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Demnächst in ihrem Lesesaal. Die Stilform des "Buchtrailer" wird besichtigt

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Vielleicht die netteste Begleiterscheinung an Büchern war ja bisher, dass sie so verteufelt analog waren. Damit scheint es nach unserem Jahrzehnt für immer vorbei zu sein. Nicht nur sind die diversen E-Reading-Lösungen auf dem besten Wege, mit einer tausend Jahre alten Gewohnheit kurzen Prozess zu machen, auch von einer anderen Seite wird das arme Buch aufgebohrt. Bisher dauerte es immer mindestens zwei Jahre, bis ein Roman verfilmt im Kino zu sehen war. In dieser Spanne hatten die Köpfe der Leser das Vorrecht der Visualisierung. Neuerdings aber bekommt man schon vor dem Buch einen Film dazu aufgetischt – Buchtrailer. Sie scheinen das Marketing-Mittel der Stunde für Verlage zu sein und flankieren Neuerscheinungen im Netz – und auf Buchmesse-Monitoren. Das Problem dabei liegt auf der Hand: Was soll in einem Filmchen über ein Buch zu sehen sein? Der Autor? Eine dramatisierte Szene? Eine Art Bildschirmschoner mit ein paar gelesenen Sätzen dazu? Nun, die Verlage wissen das offenbar auch nicht so recht. Hier eine kleine Übersicht über die vielen Interpretationsmöglichkeiten der neuen Stilform „Buchtrailer“: 1. Der lustige Trailer. In diesem durchaus witzigen Stück, hat man zumindest eine hübsche Grundidee umgesetzt – und dabei sogar den Buchstaben auf die bestmögliche Art die Rolle der Hauptdarsteller gelassen. Ein recht gelungener Brückenschlag also – und irgendwie sogar fast ein Anreiz, in das Buch zu schauen.

2. Der literarische Trailer. Bei diesem Buch wird das Problem der Buchtrailer offenbar – wie setzt man mit kleinem Budget darin eine gewaltige literarische Fiktion um? Nun, gar nicht. Dafür zeigt man etwas, das zumindest ästhetisch mit allem Möglichen assoziiert werden kann und hofft, dass immerhin ein paar Zuschauer einen rätselhaften Kitzel empfangen.

3. Der Durchschnitts-Trailer. So richtig lustlos gemacht, steht dieser Trailer für das Hauptfeld seiner Artgenossen. Rezept: Langsamer Schwenkzoom übers Cover und dazu den Klappentext vorlesen lassen. Das Schöne an diesem Ding: Der Autor hat aus seinem Fotoalbum noch ein paar Schmankerl von sich ausgesucht. Hätte der nicht wenigstens irgendwo an einem oberitalienischen See spazieren können? Na, wird auch so genug Bücher verkaufen.

4. Der peinliche Trailer. Hier hat man sich an Sketche aus der Schultheatergruppe erinnert – was damals billig und schlimm war, kann doch heute immer noch funktionieren! Das tut es, selbst wenn der Autor ein Gesicht aus Funk und Fernsehen als Kumpel hat.

5. Der langweilige Trailer. Hier hatte man nicht nur das Problem, ein Buch anteasen zu müssen, nein, es ist dummerweise auch noch das Buch mit dem langweiligsten Titel der Welt. Wie kriegt man da die Kurve? Gar nicht. Alles wird noch schrecklicher.

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