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Foto-Projekt über Sextoys und deren Besitzer*innen
Viele von uns besitzen Sexspielzeug – die meisten sprechen aber nicht darüber. Ada Neguer will dieses Tabu mit ihren Fotos brechen. Ihr Projekt „Hide and Seek“ inszeniert Menschen mit ihrem Sextoy. Aber nicht beim Masturbieren, sondern in anderen ganz alltäglichen Situationen: beim Essen, Telefonieren, Aufräumen.
Die 30-Jährige wurde in Bulgarien geboren und wuchs in Israel auf. 2016 zog sie nach Deutschland, studierte Grafikdesign mit Vertiefung Fotografie an der Hochschule Macromedia Freiburg und arbeite derzeit als Fotografin in einem Fotostudio in Karlsruhe. „Sexspielzeug ist noch immer ein Tabu, obwohl wir heute schon viel mehr über Sexualität und Sex reden. Aber ganz ehrlich: Beim Abendessen mit der Familie spricht man noch immer nicht über Sexspielzeug. Menschen schämen sich dafür oder fühlen sich unwohl“, sagt die Fotografin im Interview mit jetzt. Bereits in Israel fotografierte sie Menschen mit ihrem Sexspielzeug. Im Rahmen ihrer Bachelorarbeit entwickelte sie das Projekt weiter. Nachdem die Corona-Pandemie private Treffen unmöglich machte, fotografierte sie die meisten Menschen virtuell. „Das war eine Herausforderung“, sagt Ada. Herausgekommen sind Bilder, die wie sehr private Einblicke in den Alltag ihrer Protagonist*innen wirken.
Ada zeigt die Menschen und ihre Sextoys in normalen Alltagssituationen.
Sie will damit deutlich machen, dass Sexspielzeug nichts ist, für das man sich schämen muss.
Viele ihrer Protagonist*innen shootete sie per Videocall.
Um die Sextoys zu normalisieren, integrierte sie sie in normale Situationen: „Ich wollte zeigen: ein Sexspielzeug ist ein normaler Gegenstand wie auch ein Messer, eine Gabel, ein Kamm“, sagt Ada. Die Menschen, die Ada mit ihrem Sexspielzeug fotografierte, sind Freund*innen oder Bekannte der Fotografin.
Außerdem suchte sie Models über die sozialen Medien und arbeitete mit der feministischen Porno-Produktion „Feuerzeug“ aus Freiburg zusammen. Zu sehen sind mehr Frauen als Männer – das liege auch daran, dass Sexspielzeug bei Männern mit einem noch größeren Tabu belegt sei, sagt Ada. „Ich war überrascht, dass ich überhaupt Männer gefunden habe“, erzählt die Fotografin.
In einem zweiten Teil des Projekts inszenierte sie die Sextoys zwischen Spiegeln und an bunte Kartons gelehnt, arbeitete mit Licht und verschiedenen Winkeln. So entstanden Stillleben – aber nicht aus Früchten, sondern aus Vibratoren und Dildos, sehr artsy und glamourös. Wüsste man nicht, dass die Toys uns zum Orgasmus bringen sollen – man könnte sie mit ihren bunten Farben und weichen Formen auch für Kinderspielzeug halten.
Andere Sextoys inszenierte Ada kunstvoll zwischen Spiegeln und buntem Karton.
Ada wünscht sich, mit ihrer Arbeit einen Beitrag dazu zu leisten, Sextoys normaler zu machen – und damit gleich unseren Umgang mit Sexualität: „Wir schämen uns immer noch zu oft, über unser Sexleben zu sprechen.“