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Salzburg: Eine Stadt spielt sich auf

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Von: Markus Huber (Text); Peter Rigaud (Foto) 

Gleich hinter dem Sigmundstor, diesem 131 Meter langen Loch im Mönchsberg, beginnt ein Freilichtmuseum, das den meisten besser bekannt ist als Altstadt von Salzburg. 2000 von insgesamt 150000 Einwohnern der Stadt leben hier noch. Aber kann man hier überhaupt leben?

Durchläuft man die Altstadt zu Fuß von der Getreidegasse rüber zum Dom, runter zum Residenzplatz und hinein in den Chiemseehof, dann reichten dafür 15 Minuten – allerdings nur um sechs Uhr morgens. Tagsüber, im Sommer vor allem, versperren die Reisegruppen den Weg, sie verstopfen die Getreidegasse, drücken sich vor Mozarts Geburtshaus herum, sie folgen ihren Führern und deren Regenschirmen in die schmalen Durchgänge zum Domplatz, zum Festspielhaus und hinunter zur Salzach. Es ist immer voll, es ist immer laut, und das, obwohl hier keine Autos fahren dürfen. Die Reiseführer haben Megaphone. Die Altstadt wirkt so ursprünglich wie Legoland.

In diesem Freilichtmuseum sind an jedes zweite Haus Jahreszahlen gemalt, 1523 steht auf dem Franziskanerkloster, 1295 über der Buchhandlung Höllriegl, der Dom schmückt sich gleich mit drei Jahreszahlen: 774, 1628, 1959 – Errichtung, Erweiterung, Wiederaufbau. Die »Konditorei Fürst« weist darauf hin, dass sie bereits seit 1884 Mozartkugeln verkauft, ein anderes Haus wirbt damit, dass hier »Konstanze Mozart mit ihrem zweiten Mann und den Kindern gelebt hat«. Und selbst die schäbige Baracke gegenüber dem Festspielhaus preist sich mit dem Satz an: »Der Pavillon wurde den Festspielen anlässlich des 150 Jahres-Jubiläums der Salzburger Sparkasse von den Salzburger Sparkassen geschenkt.« Salzburg will imponieren. Jeder, der sich hier bewegt, soll merken, dass er historischen Boden unter den Füßen hat, dass er historische Luft atmet, selbst dann, wenn sie, wie am oberen Ende der Getreidegasse, stark nach McDonald’s riecht.

Das ist Salzburg, die offizielle, die 1996 von der UNESCO als Weltkulturerbe bezeichnete Version dieser Stadt, die von Weitem wie gemalt auszusehen scheint, hingeduckt zwischen Mönchsberg und Salzach, gekrönt von der Burg, der Feste Hohensalzburg: Gute 250 Meter währt der Zauber in der Länge, etwa 150 in der Breite. Und wer sich partout nicht beeindrucken lassen will, der schlägt sich in der Judengasse, der Verlängerung der Getreidegasse, schnell durch einen Durchgang zur Salzach hinunter und wird Zustimmung für die Bemerkung ernten, dass die Salzburger sich schon eine Spuckweite von Mozarts Geburtshaus entfernt herzlich wenig um ihre Altstadt kümmern – grau bis rußschwarz die Fassaden. Aber wer verlässt schon die Pfade der Reiseführer?

 

Hier findest du den zweiten Teil der Geschichte auf sz-magazin.de

 
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