Süddeutsche Zeitung

Unsere Kernprodukte

Im Fokus

Partnerangebote

Möchten Sie in unseren Produkten und Services Anzeigen inserieren oder verwalten?

Anzeige inserieren

Möchten Sie unsere Texte nach­drucken, ver­vielfältigen oder öffent­lich zugänglich machen?

Nutzungsrechte erwerben

Nach Messerstecherei in München: Polizei stellt sich gegen rechte Hetze

Foto: Screenshot/ Twitter @PolizeiMuenchen

Teile diesen Beitrag mit Anderen:

Nach Gewalttaten in deutschen Großstädten fluten die Reaktionen besorgter Bürger meist die sozialen Netzwerke. Das ist in vielerlei Hinsicht absolut nachvollziehbar und in Ordnung so: Menschen haben Angst und möchten beruhigt werden. Da verhält sich nur natürlich, wer sich von der Polizei genauere Beschreibungen wünscht. Insofern ist auch verständlich, wenn um Angaben der Haar- und Hautfarbe gebeten wird: Täter können diese permanenten Merkmale eben weniger leicht abstreifen, als zum Beispiel eine Isomatte auf dem Rücken. Die kam schließlich als eines von wenigen Merkmalen in der Beschreibung des Mannes vor, der am Samstag im Münchner Osten acht Menschen mit einem Messer verletzt hatte.

Wichtig ist dann aber die Unterscheidung zwischen besorgtem Bürger und „besorgtem Bürger“: Denn es ist selbstverständlich nicht in Ordnung, angesichts eines solchen Unglücks wilde Spekulationen zu verbreiten – am allerwenigsten, wenn sie rassistisch motiviert sind. Doch genau das passierte am Samstag zuhauf - solange bis sich die Polizei München genötigt sah, klarzustellen, dass der Tatverdächtige in Deutschland geboren sei.

Dabei machte die Polizei darauf aufmerksam, dass sie dies für nötig halte, weil rechte Hetzer sich zuvor in Spekulationen verloren hätten. In denen hatten viele behauptet, der Tatverdächtige könne nur ein Ausländer sein. Gerade, weil einige von ihnen – wohl nach Veröffentlichung der tatsächlichen Herkunft des Tatverdächtigen – begonnen hatten, ihre Mutmaßungen zu löschen, schien es der Polizei ein Anliegen, sie noch einmal direkt auf ihr Fehlverhalten anzusprechen.

Dass sich die Münchner Polizei überhaupt dazu genötigt sah, die Nationalität des Täters bekannt zu geben, sollte uns jedenfalls zu denken geben. Schon zuvor hatte sie mehrmals darum gebeten, von Spekulationen abzusehen und deutlich gemacht, dass Mutmaßungen alles andere als hilfreich wären.

Den Tweet der Polizei haben inzwischen fast 7000 Nutzer mit Gefällt mir markiert, der Beitrag bekam mehrheitlich Lob und euphorische Zustimmung in den Kommentaren. Doch auch an dieser Stelle blitzt noch hie und da die Sucht einiger nach der Kategorisierung gefährlicher Menschen durch: Sie sind nun der Meinung, Migrationshintergrund spiele hier vielleicht nur deshalb keine Rolle, weil es doch eigentlich die Religion sei, die den Menschen gefährlich gemacht habe. Bestimmt, so glauben einige, sei der Täter konvertierter Muslim, pardon, Islamist.

Auch wenn sich einige die Spekulationen – übrigens häufig neben dem Hashtag #RosenheimerPlatz auch mit dem Hashtag #AfD versehen – nicht verkneifen können, beruhigt doch irgendwo, dass sich anscheinend die meisten Deutschen, unter ihnen auch die Münchner Polizei, entschlossen gegen rassistische Hetze positionieren.

lath  

Rassismus gibt es aber auch bei der Polizei:

  • teilen
  • schließen