- • Startseite
- • SZ-Magazin
-
•
CO2-Verbrauch: Es ist alles meine Schuld!
Von Johannes Waechter
Der Gipfel meines Umweltengagements liegt über zwanzig Jahre zurück. Damals, als Schüler, wollte ich noch unsere Erde retten, zum Beispiel durch Recycling von Aluminium. Ich hatte gelesen, dass bei der Gewinnung dieses Metalls unglaublich viel Energie verbraucht wird. Deshalb machte ich es mir zur Aufgabe, möglichst viel Alu der Wiederverwertung zuzuführen, und sammelte Kaugummi-Einwickel-Folie, die allerdings neben dem Aluminium aus einer Lage Papier bestand. Wie konnte ich die beiden Komponenten trennen? Nach langem Nachdenken hatte ich die Lösung: Mit Hilfe einer Kerze brannte ich das Papier von der Folie ab.
Wie viel Zeit seitdem vergangen ist, merkt man daran, dass heute niemand mehr im Dienste des Umweltschutzes eine Kerze entzünden würde. Schließlich erzeugt die Flamme Kohlendioxid und trägt so zum Treibhauseffekt bei. Stichpunkt Klimawandel: Rund elf Tonnen CO2 pustet jeder Deutsche pro Jahr im Durchschnitt in die Luft, das sind laut Zielwert der UNO sieben Tonnen zu viel. Nahezu alle unsere Tätigkeiten sind mit dem Ausstoß von CO2 verbunden, selbst im Schlaf belasten wir die Umwelt, solange das Schlafzimmer geheizt ist, und um all dies genauer zu verstehen, überprüfe ich an einem Wintertag meine persönliche CO2-Bilanz, eingedenk jenes Engagements aus idealistischen Jugendtagen. Denn so wie bisher – und das meine ich jetzt generell – kann es nicht weitergehen.
Der Morgen beginnt mit einem Blick auf den Nachtspeicherofen. Dieser mit Strom betriebene Heizkörper lädt sich nachts auf und gibt die Wärme im Lauf des Tages wieder ab. Eine umständliche Heizmethode, die vom Bundesumweltministerium als »extrem klimaschädlich« bezeichnet wird. Dabei wird die Wohnung nicht einmal besonders warm, der Thermostat meldet frostige 17 Grad Celsius. Am Zähler überprüfe ich den Stromverbrauch der zurückliegenden Nacht: genau 50 Kilowattstunden. Dieser Energieaufwand lässt sich in Kohlendioxid umrechnen, und da ich keinen Ökostrom habe, ist das Ergebnis ernüchternd: In der vergangenen Nacht hat meine Heizung 30 Kilogramm CO2 in die Luft geblasen.
Im Bad schalte ich das Licht an – wenigstens habe ich kürzlich eine Energiesparlampe eingeschraubt –, verstöpsele den Abfluss und schätze nach dem Duschen mit Hilfe eines Messbechers die verbrauchte Wassermenge ab. Es sind nur 22 Liter, davon waren vier Fünftel heiß und ein Fünftel kalt. Um knapp 18 Liter Wasser auf sechzig Grad aufzuheizen, ist zirka eine Kilowattstunde Strom erforderlich, bei deren Erzeugung laut Umweltbundesamt 616 Gramm Kohlendioxid produziert werden.
Den zweiten Teil der Geschichte findest du auf sz-magazin.de.