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Sex is on the dancefloor
Dass rhythmische Bewegung eine sexuelle Konnotation beinhalten kann, kommt uns hinlänglich bekannt vor. Forscher der Rutgers University in New Jersey haben diese Annahme nun bestätigt. Die Männer der Wissenschaft glauben nachweisen zu können, dass Zuschauer schon am bloßen Bewegungsmuster erkennen, ob der Tänzer oder die Tänzerin attraktiv ist und gesunde Gene besitzt. Maßgebliches Kriterium dafür ist die Symmetrie der Bewegungen und damit auch die der Körper. Für ihr Experiment filmten die Wissenschaftler jamaikanische Jugendliche während einer Tanzperformance. Die Teenager trugen Reflektoren an verschiedenen Körperteilen, so dass ein Computer die Stellung der Arme und Beine erfassen und in Bewegungen einer androgynen Gliederpuppe umwandeln konnte. Die Vorstellung wurde dann von einer Jury bewertet, die den Originaltänzer nicht zu Gesicht bekam. So wollte man verhindern, dass die Juroren nicht durch physische Attraktivität und anderes Blendwerk abgelenkt oder beeinflusst werden. Die jungen Frauen und Männer mit dem symmetrischsten Körperbau, einschließlich der Arme, Beine, Zehen und Ohren, bekamen die besten Bewertungen. Interessant ist dabei die Tatsache, dass die Weiblichkeit auch bei dieser Übung wieder mehr Einfühlungsvermögen beweist. Die Frauen waren die besseren Beobachter und erkannten die symmetrischen Tänzer mit hoher Präzision. Weiterhin interessant, dass Männer, die nicht mit einem symmetrischen Körper gesegnet sind, sich auch eher für entsprechende Frauen interessieren. Bleibt jedenfalls zusammenzufassen, dass Tanz als Mittel zur sexuellen Selektion dient, zumindest in Jamaika. Nichts also mit Tanzen als Selbstzweck, nichts mit der bloßen, unschuldigen Freude an der Bewegung. Wenn man sich auf das Parkett wagt, preist man damit seine Qualitäten bei einer eventuell folgenden Fortpflanzung an. Und es wird uns wieder gesagt, wie instinktgesteuert wir doch sind. Vergessen auch der Mensch der Aufklärung - Paarung beziehungsweise die instinktive Suche nach einem potentiellen Partner für den Zeugungsvorgang, ist die gemeinsame Verständigungsebene, die in uns allen am tiefsten verortet ist. (Illustration: Eva Reiske)