Süddeutsche Zeitung

Unsere Kernprodukte

Im Fokus

Partnerangebote

Möchten Sie in unseren Produkten und Services Anzeigen inserieren oder verwalten?

Anzeige inserieren

Möchten Sie unsere Texte nach­drucken, ver­vielfältigen oder öffent­lich zugänglich machen?

Nutzungsrechte erwerben

Eine Petition will das Wort „Schamlippen“ durch „Vulvalippen“ ersetzen

Foto: Photocase

Teile diesen Beitrag mit Anderen:

Vulvalippen, Vulvalippen, Vulvalippen. Geht es nach der Journalistin Gunda Windmüller, sollten wir alle die weiblichen Schamlippen nur noch so bezeichnen, den Begriff möglichst häufig verwenden – und uns dafür einsetzen, dass das Wort auch in den Duden Einzug findet. Deswegen startete Windmüller eine Petition. Sie findet: Dafür, dass die Schamlippen ein schöner und lustvoller Teil des weiblichen Körpers sind, ist unser bisheriger Begriff dafür ziemlich negativ besetzt. Schamlippen leitet sich aus dem Lateinischen ab, „labium pudendi” kommt von labium (Lippe) und pudere (sich schämen). Und Scham für etwas zu empfinden, das ist eigentlich nie ein gutes Gefühl.

Sprache schafft Wirklichkeit, auch, wenn uns das meistens nicht direkt bewusst ist

„Der Begriff passt nicht in unsere Zeit“, heißt es in der Petition. „Er gibt eine falsche, eine verschämte, eine lustfeindliche Vorstellung von Körpern und Sexualität wieder.“ In zehn Jahren, hoffen Windmüller und ihre Mitstreiterin Mithu Sanyal, können wir uns gar nicht mehr vorstellen, das Wort Schamlippen einmal verwendet zu haben. Schon mehr als 3000 Menschen haben die Petition unterschrieben. Doch das ist nicht genug. Damit ein Wort in den Duden aufgenommen wird, muss es in der Alltagssprache verankert sein. Das heißt: Wir sollten von Vulvalippen statt von Schamlippen sprechen, auch, wenn das am Anfang vielleicht ungewohnt ist. Das Wort in den sozialen Medien verwenden, Mitmenschen darauf aufmerksam machen, dass es eine Alternative gibt, Ärzte und Forscher bitten, nicht mehr von Schamlippen zu reden.

Übertrieben ist das nicht. Denn Sprache schafft Wirklichkeit, auch, wenn uns das meistens nicht direkt bewusst ist. Das Wort Schamlippen ist schon 200 Jahre alt, und es ist verknüpft mit einer Vorstellung von einer weiblichen Sexualität, die sich verstecken soll, die diszipliniert werden muss. Daran hat sich in den vergangenen 200 Jahren viel geändert. Für andere Worte wie zum Beispiel Schamhaare gibt es im Duden zumindest eine Alternative: Wir können auch von Intimbehaarung sprechen. Bei Schamlippen ist das anders.

Sprache spiegelt immer auch den Wandel in der Gesellschaft wider. Es schadet sicherlich niemandem, ein neues Wort für die Lippen der Vulva zu etablieren – denn es gibt wirklich keinen Grund, sich für seine Genitalien zu schämen.

soas

Noch mehr zum Thema:

  • teilen
  • schließen