Jede Frau kennt das Gefühl, nach einem schlanken Zylinder zu greifen, den Deckel abzuschrauben, den roten, weich-wachsigen Farbstift herauszudrehen und damit schließlich die Lippen nachzumalen. Kaum gefärbt, tritt der Mund plötzlich leuchtend aus seiner beiläufigen Existenz und schenkt dem weiblichen Gesicht eine neue Kontur. Was für ein Ritual, kurz, einfach und doch so ergiebig. Das Glück darüber, sich selbst für einen Augenblick schöner zu fühlen, wiegt oft schwerer als das Wissen um die Vergänglichkeit oder auch Künstlichkeit der Maske. Dabei blickt das Ritual des Schminkens, die öffentliche Zurschaustellung der Sinnlichkeit des weiblichen Mundes, auf eine bemerkenswert wechselhafte Geschichte zurück.
peter-wagner
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Diesen Text aus der Süddeutschen Zeitung kannst du hier leider nicht mehr lesen, er ist aber noch im Archiv der Süddeutschen Zeitung zu finden.