sex, in dem unerschütterlichen Glauben, stets ein Stück über genau diesen Dingen zu schweben. Die Erfolgsgeschichte des Magazins des Magazins aus New York scheint das zu bestätigen: 1994 gründeten Shane Smith, Suroosh Alvi und Gavin McInnes ein Skate-Magazin namens Voice of Montreal". Fünf Jahre später zog die Redaktion des nun Vice" lautenden Magazins nach New York City um und boomte von dort aus um die Welt. Heute lesen rund 900.000 Leute Vice". 2007 startete das Internetfernsehe VBS.tv", zu dem wenig später Spike Jonze als Creative Director stieß. Mag sein, dass das Projekt einen Reiseführer für alles zu publizieren, ein wenig überambitioniert klingen mag. Alles heißt in diesem Fall skurrile Länder, Gewalt, Verbrechen, Sex, Freiheit und Skateboarding. Andererseits, so viel mehr kann alles gar nicht sein. Oder?

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