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Die Liebe siegt über die Islamhasser

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Der Wendepunkt dieser Geschichte ist ein Wodka auf Eis. Ein Drink nach einem Tag voll schrecklicher Nachrichten, der eine Liebeslawine im Internet auslöste und damit eine Welle voll stumpfsinnigem Hass verdrängte. Ein Drink also, der einer Geschichte, die schlimm begann, eine versöhnliche Wendung verpasste.

Doch von vorne:

Wenn ein Anschlag die Welt erschüttert, ist das Internet verdammt wichtig. Gestern war es wieder soweit. In Brüssel sind mindestens 34 Menschen ums Leben gekommen, Hunderte sind verletzt. Und die sozialen Netzwerke sind Lebensretter, Politikplattform und Seelentröster auf einmal.

Gestern wurden sie auch zum Schauplatz eines Kampfes. Auf der einen Seite standen diejenigen, die solche Ereignisse nutzen, um gegen den Islam zu hetzen. Und auf der anderen diejenigen, die das nicht durchgehen lassen wollen.

Die erste Gruppe hetzt abwechselnd gegen den Islam, die Flüchtlinge und die Politik von Angela Merkel. Der Hashtag #stoppislam geht viral. 

Viele User sind entsetzt über diesen blanken und so sinnlosen Hass und tun das in eigenen Gegen-Tweets kund. Und #stoppislam wird nur noch bekannter. Allein dieser Tweet wird über 800 Mal geteilt:

Und dann kommt der Wendepunkt:

Am Abend taucht der Hashtag #aufdieLiebe auf. Ein Hashtag, der ein bisschen Lächeln und Liebe an einem schrecklichen Tag bringen soll. User posten Bilder, auf denen sie auf das Leben anstoßen. 

Ausgelöst hat die Liebeslawine die Autorin und Spiegel-Online-Journalistin Kathrin Weßling. „Ich hatte einen anstrengenden Tag in der Redaktion. Als ich nach Hause gekommen bin, hatte ich Lust auf einen Drink. Aber den wollte ich nicht alleine nehmen“, erzählt sie. Also postete sie ein Bild von ihrem Wodka auf Eis auf Facebook. „Ich wollte an so einem schrecklichen Tag nur auf das Leben trinken.“  

Die 30-Jährige hat nie damit gerechnet, dass sich #aufdieLiebe so schnell verbreitet. „Das ist die Magie des Internets. Ich habe ja nicht mal dazu aufgefordert, die Nachricht zu verbreiten.“

Noch am selben Abend überholt #aufdieLiebe den Hetz-Hashtag gegen den Islam. Bald prosten sich die Leute auf der ganzen Welt mit #LoveIsStrongerThanHate zu. 

Kathrins Tweet ist zu einem Sammelbecken der Gefühle geworden. „Ein Tweet kann nicht die Toten zurückbringen, an der Flüchtlingspolitik der EU etwas ändern und er kann auch keinen Anschlag verhindern“, sagt sie. „Aber es ist wichtig für das Gefühl, an so einem schrecklichen Tag nicht alleine zu sein. So viele Leute haben geschrieben, dass sie einfach dankbar für das bisschen Liebe sind.“ 

 

Darauf trinken wir einen Wodka auf Eis.

 

miu

 

Hier findest du weitere Texte zu den Anschlägen in Brüssel:

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