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Serien nacherzählen, die man nie gesehen hat
Es gibt zu viele Serien und zu viele soll man un-be-dingt gesehen haben! Und weil Freunde dauernd über irgendeine davon reden und man im Internet immer und überall auch noch auf Infos darüber stößt, stellt sich manchmal das Gefühl ein, man habe sie selbst gesehen. Obwohl man das nicht getan hat.
Die jetzt-Redaktion hat darum vor drei Jahren schon mal ihr Halbwissen zusammengetragen und Serien nacherzählt, die sie nie gesehen hat. Wir dachten uns: Langsam wird es Zeit für ein Update! Und haben darum fünf weitere Serien nacherzählt, die wir zwar nicht angeschaut, aber trotzdem sehr verinnerlicht haben. Glauben wir zumindest.
Mercedes Lauenstein erzählt "Prison Break"
Darum geht’s:
Zwei harte, durchtrainierte Brüder hatten eine prekäre Kindheit in einem Trailer Park. Später sind sie trotz bester Absichten in die Kriminalität abgerutscht und schließlich in den Ghettos von L.A im Gefängnis gelandet. Jetzt sitzen sie Zelle an Zelle, tragen dreckige Unterhemden, haben immer Schweißperlen auf der Haut und rasierte Köpfe. Der eine Bruder ist klüger als der andere. Er ist sogar hochbegabt und spielt viel Schach, weiß jede Menge über die dreckigen Machenschaften der Regierung und möchte Gerechtigkeit in die Welt bringen.
Und außerdem sich und seinen Bruder aus dem Gefängnis raus. Deshalb entwirft er einen brillianten Fluchtplan, für dessen Durchführung er korrupte Gefängniswärter und andere düstere Gestalten als Verbündete gewinnt. Mit ihnen kommuniziert er anhand kryptischer Tattoos und aufreibender Schachpartien. Jede auftretende Figur hat über zwei bis sieben Ecken was mit dem FBI und der amerikanischen Regierung zu tun, immer wieder werden skandalöse Machenschaften vermeintlich seriöser Amtsträger und Institutionen offenbar. Nach und nach kapiert der Zuschauer, dass in diesem großen Land namens USA wohl so einiges schief läuft, wenn nicht alles. Neben der Botschaft "Vertraue nie dem politischen System, in dem du lebst" ist außerdem Moral der Geschichte: Harte Jungs haben immer einen weichen Kern und wollen auch nur geliebt werden.
Wer spielt mit?
Zwei Schauspieler, die nicht wie Brüder aussehen, aber durch ihre ähnlichen Glatzen und Klamotten so aussehen sollen. Einer von ihnen heißt Michael Scofield und diesen Namen kennt man irgendwoher. War er mal mit Scarlett Johansson liiert?
So ist es, diese Serie anzuschauen:
Düster, so düster, dass beim Anschauen das ganze Zimmer düster wird. Man fühlt sich nach einigen Tagen, als lebe man selbst irgendwo in den vermüllten Ghettos von L.A. und werde von der Regierung systematisch all seiner Chancen auf ein lebenswertes Leben beraubt. Wenn man nach eineinhalb Staffeln endlich weiß, wer wer ist (gar nicht so leicht, weil alle düster und glatzköpfig und voller Tattoos sind, und dann auch noch in jeder Einstellung Gitterstäbe oder Hubschrauber zu sehen sind), ist das einzige, was man außerhalb des eigenen Zimmers noch zu tun vermag, aufs Klo zu gehen oder ein Glas Cola mit Whiskey aus der Küche zu holen und dort im Schnellverfahren auf die Whatsapp-Nachrichten der vergangenen Tage zu antworten: "Keine Ahnung was geht, ihr müsst euch 'Prison Break' reinziehen, ich bin so im 'Prison Break' Modus, mir läuft der Schweiß runter, müsst ihr sogort anshcauen, ich packs gaaaaar nicht emhr,best Serie evvvvvver, s hart, aber so gut!!!"
Charlotte Haunhorst erzählt "Fargo"
Darum geht’s:
Ein Mann liegt tot im Schnee und Billy Bob Thornton ist schuld daran. Aus unerfindlichen Gründen freundet er sich mit einem kleinen Versicherungsvertreter an, der unglücklich mit seinem Leben ist und andauernd von bösen Menschen verprügelt wird. Billy Bob Thornton bietet daraufhin dem Versicherungsvertreter an, sein Leben zu verbessern, vermutlich nicht aus reiner Nächstenliebe. Er tötet jemand für den Versicherungsvertreter und der Versicherungsvertreter tötet daraufhin seine eigene Ehefrau. Eine Waschmaschine spielt dabei eine entscheidende Rolle, ich habe allerdings keine Ahnung, wie man damit einen Menschen töten kann. Die Cops merken das, so eine tote Ehefrau ist ja auch auffällig. Daraufhin jagen sie Billy Bob Thornton und den Versicherungsvertreter durch Amerika. Das mit dem Toten im Schnee vom Anfang wird dabei wichtig. Sowieso spielt Schnee eine wichtige Rolle. Nicht umsonst hieß der Film von 1996, auf dem das alles basiert, "Fargo – blutiger Schnee". Fargo ist übrigens eine Stadt in North Dakota (sagt Google).
Wer spielt mit?
Martin Freeman ist der Versicherungsvertreter. Man kennt ihn als Ex-Hobbit (oder kommen da etwa noch mehr Filme?) und Sidekick von Sherlock Holmes in der Benedict-Cumberbatch-Version. Und eben Billy Bob Thornton. Der war mal mit Angelina Jolie verheiratet, sie hatte ein Tattoo mit seinem Namen. Dabei ist er viel älter als sie. Und die hatten gemeinsam so Sadomaso-Sachen am Laufen, hat sie zumindest nach der Scheidung erzählt. Das Tattoo hat sie auf jeden Fall nicht mehr. Ach ja, und der Sohn von Tom Hanks taucht auch auf, Colin Hanks. Vermutlich als Polizist.
So ist es, diese Serie anzuschauen:
Deprimierend. Provinz in North Dakota, ein gealterter Billy Bob Thornton und dann der doch eigentlich nette Martin Freeman als Mörder. Alles in dieser Serie ist braun oder weiß (wenn die Kamera gerade auf den Schnee hält). Nichts mit lustiger Roadtrip. Und es geht ja auch um eine ernste Frage: Wie viel Böses steckt eigentlich in jedem, nach außen vielleicht doch so guten Menschen? Wenn man da Fargo als Referenz nimmt muss man sagen: ziemlich viel.
Nadja Schlüter erzählt "Mad Men"
Darum geht’s:
Ein attraktives Arschloch namens Don Draper leitet eine Werbeagentur im New York der Fünfziger Jahre. In der Werbeagentur arbeiten in den oberen Positionen nur Männer, die immer gut geschnittene Anzüge tragen, sehr viel Whiskey trinken und dazu rauchen. Auch morgens. Deswegen stehen überall Servierwagen oder andere Möbelstücke mit einem Flaschenarsenal drauf rum. Und Aschenbecher. Sehr viele Aschenbecher.
In der Werbeagentur gibt es auch Frauen, eine rothaarige mit extrem großen Brüsten, die glaube ich Peggy heißt. Peggy wirkt im ersten Moment dümmlich und naiv, ist aber eigentlich supertough und ohne sie würde in dem Laden gar nix laufen. Dann gibt es noch eine zweite Frau (eventuell heißt auch die Peggy, obwohl es zu der anderen besser passt), eher so der Typ "Mäuschen". Sie ist aber sogar noch tougher und extrem klug und kreativ. Sie hat ständig gute Werbe-Ideen und deswegen müssen die Männer einsehen, dass Frauen doch gar nicht sooo dumm sind, und sie am großen Konferenztisch mit Aschenbechern drauf mitspielen lassen.
Neben der Werbeagentur geht es auch um Don Drapers Privatleben. Er hat eine weinerliche Ehefrau, von der er sich nicht scheiden lassen kann (denn das sind die Fünfziger, Baby!) und zwei süße Töchter. Und dauernd Affären, auch mit den beiden Peggys. Außerdem gibt es noch einen Pfarrer, der im T-Shirt ein Lied singt ("Early in the Morning") und dazu Gitarre spielt, während Don Draper sich ein Bier aus dem Kühlschrank nimmt. Er und der Pfarrer sind dabei aber in zwei verschiedenen Häusern.
Wer spielt mit?
Don Draper wird von Jon Hamm gespielt, den man wegen der vielen Gerüchte um seinen großen Penis kennt, und wegen der vielen Fotos aus dem Internet, auf denen sich besagter Penis unter seiner Hose abzeichnet ("Jon Hamm’s Wang"). Colin Hanks spielt den singenden Pfarrer. Sonst kenne ich niemanden, der mitspielt, obwohl sie nachher sicher alle berühmt geworden sind und jetzt bei "Game of Thrones" mitspielen, weil die in ihrem Riesen-Cast jeden verfügbaren Schauspieler brauchen.
So ist es, diese Serie anzuschauen:
Alles geht ein bisschen zu langsam vorwärts, aber man gewöhnt sich dran. Sobald man mal reingefunden hat, kriegt man auf einmal einen krassen Nostalgie-Flash, findet es irre gut, dass überall geraucht und getrunken wird, und will auch einen Servierwagen mit Flaschenarsenal drauf. Man neigt dazu, seinen Freunden plötzlich einen "Digestif" und einen "Aperitif" anzubieten, auch, wenn man die Wörter vorher noch nie benutzt hat, aber jetzt findet man das eben stilvoll.
Außerdem will man sich auch so stylen und so rumlaufen wir Don Draper (schicker Anzug, Zigarette, Whiskey-Glas) oder eine der Peggys (Schluppenbluse, enger knielanger Rock, Hochsteckfrisur, Zigarette). Aber Vorsicht: Es besteht die Gefahr, dass man auf einmal so was sagt wie: „War schon einfacher, als die Geschlechterrollen noch klarer verteile waren“ und auch ansonsten die Machismo-Areale im Hirn reaktiviert werden.
Friedemann Karig erzählt "How I Met Your Mother"
Darum geht’s:
Ein Handvoll Friends trifft sich in den immer gleichen mehr oder weniger coolen Bars und Kaffees. Aber selten auf der Straße, vielleicht weil das ganze in New York spielt (tut es doch?). Dabei verhandeln sie mit nur minimal vorhersehbaren Gags das Übliche: Liebe, Sex und Zärtlichkeit. Den erzählerischen Rahmen bildet die titelgebende Frage: How I met your mother?, die den Kindern des typischen männlichen Schussel-Haupthalbhelden beantwortet werden soll.
Natürlich wird sie nie beantwortet, was die Fans von HIMYM, wie das Format abgekürzt wird (interessanterweise fast wie das weibliche Jungfernhäutchen auf Englisch, Hymen, hat das was zu bedeuten?), zu wilden Spekulationen treibt beziehungsweise auch wieder nicht, weil man ja eh weiß oder sehr stark hofft, dass der Schussel doch noch die Schöne kriegt, um die er 3617 Folgen lang herumhüpft.
Wer spielt mit?
Eben jener sympathische Schussel, die sympathische Schöne (eine erfolglose Wettermoderatorin), der sympathische, großmäulige beste Buddy vom Schussel, der nur Anzüge trägt und tausende Frauen gerne per "naked man" zwangsverführt (funktioniert in echt natürlich deutlich weniger gut, habe ich gehört). Dazu das muggelige ewige Paar, also ein dicker, trotteliger Brummbär, der jetzt irgendwas wichtiges in Hollywood spielen soll, weswegen alle ausflippen – und natürlich die leicht irre, kleine Rothaarige mit der piepsigen Stimme. Plus diverse externe Störenfriede, die flachgelegt oder auch nicht flachgelegt werden.
So ist es, diese Serie anzuschauen:
Da man nach drei Folgen offenbar jeden Gag schon an der Türe zur Stammbar klopfen hört und Barney (so heißt doch der gut gekleidete "Weiberheld"? Barney, was für ein schlimmer Name für einen amerikanischen Schürzenjäger) ja nun doch immer, immer, immer mit mindestens einem Hardbody und unter Gejohle von der Tonkonserve abzieht, ist die Serie irgendwie so wie ein Karussell: Es dreht sich alles hübsch flott und die verlässlichen Wiederholungen sind Teil des Konzeptes. Ob der Schussel am Ende die Schöne kriegt, naja, es ist eine amerikanische Sitcom, was denkt ihr, hm, HIMYM?
Max Sprick erzählt "Gossip Girl"
Darum geht’s:
Um eine Mischung aus "Sex and the City" und "Friends". Zumindest spielt "Gossip Girl" auch in New York. Beziehungsweise eigentlich nur in der piekfeinen Upper East Side, wo die Häuser lange, grüne Vordach-Pavillons haben, damit man auf den paar Metern zur Tür nicht nass wird, wenn der Chauffeur einen vorgefahren hat. Hier wohnen die Reichen und, zumindest wenn es nach Gossip Girl geht, auch die Superschönen.
Und weil sie schön und so reich sind (sie sind übrigens alle von Beruf Student und Kind von irgendwem), haben sie nichts Besseres zu tun, als ständig Affären, Intrigen und Spielchen in ihrem elitären Freundeskreis anzufangen. Einer oder eine, das weiß man erstmal nicht, hat was dagegen, weil er zu uncool ist, um zur High Society zu gehören. Deswegen startet "Gossip Girl" ihren Blog, indem sie über all die Affären und Intrigen schreibt. Sie oder er weiß scheinbar alles, was so abgeht, ohne selbst dabei zu sein. Die Dauer-Konflikt-Themen der Serie sind also: Wer ist Gossip Girl? Wer schmeißt die beste Party? Und wer hat schon wieder mit wem und was sagt der und der dazu?
Wer spielt mit?
Alles natürlich unfassbar schöne Schauspieler so Anfang 20, aber niemand, den man vorher gekannt hätte – und niemand, der danach groß für Aufsehen gesorgt hätte. Blake Lively, die die Hauptfigur Serena van der Woodsen spielt, hat danach Ryan Reynolds geheiratet und ist Mama. Leighton Meester, die Blair Waldorf spielt, versucht sich aktuell eher als Sängerin. Ed Westwick, der Chuck Bass spielt, war nach der Serie immerhin einmal im Kino zu sehen: In Leo Di Caprios "J. Edgar".
So ist es, diese Serie anzuschauen:
Ziemlich langweilig. Passiert immer das Gleiche. Und es brauchte tatsächlich sechs Staffeln, um Gossip Girl zu enttarnen. Aber dafür sieht man dann auch länger jede Menge Ecken von New York. Gibt man sich wirklich alle Staffeln, hat man danach das Gefühl, jeden lohnenswerten Ort Manhattans zu kennen. Als Mann guckt man, um mitreden zu können. Denn scheinbar hat wirklich jede Frau zwischen zwölf und 35 diese Serie geguckt. xoxo