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Der härteste Job der Welt

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Von Holger Gertz Der erste Wiesn-Samstag ist ein schöner, ein märchenhafter Tag. Ich sitze im Hacker-Festzelt, in dem ich den größten Teil der nächsten zwei Wochen verbringen werde, jedenfalls ist das der Plan. Ein guter Freund hatte mir versprochen, mir regelmäßig den Zwischenstand aus der Allianz-Arena aufs Handy zu schicken, die von einigen meiner Bekannten Arroganz-Arena genannt wird. Ich bin in der Nähe von Bremen geboren, Werder Bremen ist mein Verein, seit ich ein Kind bin, und als es zum ersten Mal in der Hose vibriert, also das Handy, steht es 1:0 für uns, es vibriert weiterhin, 2:0, beim 3:0 versuche ich, diesen Freund anzurufen, aber ich verstehe ihn nicht, es ist zu laut auf der Wiesn, beim 5:0 denke ich an eine schwere Verarsche.

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„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.

Illustration: Julia Schubert

Das Ergebnis sieht geradezu absurd schön aus auf dem Display. Allerdings schauen die Leute inzwischen überall auf ihre Handys, halten sie ein Stück vom Gesicht weg, und soweit es Bayern sind, scheinen auch sie an eine schwere Verarsche zu glauben oder auf eine zu hoffen, je nachdem. Fünf Tore bei den Bayern, das ist jedenfalls ein Wunder, an das ich erst am Abend richtig zu glauben beginne, als die Fans in den Werder-Trikots eintreffen. Sie kommen direkt aus dem Stadion, Gesandte aus der Welt da draußen mit den Namen der Helden auf dem Rücken, Frings und Pizarro, Özil und Diego und Naldo. Die Bremer bestellen je eine »Maas«, denn wo der Bayer ein kurzes »a« spricht, wie in Maß, spricht der Bremer ein langes – und wo der Bayer ein langes spricht, wie in Rad, spricht der Bremer grundsätzlich ein kurzes: Ratt. Ich erinnere mich nicht an alles, was noch geschehen ist, nur daran, dass ich irgendwann im Hacker-Zelt, unter dem Himmel der Bayern, von einem fleischigen Frings zärtlich in den Arm genommen wurde. Ich ließ es geschehen. Geschehen lassen ist der Schlüssel. Man muss dazu bereit sein, etwas mit sich geschehen zu lassen, sonst geht es nicht, sonst kann man das nicht überstehen: zwei Wochen Oktoberfest, nonstop im Bierzelt, von morgens bis abends. Man muss bereit sein, sonntags um neun in der Früh Bier zu trinken. Sonntags um neun sind die Zelte schon voll, neben mir sitzen eine Menge junger Leute um die zwanzig. Sie haben sich über die Internetplattform »Couchsurfing« kennengelernt. Man registriert sich im Internet, erzählt ein bisschen über sich und stellt den anderen Usern seine Couch zur Verfügung, das spart Hotelkosten. Die Couchsurferinnen kommen aus Amerika und Südafrika, sie haben auf der Couch einiger Bayern geschlafen. Ich bin noch müde an diesem Morgen, ich muss es mir reinpressen, das Bier, und den Jungs am Tisch bin ich bald egal. Sie prosten sich zu, sie stehen schon in ihren Lederhosen auf den Bänken, nette Kerle, aber ich bin ihnen wurscht. Ich sehe: Waden. Die Frauen sind anders, sie wollen mich einbeziehen, Frauen kriegen Mitleid, wenn ein einzelner Mann neben ihnen sitzt, dem das Bier nicht schmeckt. Stille Momente Irgendwann stößt diese Südafrikanerin mit ihrem Krug leicht gegen meinen, es klirrt ganz leise. Es ist ein beiläufiges Geräusch, das man aufnimmt wie einen Blick aus der Menge. Man kann zurückschauen oder zurückprosten. Man kann es auch bleiben lassen, aber dann ist man raus. Man hat die Wahl. Es gibt diese stillen Momente auf der Wiesn, allerdings sind sie nicht von Dauer. Von hinten nähert sich bald ein bärtiger Mensch und singt das Harald-Juhnke-Lied, alle Strophen, die letzte geht so: Wer macht abends einen drauf? Harald JUUUHN-KE/und steht morgens wieder auf? Harald JUU-HUUN-KE. Wenn man die tragische Geschichte des großen Säufers Harald Juhnke einigermaßen kennt, kann man den Text nur mit einigem guten Willen so stehen lassen. Ein schönes Thema. Die Südafrikanerin kennt Harald Juhnke nicht, sie will aber auch nichts wissen über die tragische Geschichte dieses großen Säufers, die ich ihr nahezubringen versuche. Sie hat schon eine Maß mehr als ich, dabei ist sie viel dünner und jünger, keine zwanzig, grob geschätzt. Wir kommen da nicht weiter. Und irgendwann bin ich dann raus. Auf der nächsten Seite: "Man muss betrunken sein, um ein Teil der Masse werden zu können, wenn alles verschmilzt" Weiter geht's bei den Kollegen vom SZ-Magazin

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