Als die Weltgemeinschaft 1999 eintraf, wurden ihre Mitglieder noch als Befreier begrüßt. Heute kommt es vor, dass ihnen Menschen auf offener Straße ins Gesicht spucken oder ihre Fahrzeuge demolieren. Ein UN-Bulletin mit dem Titel Frühwarnberichte vermerkt, dass nur dreißig Prozent der Kosovaren den Vereinten Nationen vertrauen. Vor vier Jahren waren es noch doppelt so viele. Jeder Zweite erklärt sich heute bereit, an organisierten Protesten gegen die fremde Macht teilzunehmen.
Der Einsatz im Kosovo ist der größte in der UN-Geschichte. Und auch der erste, bei dem sie die volle Verantwortung für ein Land übernehmen, das mehr oder weniger in Schutt und Asche liegt. Die internationale Gemeinschaft sichert nicht nur den Frieden und pumpt Trinkwasser – sie stellt das Land auf ein komplett neues Fundament: Sie baut ein Rechtssystem auf, bildet Polizisten aus, legt Einbahnstraßen fest und erhebt Steuern. Kurz gesagt, sie schafft den ersten UN-Staat der Welt. Viele hoffen, dass durch humanitäre Interventionen wie diese eine bessere Welt entstehen könnte.
Der militärische Eingriff im Kosovo rettete Zehntausende Menschenleben und war zweifellos gerechtfertigt. Aber wie steht es mit dem zweiten Ziel der Mission, der Erschaffung eines UN-Staates nach Grundsätzen wie Ehrlichkeit, Gerechtigkeit und Demokratie? Nach fast acht Jahren UN-Einsatz und Kosten von fast 22 Milliarden Euro blüht der Schwarzhandel, die reguläre Wirtschaft steht vor dem Zusammenbruch. Die Standardausrede lautet: Solange die Unabhängigkeit des Kosovo von Serbien nicht vollzogen ist, wagt niemand, in das Land zu investieren. Klingt plausibel. Aber welche Investitionen sind nötig, um Gurken oder Tomaten anzubauen?
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