Der Sender
Die „Hölle“ liegt im Seminargebäude, 2. Stock, ganz links. Im Vorhof brummt ein leuchtender Cola-Automat, daneben stehen verschiedene Eimer, zum Mülltrennen. Ockergelbe Wände, verziert mit Unterschriften von Bands, Schauspielern, Politikern. Hier ist der Ausbildungssender der Uni Leipzig zu Hause und die Bezeichnung „Hölle“ ist nur an den Sendernamen angelehnt, denn in den Redaktionsräumen von "mephisto 97.6" brennt bestimmt kein Fegefeuer. Es gibt Computer, Sofas, acht digitale Schnittplätze, zwei Studios, jede Menge Mikros.
Die Geschichte
Am 31. Mai 1995 ging "mephisto 97.6" zum ersten Mal auf Sendung. Die Idee eines Uni-Radios hatte schon länger in den Köpfen von Studenten und Dozenten des Instituts gespukt. Zweimal hatte es am Tag der offenen Tür schon Sendungen auf dem Campus gegeben und als die sächsische Landesmedienanstalt 1994 die Frequenz 97,6 MHz für Leipzig ausschrieb, wurde in Seminaren ein Konzept entwickelt. Radio mephisto bekam den Zuschlag, werktags für mehrere Stunden ein Programm zu senden. Morgens sendet "mephisto 97.6" zwischen zehn und zwölf Uhr, abends von 18 bis 20 Uhr. Die restliche Zeit läuft auf der gleichen Frequenz das Programm des Senders R.SA. An die Frequenz sind zwei Auflagen gebunden: Das Programm muss einen Wortanteil von mindestens 40 Prozent haben und es darf keine Werbung ausgestrahlt werden.
Das Programm
Bei "mephisto 97.6" gibt es zwei Magazinsendungen: Morgens zwischen zehn und zwölf Uhr läuft der „Faustschlag“, abends von 18 bis 19 Uhr „Direkt“. In den Magazinen wird der Hörer über lokale Kultur, Politik, Wissenschaft und Sport informiert. Halbstündig gibt es Nachrichten und zwischen den Beiträgen viel Musik. Das Programm in der letzten "mephisto"-Sendestunde zwischen 19 und 20 Uhr ist jeden Tag unterschiedlich: Montags gibt es Hörspiele, Features und Themensendungen, dienstags das Kinomagazin „super 8“ und „frisch gepresst“, die Musiksendung über die jeweilige CD der Woche. Mittwochs läuft „M 19“, das lange Interview (diese Woche übrigens mit Marie Luise Marian alias Mutter Beimer aus der Lindenstraße), donnerstags die Musiksendung „Tonleiter“ und freitags der satirische Wochenrückblick „Nachschlag“.
Die Mitarbeiter
Bis auf die beiden Techniker arbeiten für "mephisto 97.6" nur Studenten der Universität Leipzig. Mitmachen darf erst mal jeder, egal ob Journalistik- oder Mathestudent. Einfach im Sender oder bei den Infotreffen zu Semesteranfang vorbeischauen. Für die Sendungen sowie die Musik- und Nachrichtenredaktion werden pro Semester ein oder mehrere Leiter gewählt. Die dreiköpfige Chefredaktion bleibt immer für ein Jahr im Amt. Verantwortlich im Sinne des Presserechts ist die Programmdirektion, die aus Mitarbeitern und Professoren des Instituts für Kommunikation- und Medienwissenschaft besteht. Darüber hinaus gibt es tägliche Redakteure vom Dienst, die einzelne Sendungen betreuen, freie Mitarbeiter und Praktikanten. In den Semesterferien bietet der Sender eine sechswöchige Intensivausbildung an. Vollzeit Radio machen, unter realen Arbeitsbedingungen, unterstützt von Seminaren mit Profis aus der Medienpraxis. Geld gibt es nicht, weder für Praktika noch für freie Mitarbeit. Wer sich aber länger für "mephisto 97.6" engagiert, bekommt kostenlos Sprecherziehung.
Der Name
„Wer zum Teufel sind Sie?“ Das fragt eine Männerstimme im Jingle, der jeden Tag zu Sendebeginn läuft. Bei der Frage, wie der Sender zu seinem Namen kam, gibt es spontan folgende Assoziationskette: In Leipzig liegt Auerbachs Keller, Auerbachs Keller ist ein Schauplatz in Goethes Faust, Protagonist ist Mephisto. So, und warum heißt der Sender nun "mephisto 97.6"? „Es war so, dass es damals in der Gründungszeit mehrere Namensvorschläge gab, über die demokratisch abgestimmt wurde. Die meisten Nennungen hat "mephisto" bekommen. Das ist rückblickend schon ein lustiger Name, weil er ein bisschen außergewöhnlich ist und immer wieder auffällt“, so Chefredakteur Johannes Schiller.
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Foto: mephisto 97.6.