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Mehr Licht!

Bild: hbo/sky

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Es gibt einen neuen Dreisprung des Serien-Schauens und er geht immer öfter ungefähr so: Man merkt, dass man schon seit einer Weile eigentlich nichts mehr sehen kann, der Handlung also nur noch mühsam akustisch folgt. Zu düster ist das Geschehen am Bildschirm. Zu diffus die Bilder, die oft nur durch eine winzige Lichtquelle schräg hinten aufgehellt sind. Also untersucht man im zweiten Schritt erst mal, ob der Laptop (oder, ganz altmodisch, der Fernseher) falsch eingestellt ist – was er nicht ist, weshalb man sämtliche anderen Lichtquellen ausschaltet und das Rollo herunterlässt. Bei den Verzweifeltsten folgt dann der finale Schritt: der Griff zum Telefon, um einen Termin beim Augenarzt auszumachen, weil man überzeugt davon ist, demnächst das Augenlicht zu verlieren.

Das Verhalten ist verständlich. Doch wer die Schuld nur bei sich sucht, kommt auch nicht immer zum Ziel, und dieser Fall ist ein gutes Beispiel dafür. Man nehme nur "Game of Thrones": Ganze Sequenzen gibt es da, bei denen der Bildschirm tiefschwarz bleibt – mit vereinzelten Licht-Sprengseln hier und da. Gerade genug, das Geschehen schemenhaft erahnen zu lassen. Die Marvel-Serie "Jessica Jones" ist ebenfalls in einer derart düsteren Welt angesiedelt, dass man zum Teil nur mit Mühe erkennen kann, was da gerade vor sich geht. Die vielleicht düsterste Serie zur Zeit ist "Mr. Robot". Hier visuell noch irgendwas identifizieren zu wollen, ist wie Suppe mit Stäbchen zu essen. Ach so: Natürlich sind die düsteren TV-Dramen absichtlich so dunkel.

Der Grund für den düsteren Ton ist relativ simpel – und zweigeteilt: Es liegt zum einen vor allem an den neuen technischen Möglichkeiten, die dazu führten, dass in den vergangene  Jahren die Lichter in den Serien nach und nach abgeschaltet wurden.

Früher wurden Film- und Fernsehserien auf Film gedreht, der ganz altmodisch im Labor entwickelt werden musste. Wollte man also eine Szene mit wenigen Lichtquellen filmen, musste man mehrere Tests auf teurem Filmmaterial drehen, diese entwickeln lassen und dann entscheiden, in welcher Einstellung die Atmosphäre am besten rüberkam. Heute kann man dank der digitalen Filmtechnik sofort sehen, wie das Filmmaterial am Bildschirm aussieht – und so sehr viel preiswerter filmische Experimente machen. Das nutzen Regisseure und Kameraleute, um ihre Bildsprache weiterzuentwickeln.

Außerdem haben Regisseure dank der Digitalisierung auch in der Nachbearbeitung noch die Möglichkeit, ihren Szenen das Licht auszuknipsen. Sie machen also auch deshalb alles dunkler, weil sie's können.

Und wegen "Sopranos". Deren Schöpfer David Chase wollte seine Serie nämlich in der Filmsprache von Coppolas "Der Pate" sehen, und gab seinem Kameramann Alik Sakharov deshalb die Anweisung, die Serie so düster wie möglich zu drehen. Diese Ästhetik, die weniger den Komfort der Zuschauer im Blick hat als die atmosphärische Dichte der Bildkomposition, wurde  – laut einem Artikel auf der Website Slate.com – zum neuen Standard für alles, was danach (zumindest auch) dramatisch sein wollte.

Dass dieser neue Trend manchmal für die Zuschauer schwierig werden kann, ist den Regisseuren und Kameramännern durchaus bewusst. Ihre Lösung dafür: Schaut euch die Serien möglichst nicht auf eurem Handy an – dafür sind sie nämlich definitiv nicht optimiert. Und macht das Licht im Zimmer aus, dann könnt ihr auch etwas entdecken.

Alternativ-Vorschlag: Auf Twitter Dampf ablassen. So wie all die frustrierten "Game of Thrones"-Fans, die einfach nichts mehr sehen können:

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