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John John Florence wird in Peniche neuer Weltmeister im Surfen
Manchmal wird alles ganz leicht. Komplizierte Sachen funktionieren plötzlich, als wären sie eine einfache Aufwärmübung. Meistens passiert das genau dann, wenn es nicht mehr drauf ankommt. Wenn es eh schon egal ist und kein Druck mehr auf einem lastet.
Der beste Beweis dafür war das Finale des Surfcontests in Peniche, Portugal, heute Vormittag. Dem Hawaiianer John John Florence war es grade ziemlich egal, ob er dieses Finale gewinnen würde oder nicht. Denn er war soeben schon Weltmeister geworden. Alleine dadurch, dass er das Finale erreicht hatte, konnten ihn seine Konkurrenten um den Titel schon nicht mehr einholen. Die World Surf League funktioniert nämlich so ähnlich wie die Formel Eins: Die besten Surfer reisen um die Welt, wer bei den meisten Contests auf dem Tourplan am besten abschneidet, gewinnt den Weltmeister-Titel.
Jetzt also war John John Florence Weltmeister. Und so benahm er sich im Wasser. Er surfte nicht mehr wie einer, der sichergehen will, auf seinen Wellen nicht zu stürzen. Er strahlte eine Leichtigkeit und Unbeschwertheit aus, wie man sie selten sieht, er probierte die absurdesten Tricks. Dann, sieben Minuten vor Schluss, paddelte John John Florence eine Welle an, stand auf, nahm etwa 20 Meter lang Anlauf – und hob ab. Ein Sprung, gute zweieinhalb Meter in der Luft, 360 Grad Drehung, perfekte Landung, als wären da unter ihm keine sich nach vorne walzenden Wassermassen, sondern eine schöne glatte Skaterampe. Wertung der Punktrichter: 9,5. Fast eine perfekte 10. Und damit war der Weltmeister auch noch Sieger des Contests in Portugal.
Es war eigentlich nur eine Frage der Zeit, bis John John Florence Weltmeister wird. Vermutlich gibt es kaum einen Surfer – vielleicht sogar kaum einen Profisportler – für den die Weichen so früh in Richtung Profikarriere gestellt wurden.
Florence ist an der North Shore von Oahu, Hawaii, aufgewachsen, seine Mutter nahm ihn zum ersten Mal mit aufs Surfbrett, als er sechs Monate alt war. Und das nicht irgendwo: Direkt vor seinem Elternhaus bricht die wohl berühmteste Welle der Welt, die zugleich auch eine der gefährlichsten ist: Banzaii-Pipeline. Wo andere sich nicht mal nach vielen Jahren Surferfahrung ins Wasser trauen – und das zurecht – surfte Florence das erste Mal im Alter von fünf Jahren. Die Welle war sowas wie sein Spielplatz, einer seiner Nachbarn war Jack Johnson, mit dem er gemeinsam surfte, wenn nicht gerade mehrfache Weltmeister zu Besuch waren. „Ich habe schon als Kind beobachtet, wie vor meinem Haus Kelly Slater und Andy Irons um Weltmeistertitel kämpften und die Besten der Welt surften. Dabei habe ich viel gelernt“, sagte Florence im Interview nach seinem Sieg in Portugal.
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Und so ging die Karriere weiter steil nach oben. Mit 13 Jahren surfte Florence das erste Mal bei der prestigeträchtigen „Triple Crown of Surfing“ auf Hawaii mit, ein Knirps von 1,20 Metern Körpergröße und keinen 40 Kilogramm Körpergewicht unter lauter erfahrenen Muskelpaketen.
Seit 2011 ist Florence auf der Tour der weltbesten Surfer dabei. Er schlug sich dabei immer gut, war aber nie konstant genug für den ganz großen Erfolg. Und dann kam das Jahr 2016 – und es begann gleich mit einem Knall: Florence gewann den „Eddie“, einen Contest, der nur abgehalten wird, wenn die Wellen in der Waimea Bay auf Hawaii höher als zwölf Meter sind. Zum letzten Mal war das 2009 der Fall gewesen.
Nach seinem Sieg in Portugal sagte Florence noch etwas: „Jetzt freue ich mich erst mal auf zu Hause.“ Im Dezember findet dort auch der letzte Contest des Jahres statt: Pipeline, die Welle, an der John John aufwuchs. Man darf annehmen, dass er dort wieder ziemlich gut abschneiden wird – auf seinem Spielplatz, jetzt, wo es eh schon egal ist und kein Druck mehr auf ihm lastet.
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