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Das Buddy-Prinzip: Ey, Alter

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Von Sebastian Glubrecht

Wenn der Kumpeltyp einen Witz erzählt, lacht er laut, pikst jemanden mit dem Ellbogen in die Rippen oder klatscht ihn ab. Wie ein Pavian. Nennen wir dieses Phänomen: das Kumpelsystem. Nichts gegen das untrennbare Band zwischen Narziss und Goldmund, Winnetou und Old Shatterhand oder Asterix und Obelix. Diese Männerfreundschaften verbindet wahres Interesse am anderen. Das Kumpelsystem aber ist eine aus zotigem Humor und Geltungsdrang entstandene Macke; so etwas wie soziale Masturbation.

Man findet sie im Proseminar, an der Theke, im Büro, an der Pommesbude oder an Fitnessgeräten – überall dort, wo Männer auf Männer treffen, die sie noch nicht kennen oder mit denen sie nichts anfangen können. Ein erstes Anzeichen des Kumpelsystems ist Sprechen mit Ausrufezeichen und unkontrolliertes Lachen: »Und, wie geht’s!« »Hahaha, zu gut zum Leben, zu schlecht zum Sterben!« – »Hahahaha!« – »Und sonst?!« – »Was muss, das muss! Hahaha!« – »Hahahaha!«

Echte Antworten sind selten. Stattdessen wird gelacht unter Kumpeltypen, meist ein maschinengewehrsalvenartiges Gemecker. Der Mund ist weit aufgerissen, die Augen bleiben aufmerksam, man ist allzeit bereit aufzuhören, wenn die Stimmung umschlägt. Der Hauptzweck des Kumpelsystems ist nämlich, Unsicherheit zu kaschieren – ein Lacher zu viel kann fatal sein. Die Regeln dieser temporären Nutzfreundschaft sind streng. Nummer 1: Wenn einer einen Witz erzählt, lachen die anderen, egal, ob der Witz gut, schlecht oder bekannt ist. Nummer 2: Nie von Problemen oder der eigenen Freundin erzählen. Nummer 3: Youtube-Filmchen herumschicken. Nummer 4: Die anderen Kumpel mit Spitznamen aus Jugendzeiten ansprechen. Die letzte und wichtigste Regel: Bier und Weiber sind die besten Zeitvertreiber. Hahahahaha!

 

Hier geht es zum zweiten Teil der Geschichte auf sz-magazin.de

 
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