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Schwanger!-Kolumne: Wird mein Kind zu fett?!
Ja! Ich weiß! Mein Bauch ist riiiiiiiesig! Ja verdammt noch mal, es wird ein großes Kind, ich hab einen dickendicken Bauch und die Sache wird noch etwa zwei Monate weiterwachsen! Nein, ich bin nicht im zehnten Monat! Und NeinNeinNein ich bekomme keine Zwillinge! Auch keine Drillinge! Ganz sicher nicht! Ja, das kann man heutzutage sicher vorher feststellen! Ich weiß ja nicht, ob an Euch schon mal irgendwas zu groß war, die Füße vielleicht, oder die Nase oder die Frisur – das täte mir jedenfalls sehr leid! An mir war immer alles ganz normal, so durchschnitt, nix besonderes – bis jetzt: dieser angebliche Riesenbauch. Und plötzlich ahne ich, wie es Menschen gehen muss, die zu große Ohren oder zu große Ellenbogen oder zu große Augenbrauen haben, oder insgesamt einfach zu groß sind – es muss furchtbar sein!
„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.
Mein Bauch jedenfalls ist groß und spitz und schießt in die Welt hinein wie Pinocchios Nase oder die Riesenpenisse südamerikanischer Holzschnitzfiguren oder die Brüste von Madonna nach 60 Jahren Yoga nonstop. Wer mich länger nicht mehr gesehen hat, macht deshalb beim Anblick meines Körpers seltsame Geräusche wie „Mmmhpfff“, „Woahwwmpf“ oder „Aha!!Mpf“, möglichst unauffällig, aber ich höre es trotzdem. Und ich sehe es übrigens auch, am geschockten Gesichtsausdruck, der Rechenfalte über der Nase (Geburtstermin September, was ham mer denn jetzt, fast Juli, ja das wären ja noch ...) und dem darauf folgenden leicht verkrampften Versuch, mit dem Blick nicht mehr unter meine Augenlinie abzugleiten. Meine Mutter sagt seit Wochen „Er kommt gleich!“ wenn sie mich sieht. Max sagt: „Leckerlecker Riesenbraten“ und die Ärztin in der Maistraße will jedes Mal, dass ich noch mal einen Zuckertest mache, weil bei so einem Kind mit „Biometrie obere Norm“, da könnte ja eine Schwangerschaftsdiabetes im Spiel sein. Ist es aber nicht! Es ist einfach nur ein großer Junge! Stark, kräftig, schwer! Mann, große Männer sind doch was schönes, wieso denn dann kein großer Riesenmann in meinem Bauch! Das bissl ungute an der Sache ist, dass die allgemein besorgte Anteilnahme an meinem Riesenbauch schon jetzt einen gewissen Normalitäts- bzw. Schönheitsdruck auf den kleinen Wurm da drinnen auslöst. Bzw. auf mich, und wenn ich nicht aufpasse, gebe ich das bestimmt irgendwann weiter. Der Druck äußert sich, wie immer bei mir, in Träumen. Einer davon geht so: Ich liege im Krankenhaus und presse. Pressepressepressepresse. Etwas Riesiges kommt zwischen meinen Beinen hervor. Riesiger weißer, grau behaarter Körper, nackt, mit Birnenkopf oben drauf. Es ist: HELMUT KOHL! Nur die Windel verrät, dass er ein Baby sein soll. Max versucht, die Nabelschnur durch zuschneiden, aber es geht nicht: die Schnur ist zu dick. Sie holen eine Zange. Und dann hievt mir die Schwester den dicken Kohl auf die Brust, der mit seinem monströsen Knie in meine Blase tritt ... Und dann wache ich auf und muss ganz dringend aufs Klo, wie vier bis fünf Mal jede Nacht ... Es heißt ja, Mütter finden ihr Baby immer das süßeste von der Welt und wahnsinnig hübsch, egal wie blau und verknautscht und speckig oder ovalköpfig es in Wirklichkeit aussieht. Ich hoffe, dass das stimmt, bin mir aber nicht so sicher. Denn ja: es gibt hässliche Kinder. Und ja: meistens sind es die großen dicken mit den vierhundert Speckfalten um jeden Arm herum und dem Gesicht, in dem Monsterbacken und Doppelkinn zu einem einheitlichen Fleischbrei um die Mininase herum verschwimmen. Was, wenn mein Kind ein Helmut wird?! Wie soll ich kuscheln mit Kohl?! Also, liebe Bauchkommentatoren: Bitte hört auf, mein Ding da vorne so „groß“ zu reden. Ich bekomme sonst seltsame Träume. Und mache mir noch seltsamere Gedanken dazu. Und dann schimpfen mich wieder die jetzt-User, was für komische egoistische Überlegungen das sind, dass das eigene Kind nicht süß genug werden könnte. Und damit haben sie natürlich total vollkommen recht! Illu: Dirk Schmidt