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Keep on fightin'
http://www.palladiofilm.de/palladio/ewp/ Der Film: "Edelweißpiraten" Das lernen wir: Nicht mitlaufend, sondern selbst denkend ist der Mensch Wir befinden uns in den 1940er Jahren. Ganz Nachwuchs-Deutschland ist in der Hitlerjugend organisiert. Ganz Deutschland? Nicht ganz, ein paar Jugendliche organisieren sich und leisten Widerstand. Während in München die Weiße Rose Flugblätter verteilt, bildet sich in Köln eine andere Bewegung, die Edelweißpiraten. Ihre Mitglieder sind keine Stundenten, sondern Arbeiterkinder, die ihre Abneigung gegen Zwangsmitgliedschaft, Ordnung und Disziplin der Hitlerjugend durch rebellisches Auftreten zum Ausdruck bringen. Sie hören verruchte amerikanische Swingmusik, klauen, tragen ungewohnt lange Haare, raufen sich mit der HJ und als Erkennungszeichen dient eine Edelweißanstecknadel an der Jacke. Politisch motiviert sind sie im Gegensatz zur Weißen Rose nicht. So wurde ihr Widerstand auch lange Zeit totgeschwiegen. Die Edelweißpiraten galten als kriminell und wurden erst vor zwei Jahren als Widerstandsgruppe offiziell anerkannt. Regisseur Niko von Glasow versucht in dem Film "Edelweißpiraten" diesem historischen Stoff gerecht zu werden. Er erzählt die Geschichte des 17-jährigen Karl (Ivan Stebunov), der zusammen mit seinen Freunden in einem zerbombten Kölner Industrieviertel den kleinen Aufstand gegen die Nazis probt. Sie malen Parolen auf Hauswände, schlagen sich mit der HJ und abenteuerlich durchs Leben. Als die Jugendgruppe aber eines Tages den KZ-Flüchtling "Bombenhans" (Ärzte Schlagzeuger Bela B. Felsenheimer) verstecken muss, wird aus dem scheinbaren Spiel Ernst. Hans überredet die Edelweißpiraten, die Kölner Zentrale der Gestapo in die Luft zu jagen. Das funktioniert natürlich nicht, die Gestapo riecht die Lunte, lauert ihnen auf und es kommt zu einigen Schusswechseln. Am Ende ist fast die ganze Mannschaft geschnappt und Karl liefert sich und seinen Bruder freiwillig aus. Für eine Aussage gegen Bombenhans erkauft sich Karl die Freiheit, doch der Rest der Edelweißpiraten wird schließlich nach äußerst brutalen Verhören durch die Gestapo öffentlich gehängt. Aus der wahren Geschichte lässt sich sicher ein gutes Drama bauen: Jugend-Widerstand im Nazideutschland. Doch das Interesse am Thema wird einem schnell verleidet. Die Entscheidung des Regisseurs, den Film ausschließlich mit einer Handkamera zu filmen, um dadurch Authentizität zu vermitteln, fruchtet in meinen Augen nicht, denn nach einer gewissen Zeit sind die verwackelten Einstellungen einfach nur noch lästig. Zudem bleiben wichtige Erklärungen auf der Strecke. Wer oder was waren die Edelweißpiraten eigentlich? Woher kam ihr Widerstandsgeist? Eine Szene mag das verdeutlichen: Karls Bruder ist anfangs noch systemkonformer und überzeugter Hitlerjunge, bevor er ein paar Zeilen eines Briefes von der Front liest und schlagartig Edelweißpirat durch und durch ist. Am Ende des Films hat man eine grobe und oberflächliche Skizze vor sich, aber Konturen und Feinheiten sind leider nicht erkennbar. Schade. Geht es doch um eine Gruppe, über die die Deutschen ohnehin zu wenig wissen. Der Film „Edelweißpiraten“ (97 Minuten) läuft seit Donnerstag im Kino.