Wo immer der Mensch ist, gestaltet er die Welt. Aber wie viel Form brauchen wir wirklich? Und: Wie viel können wir ertragen?
Von Georg Diez
jetzt-redaktion
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Wir leben in Zeiten des Designterrors, und um das zu erkennen, muss man gar nicht zur Mailänder Möbelmesse fliegen; es reicht schon, mit dem Auto quer durch Deutschland zu fahren: Der gute Geschmack ist überall, es ist ein Grauen. Man kann ja nicht mal mehr sicher sein, ob man in einem Berliner Club ist oder auf der Autobahn kurz hinter München, wo sich links und rechts zwei aufgeschnittene Röhren so schick über die Fahrbahn wölben, als wollte hier jemand um einen Artikel in Wallpaper betteln und nicht einfach Lärmschutz betreiben.
„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.
Illustration: Julia Schubert
Selbst die Blitzsäulen, die an der A9 am Hermsdorfer Kreuz montiert sind, glänzen so schwarz und edel, als seien sie von Muji. Und im McDonald’s von Schleiz, wo sich die jugendlichen Tätowierten mit ihren Opels treffen, sieht es dank den mokkabraunen Lederlounge-Sesseln und dem dunklen Holzfurnier aus wie im Teesalon des »Hotel de Rome« mitten in der Hauptstadt.
Der früher einmal notwendige Versuch, dieses Land ein wenig schöner zu machen und damit auch moderner, ist außer Kontrolle geraten. Es gibt heute nicht mehr zu wenig Design, es gibt zu viel. Aber was hat es eigentlich zu bedeuten, dass unsere Zwei-Sterne-Wirklichkeit dauernd so tut, als sei sie ein Fünf-Sterne-Hotel?
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