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Verhütung ist Frauensache? Nein, das geht auch gleichberechtigt!
Was Verhütung angeht, wird in den letzten Jahren viel gelacht über die Männer. Da erfinden Forscher endlich lang ersehnte Mittel, die die Verantwortung für folgenlosen Sex in die Hand der Männer legen könnten – und die so: „Och nö.” 2006 zum Beispiel stellte der Pharmakonzern Bayer seine Arbeit an einem vielversprechenden Verhütungsimplantat ein. Fazit der Testpersonen: „Zu unbequem”. 2016 kam dann der Durchbruch bei der Verhütungsspritze, doch die sorgte bei manchen Männern für Akne und Stimmungsschwankungen. Au weia. Diese Nebenwirkungen befand dann auch die WHO tatsächlich für so unzumutbar, dass hier ebenfalls nicht weiter geforscht wurde.
Wenn Frauen sich an dieser Stelle nun lachend auf dem Boden wälzen, dann nur aus einem einzigen Grund: Sie sind es so was von gewöhnt, mit unkomfortablen Implantaten, Verhütungsringen, Diaphragmen und Spiralen zu leben. Genau so wie sich viele von ihnen durch hormonelle Verhütung Stimmungsschwankungen bis hin zur Depression, Hautveränderungen, dem Verlust ihrer Libido, Thrombosen und sogar lebensbedrohlichen Embolien aussetzen.
Laut einer Umfrage zum Verhütungsverhalten Erwachsener im Auftrag der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BzgA) aus dem Jahr 2011 liegt die Verantwortung für die Verhütung zu 73 Prozent in Frauenhand: Für 53 Prozent ist die Pille das Verhütungsmittel erster Wahl, für zehn Prozent die Spirale, fünf Prozent sind sterilisiert, zwei Prozent benutzen einen Vaginalring, ein Prozent lässt sich die Dreimonatsspritze verpassen und je ein weiteres Prozent setzen auf die Temperatur- und Kalendermethode.
Dass es vornehmlich Frauen sind, die sich um die Verhütung kümmern (und auf denen das Hauptaugenmerk der Forschung lange Zeit lag), liegt in der Natur der Sache: Schließlich sind sie diejenigen, die im Fall des Falles ein Kind am Hals hätten, während der Erzeuger womöglich schon über alle Berge wäre. Dementsprechend bleiben Männern, die ihre Zeugungskraft kontrollieren wollen, bislang nur das Kondom oder die Sterilisation. 37 Prozent aller Erwachsenen setzen auf Präservative, oft auch zusätzlich zu anderen Verhütungsmethoden.
Und mit fünf Prozent Sterilisation liegen die Männer immerhin mit den Frauen gleichauf. Dennoch stimmt die Zahl nachdenklich, wenn man bedenkt, wie viel unkomplizierter und kostenärmer eine Vasektomie (Durchtrennung des Samenleiters) im Vergleich zu einer Tubenligatur (Abbindung der Eileiter) ist. Für viele Männer gilt wohl selbst nach abgeschlossener Fortpflanzung tendenziell: „An meine Kronjuwelen lass ich nix.” Vermutlich ist es genau dieses Bedürfnis nach körperlicher Unversehrtheit, das es ihnen so schwer macht, Verhütungsmittel einzusetzen, die in ihren Körper eingreifen.
Darf ich vorstellen? Das Kondom!
So lächerlich diese Einstellung auch wirken mag im Gegensatz zu all den Strapazen, die Frauen im Namen des sorglosen Vergnügens auf sich nehmen – so gesund ist sie auf der anderen Seite auch. Darum bin ich der dezidierten Meinung, Frauen sollten sich nicht nur eine Scheibe davon abschneiden, sondern gleich die ganze Wurst mitnehmen. Oder sie zumindest mit den Männern teilen. Denn Verhütung sollte für niemanden, egal ob Mann oder Frau, unkomfortabel oder mit einem gesundheitlichen Risiko behaftet sein. Deshalb kann die Antwort auf das bisherige weibliche Verhütungsmonopol nicht sein, die Männer stärker in die Pflicht zu nehmen, und sie an Stelle der Frauen mit Hormonen vollzupumpen oder ihnen Dinge in ihr Geschlechtsteil zu implantieren . Gleichberechtigte Verhütung schadet niemandem, und das Beste: Sie ist schon lange erfunden. Darf ich vorstellen? Das Kondom! Es ist komplett nebenwirkungsfrei (selbst für Latexallergiker gibt es spezielle Exemplare) und bei richtiger Handhabung fast so sicher wie die Pille. Auch wenn manche Männer jetzt stöhnen mögen, ohne sei es doch so viel schöner: Es ist ganz allein Gewöhnungssache. Experten empfehlen, einfach so lange mit Gummi zu masturbieren, bis man den Unterschied nicht mehr spürt. Zu aufwendig? Es hat ja auch niemand behauptet, dass man sich für Gleichberechtigung keine Mühe geben müsste.