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Deutschlands größte Boulevardzeitung kümmert sich um die Arbeitslosen

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Angestrichen: Der Pseudo-Presseausweis fördert das Paparazziunwesen. Wer sagt das? Michael Konken, Bundesvorsitzender des Deutschen Journalistenverbandes Warum sagt er das? Der Springer-Verlag hat gestern nicht nur die BILD-Zeitung an deutsche Kioske verschickt sondern auch Postkarten, aus denen sich jedermann den „BILD-Presseausweis“ in Scheckkarten-Größe raustrennen kann. BILD buhlt um sogenannte „Leser-Reporter“, die Prominente oder vermeintlich historische Momente mit ihrem Handy fotografieren sollen. Die Bilder sollen der Boulevard-Zeitung zugestellt und bei Veröffentlichung mit 500 Euro honoriert werden.

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„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.

Illustration: Julia Schubert

Was will BILD erreichen? Für die Beantwortung dieser Frage wollen wir heute den „Textmarker“ mit der Rubrik „Meine Theorie“ verknüpfen. Nach der Theorie des diesen Artikel verfassenden Autors nimmt sich die BILD-Zeitung der Problematik „Arbeitslosigkeit in Deutschland“ an. Mit dem „Leser-Reporter“-Ausweis, der angeblich in einer Auflage von 2 Millionen verteilt wurde, schenkt der Verlag dem potentiellen Nutzer eine Phantasie-Legitimation, adelt sein Selbstbewusstsein in einer Weise, wie es früher das dem Donnerstags-Kinder-Comic Micky Maus beigelegte Gadget „Detektivausweis“ mit seiner angesprochenen Zielgruppe zu tun vermochte: Ich habe einen Ausweis, also bin ich was. Viel spricht dafür, dass BILD mit der radikalen Verwirklichung des Begriffs vom Bürgerjournalismus ein neues Beschäftigungs-, wenn nicht gar Berufsfeld eröffnet. Denn: Manch interessierter Leserreporter kann sich in Kamenz oder Fulda die Beine in die Hose warten, ehe ihm Dieter Bohlen, ein sonnenbrillentragender Hase oder Verena Kerth samt kolumbianischem Reeder fotografabel über den Weg laufen. An solchen Orten ist es mit Augenzeugentum nicht weit her. Also wird er (500 Euro haben oder nicht haben sind 1000 Euro) das Politikerrestaurant Borchardt in Berlin, die Mick-Jagger-Disco P1 in München oder die Promi-Gammel-Insel Sylt aufsuchen und neben Millionen potentieller Kollegen den 500 Promis des Landes nachstellen, die die Macher der BILD-Zeitung in ihrem Blatt sehen wollen. Zwar werden nur Wenige von diesem durchaus tagfüllenden Tun leben können, viele jedoch werden sich mit der Hoffnung auf den großen Knips beschäftigen können. In Afrika jagt man Gnus, in Amerika Tornados und bei uns den "Big Knips". Also: Beschäftigungslosigkeit Ade. Es bleibt jedem selbst überlassen, ob er der Boulevard-Zeitung für die Erfindung dieser neuen Arbeitsbeschaffungsmaßnahme danken will. Von Herzen lächeln kann über diese Aktion jedenfalls nur, wer eines selbst nicht ist: prominent.

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