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Netflix-Studie zu Beziehungen und Serien
Es gab Zeiten, da war es ein schlechtes Zeichen für ein Paar, wenn es nur noch zu Hause vor dem Fernseher rumhing. Da galt die Beziehung schon eher als hirntot. Als würde nur noch die fernbediente Gewohnheitsmaschine aka Glotze sie am Leben erhalten. Doch genauso wie Paare heute nicht mehr fern- sondern Netflix sehen, hat sich auch die Bedeutung dieser Tätigkeit für den Zustand der Beziehung geändert: zusammen Serien zu schauen, vielleicht sogar mit einem gemeinsamen Account – das ist wahre Liebe.
So geht es zumindest aus einer aktuellen Studie hervor, die von Netflix in Auftrag gegeben wurde. Und das ist noch lange nicht alles. Serien und Filme spielen für uns mittlerweile eine so große Rolle, dass sie sogar schon über Erfolg oder Misserfolg des ersten Dates entscheiden können. 1008 US-Amerikaner zwischen 18 und 39 Jahren haben an der Umfrage teilgenommen. 63 Prozent von ihnen gaben an, Serien beim Kennenlernen als Gesprächsthema anzubringen. Über Filme reden beim ersten Date sogar 69 Prozent.
Ein Viertel der Befragten sagte, dass Film- und Serienvorlieben zu Attraktivität beitragen können – wenn es denn die richtigen sind. Denn wichtig ist natürlich, welche Serienfans da aufeinandertreffen. Dass die Funken sprühen, ist bei einem Game-of-Thrones- und einem Gossip-Girl-Fan weniger wahrscheinlich als wenn zwei Hardcore-Doctor-Who-Nerds aufeinandertreffen. Logisch. Kann man den anderen noch nicht so gut einschätzen und möchte ihn nicht gleich vergraulen, empfiehlt es sich erstmal mit unverfänglichen Serien wie „How I met your Mother“, oder „Community“ zu starten. 58 Prozent gaben auch an, ihrem Profil extra Serien und Filme hinzuzufügen, um sich für andere interessant zu machen.
Beim ersten Date jedoch bleibt es nicht – im besten Fall. Auch was den Übergang vom Flirt zu einer ernsthaften Beziehung angeht, ist unser Serien-Seh-Verhalten ein guter Indikator, Netflix schreibt in der Pressemitteilung sogar ein „zuverlässiges Barometer“. 51 Prozent antworteten in der Umfrage, dass ein gemeinsamer Netflix-Account ein großer Schritt in Richtung einer ernsthaften Beziehung sei. Für 17 Prozent kommt das sogar erst nach der Verlobung infrage. Ein gemeinsamer Account ist damit quasi gleichbedeutend mit „Ich würde dich gerne meinen Eltern vorstellen“ und dem geänderten Facebook-Beziehungsstatus. Der Streamingdienst hat dafür auch schon den Ausdruck gefunden: „Netflix Official“. Den wird aber wohl hoffentlich nie jemand benutzen.
Der Seriengeschmack ist genauso wichtig wie der Musikgeschmack.
Bei all diesen Ergebnissen verwundert es niemanden, dass 72 Prozent aller Befragten in festen Beziehungen den Netflix-Abend zu Hause als perfektes Date wählen würden. Und zwar nicht nur als Code für „Eigentlich haben wir Sex, aber das muss ja keiner wissen.“
Bleibt die Frage: Sind wir nicht doch auf der Suche nach schöner alter Romantik statt nach der neuen „Showmance“? Sollte es nicht etwas anderes als eine Serie sein, die uns mit unseren Liebsten verbinden? Ist das alles nicht furchtbar schrecklich?
Ehrlich gesagt: Nein. Sicher sollte man berücksichtigen, dass diese Studie von Netflix in Auftrag gegeben und veröffentlicht wurde. Der Trick, das eigene Streamingangebot zum verlässlichen Fels einer Beziehung und größten Liebesbeweis zu erheben, kommt natürlich aus dem PR-Zauberkasten. Aber trotzdem findet man sich halt drin wieder, in diesen Studienergebnissen.
Die meisten verbringen mittlerweile einfach sehr gerne sehr viel Zeit mit Serienschauen. Wäre es nicht möglich, das als Paar zu tun, müsste man sich immer entscheiden zwischen Zeit mit dem Partner und der neuen Folge „House of Cards“ – das kann keiner wollen. Der Seriengeschmack ist heute mindestens genauso wichtig wie der Musikgeschmack. Auf den hat man bei der Partnerwahl doch auch schon immer geachtet. Und letztendlich ist ein „Willst du dir einen Netflix-Account mit mir teilen?“ doch genauso schön wie ein „Sind wir jetzt eigentlich fest zusammen?“, wenn man weiß, dass es in Wirklichkeit „Ich glaube, ich hab mich in dich verliebt“ bedeutet.