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Diese schlimme Zeit der Adoleszenz

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Bild: Reprodukt Verlag angestrichen: „Weißt du, worauf ich jetzt Lust hätte? Ich würde gerne was richtig romantisches machen.“ – „Du meinst so was richtig kitschiges? So wie barfuss über Blumenwiesen laufen? Oder ein Lagerfeuer?“ – „Ja. Oder unter einem sternenklaren Himmel mit dir einschlafen.“ Zwei Minuten später: „Mhhm. Mein Hintern wird nass.“ Wo steht das denn? In der Hölle. Oder doch im Himmel? Ist nicht so genau zu sagen, denn Arne Bellstorfs Comic-Band „acht, neun, zehn“ pendelt genau zwischen diesen beiden Polen, Himmel und Hölle – denn sein Thema ist die, pfui Spinne, Pubertät. Genau: Jene tolle prima super-dupa Wahnsinns-Zeit, die, darf man Leuten glauben, die sie schon hinter sich haben, das beste ist, was einem in seinem ganzen Leben passiert: Heyho, wie crazy ist es doch, jung zu sein und sich einfach nur auf die nächsten Sommerferien zu freuen! Kann man immer alles machen, keine Sorgen, keine Qual, aber dauernd Knutschen! Die Wahrheit sieht anders aus. Keiner weiß das besser als Arne Bellstorf. Der 26-jährige Absolvent der Hochschule für Angewandte Wissenschaften in Hamburg zeigt in „acht, neun, zehn“, seiner Diplomarbeit, die dunkle Seite der Pubertät – jene Momente, in denen man nichts mehr weiß, weil nichts mehr klar ist, außer einem: Nichts wie weg hier, nichts wie raus hier, am besten gleich. Christoph heißt der Held des Comics, der alles andere als ein Held ist: Gerade ist er durchgefallen, jetzt sind Sommerferien, ein einziges schwarzes Loch, an dessen Ende nichts steht außer noch mal die Zehnte, mit den gleichen Lehrern, den gleichen Klausuren, aber mit den Hackfressen aus der Klasse drunter, die immer über die Endgegner im Videospiel reden. Christophs Eltern sind geschieden, er lebt bei der Mutter, die sich nicht um ihn kümmert, weil es ihr selbst schon scheiße genug geht, und wenn sie sich kümmert, dann macht sie ausgerechnet Pfannkuchen. Christoph hasst Pfannkuchen. Es ist einfach alles schlimm in Christophs Leben, und genau so zeichnet Arne Bellstorf es auch: in einfachen, irgendwie leer und lähmend wirkenden Bildern, in denen manchmal über eine ganze Seite nichts gesprochen wird, weil die Zeichnungen schon genug von der Qual sagen – alles, alles ist furchtbar. Dann lernt er, als er ein Blumengesteck für ein Begräbnis abholen will, Miriam kennen, so etwas wie eine Liebe beginnt, und wenn es einen Gott gäbe, dann könnte Christoph jetzt glücklich werden, wenigstens für eine Woche, wenigstens für einen Tag in diesem Sommer. Es gibt aber keinen Gott. Nicht in der Pubertät. Und so steht Christoph am Ende, das kein Ende ist und schon gar nicht happy, vor einer Kreidezeichnung auf dem Bürgersteig. Es ist das alte Hüpfspiel, Himmel und Hölle. Steht im Bücherregal zwischen: Alles von Kafka, dem alten „Silke Bischoff“-Album und einer Großpackung Johanniskraut. acht, neun, zehn von Arne Bellstorf. Erschienen bei Reprodukt. 96 Seiten, 13 Euro.

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