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Lakonische Zauselhaare

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Der alte Mann und die Couch (Foto: Focus Features) Der Film: "Broken Flowers" Das lernen wir: Genug ist genug. Ganze Zeitungsarchive sind über „Broken Flowers“ vollgeschrieben worden. Dass er ein rosafarbener Liebesbrief an das Kino sei, ein Meisterwerk, jeder der daran mitgewirkt habe, habe den Höhepunkt seines Schaffens erreicht. So und ähnlich lauteten die Lobgesänge über Jim Jarmuschs neuen Film. Der – das ist der Punkt, an dem es spannend wird – eigentlich Bill Murrays neuer Film ist. Denn genau diesen Bill Murray kann man spätestens nach diesem Film nicht mehr sehen. Man ist ihn leid, hat sich sattgesehen so wie zuvor an Männern wie Gerard Depardieu, Nicolas Cage oder schlimmer noch: Robin Williams. Natürlich ist „Broken Flowers“ ein immens guter Film. Natürlich ist die Geschichte klug und rührend. Natürlich sind die repetitiven Elemente von Flugzeug über Mietwagen bis Basketballkorb eine wahre Freude. Natürlich sind die Nebenrollen bis ins letzte Detail (Chloe Sevigny als Sprechstundenhilfe! Christopher MacDonald als Ehemann Ron!) hervorragend besetzt und gespielt. Das große Problem bleibt aber, dass Bill Murray scheinbar nur noch eine einzige Rolle angeboten bekommt: Den älteren Mann im guten Anzug, dem das Leben das ein oder andere Mal übel mitgespielt hat, der sich aber „wundervoll lakonisch“ damit arrangiert hat. Im Lauf der Films werden dem abgestumpften Zyniker dann die Augen geöffnet – und mindestens einmal die Haare so richtig zerwuschelt. Zum ersten Mal hat Murray diese Rolle schon 1993 in „Groundhog Day“(„Und ewig grüßt das Murmeltier“) gespielt. Sagenhafter Film, leider sah damals kaum jemand über die Haha-Komödie hinaus. Außer Wes Andersen und Owen Wilson vielleicht, die in Murray mehr als den abgehalfterten Ghostbuster erkannten und ihm mit Filmen wie „Rushmore“ und „Royal Tenenbaums“ dieses neue Verlierer-Image richtig zurechtschneiderten. Das dann in „Lost In Translation“ perfektioniert und massentauglich wurde. Spätestens in „The Life Aquatic With Steve Zisou“ fragte man sich jedoch, wie Murray aus dieser Seufzersackgasse jemals wieder herauskommen möchte. Als nächstes möchte ich Bill Murray bitte als transsexuellen Vampirjäger in einer Science-Fiction-Rockoper an der Seite von David Bowie und Eminem sehen. Oder als gutgelaunten Fernfahrer, der mit seinen Truckerkollegen einen Aufstand auf dem Highway organisiert (richtig, eine „Ruber Duck“-Hommage). Meinetwegen sogar etwas mit einer dämlichen Verfolgungsjagd im Rennboot und einem digitalen Countdown, der langsam abläuft und bei 0:07 stehen bleibt. Aber so wird es nicht kommen. Was wahrscheinlicher ist: Den nächsten Film mit Murray dreht Wim Wenders. Da sitzt Murray dann mit zerknautschtem Gesicht 135 Überlänge-Minuten lang im Bademantel auf der Bettkante und schaut traurig. Und schaut. Und schaut. Der Film „Broken Flowers“ läuft seit 8. September im Kino.

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