Süddeutsche Zeitung

Unsere Kernprodukte

Im Fokus

Partnerangebote

Möchten Sie in unseren Produkten und Services Anzeigen inserieren oder verwalten?

Anzeige inserieren

Möchten Sie unsere Texte nach­drucken, ver­vielfältigen oder öffent­lich zugänglich machen?

Nutzungsrechte erwerben

Ein Buch, das dir hilft, dich besser kennenzulernen

Teile diesen Beitrag mit Anderen:

Angestrichen: c) Definieren Sie ihre eigenen Pole (arm-reich, glücklich-traurig, extrovertiert-introvertiert) Wo steht das? Im Büchlein "50 Erfolgsmodelle - Kleines Handbuch für strategische Entscheidungen". Was ist das? Ja, wir haben es wieder mit einem dieser kleinen, trendigen Blätterbüchlein zu tun. Was mit Schotts Sammelsurium begann, krempelte den Buchmarkt um und hievte Bändchen wie "Fußball Unser" in die Bestsellerlisten. Leser mögen es scheinbar, wenn die Welt in unnützes Wissen, in Zahlen oder eben in 50 Modelle verpackt und vorgeblich auch leicht konsumierbar wird. Das haben Mikael Krogerus, Journalist bei der NZZ in Zürich, und Roman Tschäppeler, Werbemensch in der Schweiz, gemacht. Sie gönnen sich und dem Leser nie mehr als eine Doppelseite und ein Modell für's Lösen elementarer Fragen wie: - Woran sie erkennen, ob sie das richtige Ziel verfolgen - Welche ihrer Bekanntschaften sie pflegen sollten - Was ihr Musikgeschmack über sie aussagt Das kleine Bändchen kostet 16,90 Euro und es ist erst nicht zu sagen, ob es nun ein zusammenkopierter Käse oder doch ein kleiner großer Wurf geworden ist. Hier zunächst die Argumente für eine denkbare "Käse"-Entscheidung: Im Grunde werden von den beiden nur bekannte Modelle präsentiert, die mal von Soziologen oder anderen klugen Menschen ausgetüftelt wurden, um das menschliche Verhalten in Grafiken verständlich zu machen und um menschliches Verhalten auf Basis dieser Modelle auch ändern zu können. So kommt es, dass das "Feedback"-Modell in diesem Buch gemeinsam mit dem "Flow"-Modell und dem "Long-Tail"- oder dem "Small-World"-Modell Erklärung findet. Hier etwa die Grafik zu: "Wie sie sich selbst kennen lernen können":

Default Bild

„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.

Illustration: Julia Schubert

Ja, dieses Sternchen namens "Uffe-Elbaek"-Modell haben wir schon mal im Religionsunterricht oder im Jugendzentrum ausgefüllt und hier kommt es in all seiner Simplizität wieder. Und gleich auf der nächsten Seite wartet das "Mode"-Modell, in das Klamottenmarken geordnet sind, die unsere Ausrichtung zu "Schein" oder "Sein" oder "Vergangenheit" oder "Zukunft" verraten:

Default Bild

„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.

Illustration: Julia Schubert

Auch schon mal gesehen - aber dann ja doch wieder interessant! Denn da gewinnt das Buch: Die beiden Hersteller kombinieren allerhand Welterklärungsmodelle - manche hilfreich, manche nur aufklärend - und betätigen sich so als Lotsen durch unseren Alltag. Das Esquire-Geschenkmodell zum Beispiel, das uns angeblich hilft, für jeden Menschen das richtige Geschenk zu finden - es ist nicht auf Anhieb zu verstehen, ist dafür aber eine nette Annäherung an ein nerviges Alltagsproblem:

Default Bild

„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.

Illustration: Julia Schubert

Das ganze Buch kommt so grafisch, so matrixartig, so Excel-übersichtstabellengleich daher. Die Autoren folgen ihrer Idee sehr stur und quetschen das Leben in modellierte Schubladen. Sie zeigen die paar Werkzeuge, die es schon gibt, um das eigene Leben in den Griff zu bekommen oder das Leben der anderen besser zu verstehen. So ergibt sich eine gewisse Anwendbarkeit und auch Unterhaltungswert: Es macht vermutlich tatsächlich Spaß, es an einem Abend dabei zu haben, an dem es mal eine wichtige Entscheidung zu fällen gilt. Beim Stichwort Umzug zum Beispiel hilft das "Gummiband"-Modell (Was hält mich und was zieht mich? Die Argumente werden in diesem Modell im Vergleich zum Pro- und Contra-Vorgehen nur positiv formuliert). Das "Flow"-Modell macht einem nochmal klar, dass nur glücklich wird, wer konzentriert einer Arbeit nachgeht und selbstbestimmt schafft. Und dann gibt es noch seltsam nette Spielereien, mit denen man etwa seinen Freundeskreis aus anderer Warte betrachtet ("Netzwerkzielscheiben"-Modell): Adressbuch durchgehen und eine Liste machen: Wieviele sind reicher, wieviele ärmer als ich? Wieviele sind jünger und wieviele sind älter als ich? Die Ergebnis-Liste wirkt komisch, aber auch aufschlussreich. Also: Das "50 Modelle"-Kompendium ist sicher kein Käse und auch kein großer Wurf, aber ein kleines, feines Würflein ist es schon. Wer sich immer wieder aufs Neue schwer tut, sein Leben zu bewältigen: Kaufen. Wer schon alles über sich weiß: Nicht kaufen. Wer Menschen in Dilemma-Situationen helfen will: Schenken. ***

Default Bild

„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.

Illustration: Julia Schubert

50 Erfolgsmodelle ist bei Kein & Aber erschienen.

Text: peter-wagner - Illustrationen: aus dem besprochenen Buch

  • teilen
  • schließen