Atatürk, der Gründer der modernen Türkei, misstraute den Religionen und vor allem jeder Macht im Namen des Islam. Seine Republik schaffte in Istanbul das Kalifat ab, dazu die Gerichte, die nach der Scharia urteilten, und die Medresen, die Schülern statt Mathematik nur den Koran lehrten. Kemal Atatürks Erben schufen dann eine Staatsdoktrin, die einen handfesten Nationalismus zu einer Art Ersatzreligion erhob. Die bedrängten Christen im Land spüren das bis heute. Papst Benedikt XVI. erwies Atatürk jetzt die Ehre und besuchte in Ankara dessen pompöses Grabmal. Keine andere Geste hätte besser beweisen können, dass die vatikanische Visite nicht allein ein seelsorgerisches, sondern auch ein politisches Unterfangen ist.
nina-roethel
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