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Das fängt ja gut an

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Von Max Fellmann Raucher oder Nichtraucher. SPD- oder CDU-Wähler. Fleischesser oder Vegetarier. Es gibt viele Fragen, die die Menschen in zwei Gruppen teilen, klar. Aber ein besonders fundamentaler Gegensatz wird oft übersehen – der zwischen Menschen, die beim Frühstück reden, und denen, die beim Frühstück schweigen wollen. Es geht da nicht einfach um ein paar Wörter mehr oder weniger – es geht um die grundsätzliche Frage: In welche Richtung entwickelt sich der Tag? Denn wenn die Kommunikation beim Frühstück schiefgeht, bedeutet das oft, dass die nächsten acht bis zehn Stunden die Kurve auch nicht mehr kriegen. Nichts ist heikler als Gespräche beim Frühstück. Während das Mittagessen eine angenehme Unterbrechung des Tages darstellt und man beim Abendessen nach getaner Arbeit mit Familie oder Freunden entspannt, manifestiert das Frühstück, dieses erste Essen oder auch nur Kaffeetrinken im Morgengrauen, den Bruch zwischen angenehmer Realitätsferne (noch im Bett liegen) und Schluss-mit-lustig (irgendwie startklar werden, zur U-Bahn kommen, Arbeitswillen aufbringen). Es gibt Naturwunder, die aus dem Bett hüpfen und sofort in Schwung sind, aber für den weitaus größten Teil der Menschen ist der Übergang so anstrengend wie die Verwandlung von Dr. Jekyll in Mr. Hyde.

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„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.

Illustration: Julia Schubert

Gestern berichtete eine Bekannte, sie habe morgens beim Blick auf die Zeitung nur kurz verschlafen gemurmelt, »Mensch, der Obama, der hat jetzt auch gut was zu erledigen«. Ihr Mann, schon viel zu wach, habe daraufhin eine Diskussion über US-Wahl, Finanzkrise und internationale Konflikte vom Zaun brechen wollen, noch bevor die Kaffeemaschine warm war. Er dozierte, sie brummte, es kam zum Streit, bei dem auch gleich noch alle möglichen Alltags-Kleinigkeiten aufgerollt wurden. In den Tagen darauf versuchten die beiden möglichst zu unterschiedlichen Zeiten zu frühstücken. Franz Grillparzer befand: »Solang ich nüchtern, bin ich träg und dumm, doch nach dem Frühstück schon kommt Witz und Klugheit.« Das Problem ist: Die eine Hälfte der Menschen will morgens schon aufdrehen, während bei der anderen eben von »Witz« und »Klugheit« noch nicht das Geringste zu merken ist. Ob Ehepaare oder WGs, ob Großfamilien oder Café-Runden: Da treffen zwei unvereinbare Welten aufeinander – unaus-geschlafene, bleichgesichtige Zombies gegen rotwangige, fröhliche Morgenfreunde. Dass das nicht zusammengeht, zeigt die Geschichte eines Freundes: Der saß vor Kurzem in der Küche und versuchte, seine Gedanken zu ordnen – da fing seine Freundin umstandslos an, Meldungen aus der Tageszeitung vorzulesen, und machte ganz im Ernst weiter mit Klassikern wie »Was sagst du dazu?« und »Hey, ist das nicht krass?« Der Mann erzählt, er habe nach ein paar Minuten seufzend die Küche verlassen und sich so lange ans Wohnzimmerfenster gesetzt, bis seine Freundin im Bad verschwand. Kein Wunder, dass die Menschen sich morgens immer häufiger aus dem Weg gehen. Es gibt Studien, die zeigen, dass viele Familien morgens nur noch ein paar Minuten gemeinsam in der Küche verbringen. Gunther Hirschfelder, Volkskundler an der Universität Bonn und Autor des Buches Europäische Esskultur, fragt zu Recht: »Gibt es das Frühstück überhaupt noch? Oder ist es längst nur noch ein medial vermitteltes Klischee, das wir mögen, weil in der Nutella-Werbung Fußballer nett beisammensitzen?« In Wirklichkeit sitzen die Menschen nur noch wenige Minuten in der Küche, klären schnell das Nötigste, dann stürmen auch schon alle aus dem Haus. Und das ist gut so, denn alles Weitere wäre schlicht zu riskant. Ein Bekannter wollte vor einiger Zeit beim Frühstück mit seiner Frau nur kurz besprechen, ob man abends noch gemeinsam zum Baumarkt fahren solle, es mussten ein paar Reparaturen in der Wohnung erledigt werden. Seine Frau, sagt er, habe längere Zeit verschlafen an ihm vorbeigesehen und geschwiegen – und erst, als er schon dachte, sie würde gar nicht reagieren, zischte sie scharf über den Tisch: »Das machst du extra, oder? Ich bin noch keine drei Minuten wach, und du verdirbst mir schon den ganzen Tag mit der Aussicht auf dieses blöde Gebastel.« Lies weiter bei den Kollegen vom SZ Magazin: Wer morgens schweigt, ist auf der sicheren Seite. Das hat übrigens schon der alte Morgenmuffel Winston Churchill erkannt.

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