Süddeutsche Zeitung

Unsere Kernprodukte

Im Fokus

Partnerangebote

Möchten Sie in unseren Produkten und Services Anzeigen inserieren oder verwalten?

Anzeige inserieren

Möchten Sie unsere Texte nach­drucken, ver­vielfältigen oder öffent­lich zugänglich machen?

Nutzungsrechte erwerben

Das sind die Studenten: Keine Ahnung von Altersvorsorge und unflexibel

Teile diesen Beitrag mit Anderen:

Angestrichen 1: Positives Wirtschaftsumfeld treibt Karriere-Optimismus der Hochschulabsolventen auf Fünf-Jahres-Hoch und drückt gleichzeitig Bereitschaft zu Flexibilität und Mobilität. Wo das steht? In einer Pressemitteilung. Von wem? Der Reifenhersteller Continental hat zum fünften Mal 1.000 Studenten nach ihrer Zukunft befragt und danach, was sie dazu denken. Dienstag wurde die Studie vorgestellt und ist irgendwie sehr mittel ausgefallen. Für die Studenten und auch für den Continental-Chef namens Heinz-Gerhard Wente, der die Studie vorstellte und die Tatsache, dass Studenten sich immer weniger für Altersvorsorge interessieren, mit diesem Satz kommentierte: Angestrichen 2: Wir sehen diesen Trend mit Besorgnis, denn die Investition von Arbeitszeit oder Entgelt­komponenten in die eigene Altersvorsorge wird an Bedeutung und Umfang zunehmen. Die Studierenden sehen zwar weitere Rentenreformen kommen, überblicken aber weder Tragweite noch Auswirkungen auf die ei­gene Zukunft. Laut Studie halten nämlich nur weniger als ein Drittel der befragten Hochschulabsolventen die jeweiligen Kenntnisse zu den Reformen der Sozialsysteme für sehr gut oder gut. 2005 war es noch die Hälfte aller Befragten. Und in der gleichen Zeit hat sich die Zahl derer, die sich eher ungenügende Kenntnisse in der Materie bescheinigten, auf sage und schreibe 30 Prozent verdoppelt.

Default Bild

„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.

Illustration: Julia Schubert

Fragt sich: Ab welchem Alter muss man eigentlich auf die Frage nach "Können Sie mir die Reformen im Sozialsystem erklären?" mit einem zehnminütigen Monolog und erklärenden Handbewegungen antworten können? Sind diese Zahlen denn wirklich erschütternd oder schlicht bedeutungslos, weil sich jeder Mensch erst für die Rente interessiert, wenn er auch das Geld dazu hat, in die zugehörige Kasse etwas einzuzahlen? Und dann das nächste Problem, wieder bedenkentragend vom Reifenhersteller-Chef ausgesprochen: Angestrichen 3: Der gesunde Optimismus hat eine ungesunde Nebenwirkung: Die gefühlte Sicherheit ver­leitet zu einer im harten internationalen Wettbewerb unangebrachten Bequemlichkeit. Öha! Denn: Noch nie haben im Rahmen der Continental-Befragungen soviele Studenten ihre beruflichen Aussichten so super eingeschätzt. 75 Prozent erwarten Top-Chancen in den nächsten Jahren. Da springt aber Herr Wente in die Bresche und sagt: WARNUNG! Wer sich seiner Zukunft zu sicher ist, wird bequem. Weniger Studenten als früher würden längere Zeit im Ausland bleiben wollen. Und wenn, dann zieht es sie eher in die Schweiz oder in die USA: Dort könnten sich über 76 beziehungsweise 56 Prozent ein Jahr Aufenthalt zwecks Job vorstellen. In die etwaigen Boomregionen (China, Osteuropa) würde sich aber gerade mal ein Fünftel der Befragten mit Freude verfrachten lassen.

Default Bild

„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.

Illustration: Julia Schubert

Vielleicht, Herr Wente, ist das ja auch eine Botschaft: Das Studium wird zeitlich strenger und anstrengender. Ausland, Prüfung, Praktikum, ist schon ein Schlauch. Fragt sich: Ist es nicht einfach eine gute Botschaft, wenn viele sich gute Aussichten geben? Wenn Sie beim großen Schraubenhersteller ums Eck anfangen können und nicht durch die Welt tingeln müssen? Womöglich sollten wir uns den Wettbewerb nicht härter reden als er ist. Und die Worte "Mobilität" und "Flexibilität" einfach mal in den Urlaub schicken. Die sind doch schon ganz blass im Gesicht. *** Ausführliches zur Studie erfährst du hier!

  • teilen
  • schließen