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„Ich stand ganz allein im Block gegen die drei Rassisten“

André Voigt: „Es ist gefährlich, nichts zu sagen“
Foto: privat

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Der Sportjournalist André Voigt ist am Mittwochabend beim Länderspiel in Wolfsburg, als hinter ihm im Block drei Männer lautstark Spieler der deutschen Nationalmannschaft rassistisch beleidigen. Er dreht sich um und sucht das Gespräch – und muss erfahren, dass sich niemand im Block auf seine Seite schlägt. Die Männer fühlen sich bestärkt und machen weiter. Seine Wut hat Voigt am Abend in ein Video gepackt, das gerade im Internet die Runde macht. Uns hat er erzählt, wie er sich am Mittwochabend gefühlt hat – und wovor er am meisten Angst hat.

jetzt: Was ist gestern im Stadion genau passiert?

André: Ich war mit meinen Eltern, meiner Frau und unserer zweijährigen Tochter dort. Hinter uns im Block saßen drei Männer Anfang 30, auf den ersten Blick ganz normale Menschen. Sie waren schon die ganze Zeit laut und auf Ärger aus. Zu Beginn der zweiten Halbzeit haben sie aber angefangen, Leroy Sané und Ilkay Gündoğan auf das Übelste rassistisch zu beschimpfen. Sie haben die beiden „Bimbo“ und „Neger“ genannt. Das hat mich unglaublich wütend gemacht.

Dann hast du dich umgedreht.

Ja, ich habe gefragt, ob sie eigentlich alle drei Rassisten sind oder nur die beiden, die große Reden geschwungen haben. Da sind die aber gar nicht drauf eingegangen. Weder „Bimbo“ noch „Neger“ seien ein Schimpfwort, und ich sei ja dann wohl so ein Grünenwähler, mit der Antifa verbandelt, der beim G20-Gipfel Autos angezündet hat. Ich hab eine Viertelstunde mit ihnen diskutiert, aber es hatte keinen Sinn. Ich hab mich dann wieder umgedreht.

Wie hat sich das angefühlt? Im Video wirst du sehr emotional.

Ich war wütend und traurig gleichzeitig und habe mich einfach total ohnmächtig und hilflos gefühlt. Niemand in unserem Umfeld hat sich auf meine Seite geschlagen, ich stand ganz allein im Block gegen die drei Rassisten. Ich glaube, den meisten war es das nicht wert, sie wollten ihre Ruhe haben. Aber ich hätte es nicht mit mir verantworten können, nichts zu sagen. Damit wäre ich nicht klargekommen.

Es wird ja immer geraten, aktiv andere Menschen auf seine Seite zu ziehen in solchen Situationen? Hast du andere Menschen angesprochen?

Nein, auf die Idee bin ich, ehrlich gesagt, gar nicht gekommen.

Wie ging es dann weiter?

Die ganze Halbzeit hindurch haben die drei weitergemacht. Deutschland brauche wieder einen kleinen Österreicher, die AfD sei ja die einzige Partei, die man noch wählen könne, sowas. Ich war so wütend. Aus dem Block bekamen sie dann sogar noch Beistand, eine Frau hat gesagt, ja, in Deutschland laufe ja gerade einiges schief.

Deine ganze Wut hast du dann in das Video gepackt.

Ja, ich konnte zu Hause nicht schlafen, das hat so in mir gegärt, ich musste das teilen.

Was gab es bisher für Reaktionen?

Der DFB hat mir gemailt, dass er der Sache nachgehen möchte. Und ich höre von vielen, dass sie gut finden, was ich gemacht habe. Aber ich bekomme auch wahnsinnig viele Hassmails und Hasskommentare. Die Direktnachrichten auf Twitter und Facebook habe ich erstmal ausgestellt.

Was wünschst du dir von den Menschen?

Steht auf und sagt was, wenn ihr Rassismus mitbekommt! Ich fasse es immer noch nicht, dass einfach niemand was gesagt hat. Das ist gefährlich. Dann denken Rassisten, dass sie salonfähig sind und sich alles erlauben können. Und unsere Gesellschaft wird immer weiter gespalten. Dass ich der einzige war, der seinen Mund aufgemacht hat – das hat mich sehr angefasst.

Nachtrag vom 23. März 2019: André hat seit Erscheinen des Videos sehr viele Hassnachrichten erhalten, das Video ist deshalb auf seiner Facebook-Seite nicht mehr verfügbar und wurde auch hier von uns entfernt.

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