- • Startseite
- • SZ-Magazin
-
•
Ein Türsteher packt aus: Zum Wohle der Gesellschaft
Von Marc Baumann
Du musst draußen bleiben
Zwei heiße Hasen durften immer ins »P1«, einen scheiß Typ mit zwei heißen Hasen ließ ich auch noch rein, aber zwei scheiß Typen mit einem heißen Hasen, das ging nicht. + + + + Erstaunlich, wie viele Frauen einfach ohne ihren Freund ins »P1« gingen, wenn der Mann nicht reinkam. Ein Abschiedskuss, und Tschüss. + + + + Auch beste Freunde, Geschäftspartner und sogar Zwillinge haben sich am Eingang getrennt – einer rein, der andere heim. + + + + Nur schlechte Türsteher lassen alle ihre Freunde in den Club. Wenn sie nicht zur Türpolitik (berühmt, ausgeflippt und/oder reich) passten, hab ich auch früheren Mitschülern, Nachbarn, Jungs aus dem Fußballverein und Freundinnen meiner Frau den Zutritt ins »P1« verwehrt.
Männer mit Geld
Ein arabischer Scheich im Club war besser als Weihnachten: Da bekam jeder Türsteher zur Begrüßung 500 Mark, der Barmann ebenso, und als der DJ einmal eine Platte der Sängerin Ofra Haza auflegte, erhielt er vom Zahlmeister des Scheichs 2000 Dollar zum Dank. + + + + Die bestellten Magnum-Champagnerflaschen und die Partymädchen wurden von den Arabern nie angefasst, die waren nur Dekoration. + + + + Als Türsteher wirst du jeden Abend fünfzig Mal entlassen. Von Männern, deren Ego es nicht erträgt, dass sie nicht hineindürfen. Standardsatz: »Weißt du nicht, wer ich bin? Ich bin der Geschäftsführer/ Sohn/Freund von… das kostet dich deinen Job«. + + + + Trotzdem sollte man als Türsteher nicht die Visitenkarte des Managers eines internationalen Großkonzerns zerreißen und »Heul doch, du Wurst« sagen. Die Folge: eine dreiwöchige Suspendierung.
Stammgäste
Es gab eine Liste von etwa 6000 Personen, den erweiterten Kreis der Stammgäste, die ich kennen musste: Aussehen, Beruf, Vermögen, Freundeskreis. + + + + Die Spieler vom FC Bayern durften immer rein, vom TSV 1860 nur Stars wie Thomas Häßler, Profis der Spielvereinigung Unterhaching mussten draußen bleiben. + + + + Den Bayern-Verteidiger Bixente Lizarazu habe ich beim ersten Mal nicht erkannt, der stand brav eine halbe Stunde draußen in der Warteschlange, bis ihn ein Mitspieler entdeckt und lachend reingeholt hat. + + + + Bis auf Stefan Effenberg haben sich die Bayern-Spieler immer gut benommen. Sehr zugänglich zum »P1«-Personal war auch die ein oder andere einsame Spielerfrau.
Bestechungsversuche
Manche Frauen haben uns Türstehern Sex angeboten, einfach schnell um die Ecke, um ins »P1« zu dürfen. Die Männer haben es mit Geld probiert: Drei russische Geschäftsmänner wollten mir 5000 Mark zustecken. Geld wurde einem eigentlich dauernd angeboten. Man sagt nicht immer nein.
Hier geht es weiter zum zweiten Teil der Geschichte auf sz-magazin.de