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Just do it oder: Dann mach halt einfach!

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Die Mini-Legende geht so: Ein paar Leute von Nike saßen 1988 mit ein paar Leuten der Werbeagentur Wieden und Kennedy zusammen und tüftelten an einer neuen Kampagne. Da sagte Dan Wieden angeblich: „You Nike guys, you just do it.“ Die drei Worte blieben hängen und Nike wurde wieder was, steigerte bis 1998 seinen Anteil am US-Sportschuhmarkt von 18 auf 43 Prozent und der Gesamtumsatz des Unternehmens wuchs in der selben Zeit auf mehr als Zehnfache des Wertes von 1988.

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„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.

Illustration: Julia Schubert

Nicht schlecht Herr Specht und fortan gehörte der Slogan zu Nike und zum Erfolg und zu all den Sportlern, die sich von den Turnschuhmachern in ihren Aktivitäten unterstützen ließen. Schon allerhand, dass ein Spruch so lange leben kann, ohne richtig zu verblassen. Die Übersetzung ins Deutsche, ins Bayerische liefert vielleicht eine kleine Erklärungshilfe: Dann mach' halt einfach! Dieser simple Satz - man beachte das lässig hingeworfene, wie selbstverständlich klingende "halt" - bedeutet ja nicht nur, was er beim Lesen bedeutet. Hat man einem Freund oder einer Freundin bei diversen Ausführungen über berufliche Ideen und private Möglichkeiten und Visionen gelauscht und wirft am Ende diesen Satz hin, dann wirkt er wie eine Ohrfeige, er verrät krasse Abgebrühtheit, er bedeutet eigentlich das: "Du kannst mir hier freilich noch lange die Ohren mit deinen Träumen und Wenns und Abers abkauen; du kannst mir von Widrigkeiten erzählen, die dich hindern auch nur irgendwas endlich in die Hand zu nehmen – musst halt auch mal anfangen." Für Menschen, die gerne ausufernd über ihr Leben orakeln, sind diese Worte wie ein Stich, weil sie vermutlich den Kern dessen freilegen, was Erfolg ausmacht: das unbedingte Loslegen, das Machen, ohne Reden, ohne Rücksicht auf Hindernisse. Weil man wirklich weiß, was man will. Nike glorifiziert dieses Verhalten, diese Entschiedenheit, natürlich, Nike verkauft mit Schuhen und dem ganzen Sportausrüstungs-Summs ja das Werkzeug, das man angeblich braucht, um sich im Sport und vielleicht auch im Leben entschieden über andere Menschen zu erheben. Deswegen ist der Spruch bisweilen zum Fürchten, weil er eigenen Entschuldigungen für das Nicht-Handeln den Garaus macht, weil er auch sanftere und sozialere Gemüter zur Strenge mit sich selbst, zum Wettbewerb herausfordert. Es ist ein ganz und gar lebensökonomischer Spruch, der im Gründerzentrum der Industrie- und Handelskammer genauso zu seiner Geltung käme wie im Reisebüro ums Eck oder im Baumarkt. Er besagt: Sich endlich selbständig machen, endlich verreisen, endlich die Gartenlaube bauen – kann man machen, liegt aber allein an dir, Burschi! Wahrscheinlich wird der Slogan nochmal zwanzig Jahre erleben. Weil das Pendeln zwischen verzagen und Mut haben nicht aufhört.

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