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Actionroadmovie auf Papier

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Cover: Rowohlt angestrichen: Der Streifenwagen hatte sich zu drei Vierteln in den Raum geschoben, hatte Unmengen von Schutt und ein Doppelbett unter sich begraben. In diesem Bett lag ein Mensch – möglicherweise der Ehegatte der Frau auf dem Kanapee. Bölkow erkannte eine Hand, die aus einem gestreiften Pyjamaärmel ragte: Wer zu spät aufsteht, den bestraft das Leben. Das Blaulicht des Wagens flackerte noch, gespeist von der intakten Batterie. Außer Batterie und Blaulicht schien allerdings nichts mehr intakt zu sein. Harald Grüner saß vorschriftsmäßig angegurtet hinter dem Steuer, erschlagen von einem Ytong-Block, der die Frontscheibe durchbrochen hatte und jetzt auf seinem Schoß lag. Von Haralds Gesicht war nicht mehr viel übrig, aber das wenige schien zu grinsen. Wo steht das denn? In "Bundesautobahn" von Johannes W. Betz. Als Harald Grüner, Streifenpolizist, mit seinem Wagen in ein Landhotel knallt, ist schon eine ganze Menge passiert. Karolin hat eine Bank überfallen. Helmut, ihr Freund, ist bei dem Überfall draufgegangen. Karl, ein antriebsloser Medizinstudent, der keine Lust hat, den Bequemlichkeiten von "Hotel Mama" zu entsagen, hat sich einen roten Mazda-Sportwagen gekauft. Sein Vater hätte seinen Sohn zwar lieber hinter dem Steuer eines gebrauchten Golfs gesehen, aber egal. Und René, der Bruder von Ronald, wurde aus Versehen erschossen. Johannes W. Betz ist eigentlich Drehbuchautor, Spezialgebiet: Actionfilm. Das merkt man. "Bundesautobahn" spielt, wie der Name schon sagt, hauptsächlich auf Deutschlands Fernstraßen. Die Geschichte beginnt wie die meisten Geschichten, die total aus dem Ruder laufen – beschaulich: Karl kauft sich einen Gebrauchtwagen. Nimmt Schwung auf: Im Kofferraum des Wagens liegen dummerweise 15 Kilo Heroin. Kommt richtig in Gang: Die Tramperin auf Karls Beifahrersitz ist doch tatsächlich eine Bankräuberin. Kippt in eine Katastrophe: Karl ist plötzlich ihre Geisel. Eine Verfolgungsjagd durch die Republik beginnt. Dann schießt die Geschichte mit 200 Sachen über die Überholspur, nur noch der nächste Moment zählt. Der linke Blinker bleibt gleich angestellt, die Lichthupe läuft heiß. Viele Handlungsstränge, die nach und nach zusammenlaufen, schnelle und unerwartete Schnitte. Johannes W. Betz weiß, wie man im Kino Spezialeffekte zeigt. Er weiß auch genauso gut, wie man sie schreiben muss. Drogenmafia, Verfolgungsjagden und Massenkarambolagen. Banküberfall, Schüsse, falsche Pässe und Spezialeinheiten. Aber "Bundesautobahn" bleibt weit entfernt von plumper Action, wie es so oft der Fall ist, wenn diese Zutaten vermixt werden. Unerwartete und absurde, oft makabere Wendungen lassen die "Roadnovel" immer dann überraschen, wenn man sich gerade einbildet, die Handlung voraus sehen zu können. "Bundesautobahn" ist ein gutes Buch für den Sommer. Hat genau die richtige Dicke, um an mehreren Nachmittagen am See für Spannung zu sorgen. Wenn um einen herum das schönste Bade-Idyll herrscht, gibt es als Kontrast Kino in Buchform. Steht im Bücherregal zwischen: den DVDs. Am besten zwischen "Bang Boom Bang" und "Bube, Dame, König, Gras". "Bundesautobahn" von Johannes W. Betz. Erschienen bei rororo. 404 Seiten, 12 Euro.

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