- • Startseite
- • SZ-Magazin
-
•
Sie sind unter uns
Von: SEBASTIAN GLUBRECHT UND JULIA ROTHHAAS (INTERVIEW); ARMIN SMAILOVIC (FOTO)
SZ-Magazin: Wenn Sie mit der Spider Murphy Gang auf der Bühne stehen, scherzen Sie manchmal über Ihre Körpergröße. Lassen Sie uns über kleine Männer sprechen.
Barny Murphy: Über unsere Körpergröße?
Günther Sigl: 1,62 Meter mit Absatz.
Murphy: Das ist doch nicht wichtig.
Sigl: Würde ich auch sagen, wenn ich, so wie du, zehn Zentimeter mehr hätte. Für mich ist das schon ein Problem. Manchmal komme ich im Hotelzimmer nicht an den Spiegel ran. Oder muss auf dem Klo versuchen, das Gleichgewicht zu halten, weil meine Füße den Boden nicht erreichen. Ich habe damals bei der Bundeswehr den Führerschein gemacht, auf einem Fünftonner. Da musste ich immer eine Decke mitbringen, sonst hätte ich die Straße nicht gesehen. So konnte ich zwar oben herausschauen, kam aber unten nur noch schwer an die Pedale. Das war der Horror.
Hatten Sie auch gravierendere Probleme durch Ihre Größe?
Sigl: In der Jugend war meine Größe schon ein Nachteil bei den Frauen. Als kleinerer Mann fällst du durch das Raster, wirst einfach übersehen. Die meisten Frauen haben ein ganz bestimmtes Männerbild: 1,80 Meter groß, schwarzhaarig, Flamencotänzer, braune Glutaugen. Oder auch blond und blauäugig. Aber am liebsten 1,80 Meter groß. Also braucht man etwas, womit man diesen Makel kompensiert. Ich hab dann Musik gemacht. Und kaum stand ich auf der Bühne, waren die Hasn hinter mir her: große, kleine, dicke und dünne.
Murphy: Was hat die Körpergröße denn mit Musik zu tun? Viele Rockstars sind eher von kleiner Statur. Prince, Freddie Mercury…
Sigl: Auf der Bühne und im Fernsehen ist die Größe kein Problem. Aber wenn die Leute mich dann live sehen, sind sie schockiert: »Im Fernsehen sahen Sie viel größer aus.«
Wären Sie denn gern größer?
Sigl: Klar. Es heißt zwar immer, Frauen lieben zuerst mal Männer mit Humor, aber das ist Unsinn. Wenn du klein bist, wollen sie dich nicht, da kannst du noch so lustig sein. Du bist eben nur ein Kleiner. Ist ja auch blöd. Wenn ich eine 1,80 Meter große Frau wäre, würde ich auch nicht mit einem 20 Zentimeter kleineren Mann herumlaufen wollen.
Und was ist mit kleineren Frauen?
Sigl: Das ist das nächste Problem. Die großen Männer nehmen immer die kleinen Frauen. Ich sehe häufig einen 1,90 Meter großen Typen mit einer 1,60 Meter kleinen Frau. Das stinkt mir wirklich! Da denke ich immer: Herrschaftszeiten, das wäre doch eine für mich. Stellt euch mal vor, ich hätte eine dreißig Zentimeter kleinere Frau – die wäre dann 1,30 Meter groß. Wenn sie dazu noch jünger wäre, würde man mich glatt verhaften.
Haben Sie Schwierigkeiten im Alltag?
Sigl: Es ist frustrierend, wenn ich einkaufen gehe. Wegen der Konfektionsgrößen. Wenn ich zum Beispiel mal ein Jackett sehe, das mir gefällt, kann ich es meist nicht kaufen. Passt nicht. Und wenn ich mal etwas in meiner Größe finde, sieht es total konservativ aus. Oben auf der Bühne ist das alles kein Problem. Aber müsste ich mich jetzt irgendwo bewerben, hätte ich wesentlich schlechtere Karten als die Großen. Ich habe ja früher mal als Bankkaufmann gearbeitet. Hinter dem Schalter hat man mich beinahe nicht gesehen. Und in einer Hotelbar ist die Theke oft zu hoch. Da knall ich mit dem Kopf dran.
Auf SZ-Magazin.de kannst du den zweiten Teil des Interviews lesen.