Es ist so weit: Forscher können Gedanken lesen. Sie erkennen mit dem Gehirn-Scanner sogar Gefühle, Absichten und Lügen. Aber das heißt auch: Der Mensch wird immer leichter manipulierbar. Ein Gespräch mit dem Hirnforscher John-Dylan Haynes.
jetzt-redaktion
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So viel ist klar: Je nach Gedanke sind bestimmte Areale im Gehirn aktiv. Die Entschlüsselung dieser Muster ist allerdings hoch kompliziert.
SZ-Magazin: Herr Haynes, Sie beschäftigen sich mit »Brain Reading«. Können Sie Gedanken anderer Menschen lesen? John-Dylan Haynes: Wir untersuchen, welche neuronalen Muster im Gehirn mit welchen Gedanken einhergehen. Daraus versuchen wir dann zu entschlüsseln, was eine Person gerade denkt. Das bedeutet aber nicht, dass wir in einem Gehirn lesen können wie in einem Buch.
Was können Sie dann erkennen? Wenn jemand an ein Haus denkt oder an einen Tisch, können wir das in der Kernspintomografie sehen. Wir können auch einfache Absichten, Erinnerungen und Gefühle erkennen. Noch sind es aber relativ einfache Gedanken.
Wie machen Sie das? Ein Proband legt sich in den Kernspintomografen, und wir bitten ihn, an etwas zu denken. Wir messen dann seine Hirnaktivität. Eine MustererkennungsSoftware verarbeitet diese Informationen dann und versucht, die Hirnaktivität einem bestimmten Gedanken zuzuordnen.
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Illustration: Julia Schubert
Woher wissen Sie, ob Ihr Proband zum Beispiel gerade an einen Hund denkt? Das ist ein schwieriger Prozess. Wir müssen zunächst lernen, wie sich der entsprechende Gedanke bei der untersuchten Person im Gehirn äußert. Eine Software muss darauf trainiert werden zu erkennen, welches Muster der Hirnaktivität mit welchem Gedanken einhergeht. Damit erstellt man dann eine Datenbank, mit der die Software ein Hirnbild abgleichen kann. Das ist wie bei der biometrischen Gesichtserkennung.
Sieht der Gedanke an einen Hund nicht bei jedem Menschen gleich aus? Sie ähneln sich, sind aber nicht völlig identisch. Je mehr man sich für die Details der Gedanken interessiert, desto unterschiedlicher werden die Hirnbilder verschiedener Menschen.
Liegt das daran, dass jeder Gedanke in einem bestimmten Areal im Gehirn aktiv wird? Es gibt Bereiche im Gehirn, die für die Speicherung von Sehinhalten zuständig sind, andere codieren Hörinformationen, und wieder andere speichern Pläne und Vorhaben. Wenn ich jedoch wissen will, welches Bild genau jemand sieht, dann muss ich lernen, subtile Unterschiede in der Musterung dieser Bereiche zu erkennen. Da werden dann die Unterschiede zwischen Personen besonders deutlich. Wir können erkennen, an welche Automarke ein Mensch denkt, oder ob er gerade einen Dackel oder einen Schäferhund vor Augen hat.
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Text: jetzt-redaktion - Interview: Philipp Mattheis und Klaus Podak