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Hey, hey hey, was ist denn hier los?

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Von Patrick Illinger Plötzlich stand meine jüngere Tochter im Arbeitszimmer, ihre Augen vor Begeisterung weit aufgerissen. Aber diesmal verlangte sie nicht buntes Bastelpapier, Locher oder Schere. Mit festem Ton forderte die Fünfjährige: »Komm, Papa! Wir zocken!« Sie will – was? Nun, das »Zocken« hat sie von ihrer großen Schwester gelernt. Während der Fußball-EM im Sommer war es die große Mode auf deren Schulhof. Zocken geht so: Man breitet eine Handvoll Panini-Fußballbildchen vor sich aus (der kleineren Tochter ist egal, dass die Europameisterschaft längst rum ist) und versucht, sie umzudrehen, indem man draufschlägt. Das funktioniert tatsächlich. Man muss nur die Hand möglichst schnell wieder hochreißen, der Luftzug wirbelt die Ballack- und Ronaldo-Porträts in die Höhe. Wer ein Bildchen derart auf die Kehrseite bringt, der kriegt es vom Gegenspieler. Die Kleine ist beim »Zocken« große Klasse. Gekonnt patscht sie mit ihrem Händchen auf die Bilder und wirbelt sie reihenweise um. Da packt auch mich der Ehrgeiz, und ich probiere alle möglichen Handhaltungen und Schlagtechniken aus, um in diesem Spiel zu bestehen. Inzwischen macht es mir richtig Spaß. Aber nun mal ganz nüchtern betrachtet: Was passiert hier eigentlich? Zwei Menschen, fünf und 43 Jahre alt, sitzen zusammen auf dem Boden, klatschen mit den Händen auf Abziehbildchen, die Kleine vor Glück jauchzend, wenn sich ein Bildchen umdreht, der Große haut sich die Knöchel wund. Ist das nicht völlig vergeudete Zeit?

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„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.

Illustration: Julia Schubert

Ist es nicht, sagen Wissenschaftler. Glaubt man einer zunehmenden Zahl von Biologen, Psychologen und Anthropologen, so ist Spielen keineswegs nur ein probates Mittel, damit Kinder ein bisschen Dampf ablassen oder nicht zu Fernsehpummeln verkommen. »Menschen können ohne Spiel schlichtweg nicht existieren«, sagt Rainer Buland, der am Salzburger Mozarteum das Institut für Spielforschung leitet, »es gehört zum Menschsein wie der Atem.« Der Berliner Kulturanthropologe Christoph Wulf sagt, im Spiel und seinen Ritualen entstehe überhaupt erst Neues. Und der Münchner Psychologe Rolf Oerter erkennt im Spielen gar den Ursprung aller Kunst und Kultur: »Spiel ist die Basis für die kulturschaffende Kraft der Menschheit«, neben der Arbeit also die wichtigste Komponente des Lebens. Auf der nächsten Seite: Wie Schildkröten spielen Bei den Kollegen vom SZ-Magazin kannst du weiterlesen

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