Foto: Kinowelt
Der Film:Die Reise der Pinguine
Das können wir lernen: Reden ist Silber, Schweigen ist Gold
Die erste Filmszene: Die Antarktis, Durchschnittstemperatur minus 40 Grad. Das Leben scheint eingefroren, mit einer Schicht Packeis bedeckt. Doch da: Aus einem winzigen Wasserloch schießt Leben. Ein Kaiserpinguin nach dem anderen landet auf dem Bauch, schiebt sich aufs feste Land und hievt sich umständlich auf seine zwei krummen Füße. Die Reise zur Liebesoase, wo jährlich neue Pinguine das Licht der Welt erblicken, kann beginnen, und der Zuseher darf daran teilhaben – näher als es vorstellbar ist.
Man begleitet die Frackträger mit dem drolligen Gang durch die weiße Landschaft, bekommt atemberaubende Naturbilder, Unterwassersequenzen und unglaubliche Nahaufnahmen zu sehen, unterlegt mit manchmal guter Musik im Stil der isländischen Sängerin Björk. Eigentlich ist „Die Reise der Pinguine“ von Luc Jacquets ein gelungener Dokumentarfilm, der jedoch durch die Synchronisation der Pinguine stark an Sehenswürdigkeit verliert. Denn die Pinguine sprechen zu hören, zerstört die Würde der Tiere komplett. Nicht genug, dass sie zum Reden gezwungen werden, sie müssen sie noch vor Trivialität triefende Sätze wie „Ich muss euch verlassen und mich stärken, da meine Kräfte schwinden.“ von sich geben. Eine Greultat, die es beinahe wert wäre, beim WWF anzurufen.
In den USA hat der Film vor allem die Christliche Rechte begeistert. Für sie vermittelt er die wahren (Familien-)Werte des Lebens: Treue, Aufopferung und Kindererziehung. Zugegeben, man glaubt ab und zu, menschliche Züge bei den Pinguinen erkennen zu können. Aber ein Pinguinpaar, das sich für ein Jahr (!) treu ist und sich aus natürlichem Instinkt um seine neugeborenen Nachkommen kümmert, sollte nicht gleich als Beweis für Gottes Schöpfung – oder wie es neuerdings heißt: „Intelligent Design“ – und die Einhaltung gottgegebener Gebote gedeutet werden. Man sollte nicht vergessen: Es sind nur Tiere.