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Daniel Goetsch: Ben Kader

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Wo steht das denn? Auf Seite 94 des Buches „Ben Kader“ von Daniel Goetsch. In diesem novellistischen Roman zerfällt in wenigen Wochen das Leben des Protagonisten Dan und fügt sich schließlich wieder neu zusammen. Als Dans Freundin Miriam für drei Monate nach Hamburg geht, um dort zu arbeiten, sind ihre letzten Worte zu Dan bevor sie in das Flugzeug steigt: „Ruf deinen Vater an.“ Damit beginnen der zentrale Erzählstrang: der Dans Konflikt mit seinem Vater Ben Kader, der dem Roman den Namen gegeben hat. Dan, so meint man es als Leser zu erspüren, weiß unterbewusst, dass er etwas verdrängt, auch wenn er nicht weiß, was es ist. Seit der Vater sich in Dans Kindheit eine Zweitwohnung genommen hat, obwohl, das wiederum weiß der sehr reflektierte Dan, „ein echtes Zuhause (…) keine Filialen (duldet)“, war Dan erst ein Mal dort. Jetzt liegt Ben Kader als alter, moribunder Greis im Krankenhaus und bittet seinen Sohn darum in diese Wohnung zu gehen und eine Datei zu drucken und zu verschicken. Die Datei AS 1957. Dan erinnert sich, kurz bevor er schließlich die Wohnung betritt und das Dokument holt, an einen Erlebniss seiner Kindheit, an Wortfetzen seiner Mutter: „Dein Vater hat schreckliche Dinge erlebt, schrie sie. Vergiss das nie.“ AS 1957 ist das Geständnis dieser Dinge, die der Vater im Jahr 1957 in Algerien erlebt hat. "Ben Kader" ist ein Buch, das man an einem Tag lesen muss. Denn trotz der unzähligen Handlungsstränge, die der Autor nach und nach einführt, ist das Buch so spannend, dass man weiterlesen muss - und wenn es die ganze Nacht dauert. Beeindruckend ist auch Daniel Goetschs Sprache: simpel und ohne Schnörkel, gleichzeitig klassisch - beispielhaft hierfür ist, dass er keine Anführungszeichen gebraucht und nach Gehör Punkte setzt. Aber er schreibt nicht um der Sprache willen, sondern um diese Geschichte zu erzählen. Steht zwischen: "Fabian" von Erich Kästner, das ebenfalls - wenn auch anders geartet - eine Vater-Sohn-Beziehung schildert und "Die Arbeit der Nacht" von Thomas Glavinic, einem ähnlich wunderbaren deutschsprachigen Buch, das in diesem Herbst erschienen ist. Ben Kader von Daniel Goetsch, 253 Seiten, 22 Euro. Erschienen im Bilgerverlag. Foto: bilgerverlag.ch

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