Süddeutsche Zeitung

Unsere Kernprodukte

Im Fokus

Partnerangebote

Möchten Sie in unseren Produkten und Services Anzeigen inserieren oder verwalten?

Anzeige inserieren

Möchten Sie unsere Texte nach­drucken, ver­vielfältigen oder öffent­lich zugänglich machen?

Nutzungsrechte erwerben

Möbus-Schleifen binden

Teile diesen Beitrag mit Anderen:

Bei kaum einem anderen Kleidungsstück ist die stilistische Abgrenzungsnot größer als bei einem Sneaker. Denn was Herrenausstatter für ihre rahmengenähten Schuhe predigen, gilt auch für ihn: Am Schuh erkennt man, was einer auf sich hält. Ob Skater, Hipster, Indietyp - der Schuh ist Statement, Eintrittskarte, Abzeichen. Ungebrochen hält sich seit Jahren die Vorliebe für Retro-Fußwerk, das von den Konzernen bereitwillig angeboten wird, mit Wiederauflagen alter Modelle. Langweilig - aber auch dieser In-Vitro-Retrotheismus verkauft sich. Nicht nur retro sondern geradezu Renaissance sind die Schuhe der Firma Möbus aus Berlin. Einen großen Teil des letzten Jahrhunderts über war diese Firma Möbus namhafter Hersteller von Freizeitschuhen. Gegründet wurde sie von dem Kurzstreckenläufer Fritz Möbus, der für seinen Sport dringend Schuhe brauchte und sie schließlich 1924 selbst entwarf. Damit hatte er nicht nur Erfolge auf den Rennbahnen, sondern bald auch in den Geschäften. Durch Kriegswirren und Wirtschaftswunder manövrierte sich die Schuhfabrik Möbus mit ihren schlichten Halbschuhen und nähte dabei echte Topseller wie etwa das Modell „Trabant“ (Auflage: 900 000 Stück). Lange Zeit schmückte die Schuhe ein Puma-ähnlicher Geschwindigkeitsstreifen, schließlich aber trugen sie nur noch ein großes Möbus-M als Symbol. Ende der siebziger Jahre kamen die Japaner, kauften sich ein bisschen bei Möbus ein und machten bald darauf die Fabrik in Deutschland zu. Die Marke Möbus hatte sich ausgelaufen. Angesichts der Nostalgiehörigkeit der Berliner Republik haben nun ein paar junge Männer, darunter der Enkel von Fritz Möbus, die Firma wieder aufgemacht. Die Schuhe mit dem großen M heißen wieder „Köln“, „Trabant“ oder „Rasant“ und 2004 wurden bereits 70 000 Paar davon verkauft. Produziert wird die Marke allerdings nicht mehr in Deutschland sondern in China und Kurzstreckenläufe gewinnt man damit auch nicht mehr. Nur noch die zwischen Prenzlauer Berg und Mitte. (Foto: Möbus)

  • teilen
  • schließen