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Das Match der Geschlechter

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Er: „Der Sonntag gehört mir!“ Die Voraussetzung für alles: Männer betrachten den Fußball grundsätzlich als „ihr Ding“ und als etwas, wo sie sein können, „wie sie sind“ - auch wenn nie ganz klar wird, wie das ist. Der Mythos Fußball lebt von dieser Unklarheit. Eine differenzierte, wissenschaftliche Sichtweise wie sie bei Musik und Politik gängig ist, hat sich für das Thema Fußball noch nicht entwickelt.

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„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.

Illustration: Julia Schubert

Fußball-Freunde: Szene aus der Sat1-Serie "Freunde für immer" Sie: „Da habe ich nix zu melden!“ Die Frauen verhalten sich dementsprechend zum Fußball-Hobby ihrer Männer nicht wie zu anderen Hobbies, sondern behandeln es wie die Liturgie einer Religion, der sie nicht angehören - mit ökumenischer Rücksicht und stiller Duldung und in dem fest verankerten Wissen, dass sie nicht dran rühren dürfen, ohne eine Beziehungsapokalypse zu verschulden. Das Seltsame ist: Während Männer auf dem Platz kein Stück an ihre Frauen denken, haben die Frauen nichts anderes zu tun, als an Stammtischen und in Telefongesprächen das Laster „ihrer Männer“ durchzuhecheln. Er: „Nächsten Samstag musste ich meiner Uschi leider schon versprechen, dass...“ Im verschwitzten Garderoben-Stelldichein nach dem Spiel, nimmt die nicht anwesende Frau die Gestalt einer despotischen Universalfurie ein, die ihr Leben damit ausfüllt, dem Mann Versprechen abzuringen, die meist weit in die nächsten Wochen hineinreichen und ihm immer den Lebensspaß verderben. In so einer Umkleide wird aus den einzelnen Frauen daheim eine einzige Frau, ein breites Unwetter mit Brüsten, das allen, der ganzen Mannschaft in irgendeiner Form ständig droht (und die Mannschaft so auch wieder zusammenschweißt – als eingeschworene Gruppe Unterdrückter). Nie kommt es in der deutschen Filmfußballgarderobe vor, dass ein Mann etwas sagt wie „Meine Frau unterstützt mich da total“ oder „Der Uschi ist eh egal, was ich so mache..“

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„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.

Illustration: Julia Schubert

Fußball-Frauen: Szene aus dem Kinofilm "FC Venus" Sie: „Du wolltest heute doch mit den Kindern spielen!“ Kehrt der Mann nach dem Spiel abgeschlafft in den Schoß der Familie zurück, entspricht er so gar nicht mehr dem tollen Hecht, den er auf dem Platz gibt (wo er ja sein kann wie er will) sondern unterjocht sich willig und reumütig der Familie, die wiederum befreit aufspielt. Die Frau avanciert zur „Mater dolorosa“, die nicht nur Haushalt und Kinder in Schuss hält, sondern eben auch mit einem Mann gestraft ist, der statt eines Kopfs einen Ball trägt und die Schuhe in den Kuchenteig pfeffert. Er muss an jede einzelne seiner häuslichen Pflichten erinnert werden, weil er in Gedanken schon wieder im Strafraum ist und gefällt sich in der Rolle des lebensunfähigen Idioten, der sich zum Beispiel mit Sexentzug gut bestrafen lässt. Er: „Frauen am Platz bringen Unglück.“ Klar, schließlich ist der Platz ja das, wo der Mann sein kann wie er will, inklusive dem, was er daheim von seiner Frau verboten kriegen würde (Lautes Biertrinken, Gewalt). Deswegen ist es erste Verhaltensregeln der Figur „Fußballer“, bei der betreffenden Ankündigung seines Schatzes kreidebleich zu nicken und tapfer zu schlucken – genau das Verhalten, das Eltern ernten, die ihren Sohn mal im Übungsraum der Band besuchen wollen. Sie: „Warum soll ich denn nicht mal mitspielen?“ Zum modernen Wesenzug der verfilmten Spielerfrau gehört, dass sie im Laufe des Drehbuchs den Ball selber in die Hand nimmt und damit einer sehr schlichten Vorstellung emanzipatorischen Handelns entspricht. Bei ihrem ersten Ballkontakt legt sie den unbeholfenen Eifer zu Tage, mit dem Mütter auf Kindergeburtstagen die Kinderschar zum Fußballspielen animieren wollen: Eine seltsam feminine Wucht, die ebenso schnell erlahmt wie sie ungestüm aufkeimte. Selten geschieht es, dass die Frauen einfach sagen: „Fußball ist mir zu doof“. Es muss eher so sein, dass sie sich dem sagenumwobenen Sport nähern, wie sich ein Nilpferd einer Computertastatur nähert.(Früher näherten sich die Männer so dem Herd!) Dass sich dann alle Frauen als Naturtalente entpuppen und der Fußballspaß in ihnen schlummert wie ein alter Dotter, ist dann nötig, damit der Fußball-Film irgendwie weitergeht. Er: „Für dich würde ich sogar auf Fußball verzichten.“ Das maximale Geständnis, das der besessene Hobbyfußballer machen kann und auch ein Schönes. Denn seine Frau sagt ja darauf nicht: „Sehr gnädig, das bedeutet einen Scheißdreck, dass ich mehr wert bin als so ein degenerierter Proletensport“, sondern sie weiß erst jetzt, dass er es wirklich ernst meint, wenn er sogar „seinen“ Fußball opfern würde. Sie: „Hier, ich habe dein Trikot gewaschen.“ Größte, weltumspannende Versöhnungsgeste, nach all den Siegen und Niederlagen auf dem Bolzplatz und im Beziehungsmatsch. Strahlend hält die Frau das reinweiße Trikot des Mannes, mit dem alle sportgeschlechtlichen Verirrungen und der Schmutz des grandiosen letzten Spiels bereinigt sind. Frau als treusorgende Wäscherin, Mann als infantiler Beschmutzer – Film ab! Fotos: sat1, 20th Century Fox

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