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Kann man vom Bafög-Höchstsatz leben?

Wofür geben Studierende ihr Geld aus? Und woher kommt es? Würde ihnen der Bafög-Höchstsatz reichen?
Illustration: Julia Schubert

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Für viele Studierende macht Bafög den Großteil ihres Einkommens aus. Trotzdem reicht die Förderung in Städten wie München, Frankfurt oder Hamburg oft nicht aus, um die ansteigenden Lebenshaltungskosten zu finanzieren. Deswegen werden die Leistungen zum kommenden Wintersemester im Zuge einer Reform erhöht. Auch eine Reihe anderer Maßnahmen soll Studierenden mehr Geld bringen und ihnen den Zugang zu Bafög erleichtern.

Das Deutsche Studentenwerk unterstützt die Reform, kritisiert aber, dass die Förderhöchstdauer weiterhin nur die Regelstudienzeit von sechs Semestern abdeckt. Das müsse um mindestens ein Semester verlängert werden – schließlich schaffe es nur eine Minderheit der Studierenden, das Studium in der Regelstudienzeit abzuschließen.

Bis 2020 sollen die Bedarfssätze in zwei Schritten um sieben Prozent erhöht werden. Der bisherige Höchstsatz liegt bei 735 Euro, in Zukunft soll er 861 Euro betragen. Doch inwiefern reicht das aus, um das Leben von Studierenden zu finanzieren? Wir haben vier von ihnen gefragt, wie viel Geld sie monatlich bekommen, wofür sie es ausgeben – und ob sie allein von Bafög tatsächlich leben könnten.

Emilia-Louisa, 22, wohnt in Passau und bekommt 948 Euro im Monat:

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Foto: privat
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Illustration: Julia Schubert

„Ich studiere Grundschullehramt an der Universität Passau und komme jetzt ins dritte Semester. Von meinem Vater bekomme ich 300 Euro und von meinen Großeltern 200 Euro. Außerdem zahlt mein Vater meine Miete: 448 Euro inklusive Strom und Internet für ein 15 Quadratmeter großes WG-Zimmer. Ich gebe etwa 250 Euro für Lebensmittel und Kosmetik aus, für Restaurants sind es dagegen nur etwa 30 Euro. Dafür gebe ich fürs Nachtleben relativ viel aus – ich schätze um die 150 Euro. Der Rest variiert, aber durchschnittlich zahle ich 50 Euro für Klamotten sowie 50 Euro, um meine Familie und Freund*innen in München zu besuchen. Etwas zur Seite zu legen, schaffe ich nicht. Wenn zum Beispiel ein Urlaub ansteht, versuche ich stattdessen, in den Wochen davor weniger Geld auszugeben. Außerdem kann ich mein Konto um bis zu 100 Euro überziehen – wenn es nötig ist, mache ich das auch. Ich müsste also etwa 100 Euro weniger ausgeben, um mit dem neuen Bafög-Höchstsatz auszukommen.“

Ben, 30, wohnt in Ludwigsburg und bekommt 835 Euro im Monat:

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Foto: privat
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Illustration: Julia Schubert

„Ich studiere Filmproduktion an der Filmakadamie Baden-Württemberg und komme jetzt ins fünfte Semester. Aktuell bekomme ich 735 Euro Bafög sowie 100 Euro von meinen Eltern. Einen festen Nebenjob habe ich nicht, denn mein Studium nimmt sehr viel Zeit in Anspruch. Inklusive Strom und Internet zahle ich 520 Euro Miete für ein WG-Zimmer mit 25 Quadratmetern. Für Netflix, Amazon, Spotify und meinen Handyvertrag fallen 70 Euro an. Ich schätze, dass ich für Lebensmittel und Kosmetik 100 Euro ausgebe. Für Restaurants, Bars oder Partys sind es nur etwa 60 Euro – in Ludwigsburg ist das Nachtleben nicht allzu wild. Außerdem zahle ich etwa 50 Euro, um meine Familie zu besuchen. Das, was übrig bleibt, gebe ich dann unter anderem für Klamotten aus. Wenn ich mal Geld brauche, weil ich zum Beispiel Urlaub machen möchte, dann verdiene ich mir in den Semesterferien etwas dazu. Zur Seite lege ich zwar nichts, aber ich komme mit meinem Einkommen aus. Der neue Bafög-Höchstsatz würde mir also reichen.“

Selina, 22, wohnt in München und bekommt 1300 Euro im Monat:

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Foto: privat
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Illustration: Julia Schubert

„Ich studiere Kunstgeschichte an der LMU und komme jetzt ins siebte Semester. Deswegen kriege ich bald auch kein Bafög mehr, aktuell sind es aber noch 650 Euro. Durchschnittlich bekomme ich von meinen Eltern 100 Euro und durch meinen Nebenjob 300 Euro. Außerdem kriege ich 200 Euro Kindergeld. Ich wohne in einer Ein-Zimmer-Wohnung mit 37 Quadratmetern und zahle dafür 745 Euro inklusive Strom und Internet. Das ist zwar viel, aber WGs sind nichts für mich. An Nebenkosten fallen fünf Euro für Spotify, 35 Euro für meinen Handyvertrag, zwölf Euro für Netflix und 20 Euro für meine Mitgliedschaft in einem Fitnessstudio an. Für Lebensmittel und Kosmetik zahle ich maximal 100 Euro, weil ich wenig selbst einkaufe und stattdessen oft bei meinem Freund oder in der Arbeit esse. Ansonsten gebe ich nochmal etwa 100 Euro aus, um mich mit Freund*innen zu treffen. Der Großteil davon ist aber für Restaurants, in Bars oder in Clubs gehe ich selten. Ich versuche, monatlich 200 Euro zur Seite zu legen, um Urlaub zu machen und meine Bafög-Schulden abzubezahlen. Um von dem neuen Bafög-Höchstsatz leben zu können, müsste ich mehr sparen oder mir eine viel günstigere Wohnung suchen. In München wäre das aber schwer.“

Tobias, 22, wohnt in Berlin und bekommt 990 Euro im Monat:

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Foto: privat
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Illustration: Julia Schubert

„Ich studiere Biotechnologie an der TU Berlin und komme jetzt ins neunte Semester. Von meinen Eltern bekomme ich 490 Euro Unterhalt, durch einen Nebenjob nochmal 500 Euro. Mein WG-Zimmer ist 20 Quadratmeter groß, ich zahle dafür 440 Euro inklusive Strom und Internet. Außerdem gebe ich zehn Euro für meinen Handyvertrag und acht Euro für Netflix aus. Für Lebensmittel und Kosmetik fallen nur etwa 120 Euro an, da ich mir einfache Gerichte koche und nicht viel Kosmetik brauche. Allerdings gebe ich in Restaurants bestimmt 120 Euro aus. Ich bin oft mit Freund*innen unterwegs und zahle für Unternehmungen wie Kinobesuche, Bars oder Clubs etwa 100 Euro – in Berlin gestaltet sich das zum Glück günstiger als in vielen anderen Großstädten. Für Klamotten gebe ich durchschnittlich 50 Euro aus, das variiert aber. Ich versuche, monatlich bis zu 200 Euro zur Seite zu legen, unter anderem für Urlaub. Ich könnte also vom Bafög-Höchstsatz leben.“

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