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Good morning, Iraq

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Von: Dietmar Herz 

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„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.

Illustration: Julia Schubert

Am 20. Dezember ereignete sich im Irak nichts, was der deutschen Presse berichtenswert erschien. Jedenfalls stand am nächsten Tag kaum etwas in den deutschen Zeitungen. Die deutsche Presse kommentierte lediglich die Äußerungen von Präsident Bush zu Veränderungen der Strategie im Irak. Die Toten des 20. Dezember wurden mit keiner Zeile erwähnt.

An diesem Tag reiste ich für einen Monat in den Irak. Während ich von Erfurt nach Frankfurt fuhr und von dort nach Kuwait flog, starb der 21-jährige US-Soldat Robert J. Volker, als eine selbst gebaute Bombe neben seinem Fahrzeug explodierte. Er stammte aus Big Spring, Texas. Sergeant Scott D. Dykman, Fallschirmjäger, 27 Jahre alt, wurde in Bagdad Opfer eines Bombenanschlags. Staff Sergeant Jacob G. McMillan, Fallschirmjäger, 25 Jahre alt, starb in Bagdad, als eine Bombe nahe seinem Fahrzeug explodierte und Heckenschützen auf die Verletzten schossen. Er stammte aus Lafayette, Louisiana. Der 21-jährige Lance Corporal Myles Cody Sebastien fiel am 20. Dezember in der Provinz Anbar. Er kam aus Opelousas, Louisiana.

Das waren nur die amerikanischen Toten dieses Tages. Am 20. Dezember fand die irakische Polizei bei Bagdad 76 Leichen, verstümmelt und durch Schusswunden entstellt. Sie waren vor ihrem Tod gefoltert worden. In Bayji, im Norden des Landes, starben zwei Motorradfahrer, als eine Bombe auf der Straße explodierte. An einer Bushaltestelle im Norden Bagdads töteten Heckenschützen einen Passanten. In Al-Selaikh und Adhamiya, Bagdad, wurden der Universitätsprofessor Muntathar Mohammed Mehdi, sein Bruder und sein Cousin in ihren Autos erschossen. Ein Iraker starb in Al-Yarmuk, Mossul, in einem Schusswechsel. Aus einem vorbeifahrenden Auto wurden zwei Passanten in Al-Zanjali, West-Mossul, erschossen. An einem Polizei-Kontrollpunkt nahe der Universität in Jadriya, Bagdad, starben elf Menschen, als ein Selbstmordattentäter mit seinem Wagen die Absperrung durchbrach. Der palästinensische Lehrer Mahmoud Mohammed Rasheed kam bei einem Feuergefecht im Osten von Bagdad ums Leben. In Kirkuk starben ein Mann und seine Frau an Schussverletzungen. Attentäter erschossen den Polizisten Ahmed Saleh in Al-Mu’allimin, Tikrit.

Während meines vierwöchigen Aufenthalts vom 20. Dezember bis zum 16. Januar starben im Irak 70 Amerikaner und 1566 Iraker. Zunehmend beklagten die US-Medien den Herbst und Winter über die Aussichtslosigkeit des Krieges. An Weihnachten berichtete die amerikanische Presse, dass die Zahl der gefallenen Amerikaner im Irak die der Opfer der Anschläge des 11. September 2001 nunmehr übertroffen habe. Im vierten Kriegsjahr begann man, Bilanz zu ziehen.

Die Schätzungen über die Zahl der Kriegstoten gehen weit auseinander; die britische medizinische Fachzeitschrift The Lancet veröffentlichte im Herbst 2006 eine Studie, derzufolge zwischen Juni 2005 und Juni 2006 auf tausend Einwohner 20 Todesfälle kamen. Zwei Drittel starben eines gewaltsamen Todes, davon 53 Prozent an Schussverletzungen, 30 Prozent durch Autobomben und andere Explosionen und zwölf Prozent durch Luftangriffe. Insgesamt, so die Schätzung, starben zwischen dem 18. März 2003 und dem Juni 2006 mehr als 600000 Menschen im Irak eines gewaltsamen Todes. Einigkeit besteht über die Zahl der amerikanischen Gefallenen: Sie liegt bei mehr als 3000. Die Koalitionspartner verloren bis zum 22. Februar dieses Jahres 256 Soldaten im Irak.

 

Ein moderner Krieg eskaliert

In westlichen Staaten sind Menschenleben wertvoll. Moderne Kriege werden so geführt, dass Verluste weitgehend vermieden werden. Im Kosovo-Krieg starben keine Soldaten der NATO, während des Afghanistan-Feldzugs 2001/2002 fiel ein Soldat der Koalitionstruppen. Auch für Präsident George Bush senior war diese Überlegung im Zweiten Golfkrieg von überragender Bedeutung, als er im Frühjahr 1991 vor der Wahl stand, seine Truppen bis nach Bagdad zu schicken, um Saddam Hussein zur Strecke zu bringen. 1999 konstatierte er, verbittert über die Unterstellung, er habe damals die Arbeit nicht zu Ende gebracht: »Wären wir nach Bagdad hineingegangen – wir hätten es gekonnt. Und dann? Welcher Sergeant, welcher Grenadier hätte sich in Lebensgefahr begeben sollen, um in einem städtischen Guerillakrieg in einer vielleicht fruchtlosen Jagd den am besten gesicherten Diktator der Welt zu finden? Sein Leben hätte in meiner Hand als Oberbefehlshaber gelegen, weil ich mich unilateral über internationales Recht hinweggesetzt hätte, über den festgelegten Kampfauftrag, und gesagt hätte, wir zeigen ihnen, was für Machos wir sind?«

 

Auf SZ-Magazin.de kannst du den zweiten Teil des Artikels lesen.

Von: Dietmar Herz

 
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