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Schwanger!-Kolumne: Schluss mit „Aber pssst.“

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Medizinisch-rechnerisch bin ich exakt heute in der 12. Woche und die 12. Woche, dass ist in einer Schwangerschaft so etwas ähnliches, wie die Unterschrift unter den Mietvertrag: Ab jetzt darf man die Sache offiziell machen. Die ersten Wochen, in denen noch ziemlich viel passieren kann, sind überstanden. Die Chancen, dass der Wurm auf die Welt kommt, liegen bei über 95 Prozent. Und: Der Bauch fängt an zu wachsen!

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„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.

Illustration: Julia Schubert

Die meisten Schwangeren verraten deshalb vor der 12. Woche nur den engsten Leuten, was los ist. Damit man, falls was passiert, nicht so viel erklären muss. Und damit man sich selbst erst mal richtig mit dem Gedanken auseinander setzen kann. Schlau eigentlich. Aber nix für mich. Denn ich bin prinzipiell nicht so der Geheimhaltetyp und während ich mir bei von außen angetrauten Geheimnissen im Einzelfall noch extremst auf die Lippen beißen kann, ist es bei meinen eigenen quasi unmöglich. Jedes „Wie geht’s?“ von lieben Menschen habe ich deshalb in den letzten Wochen als ein indirektes „Bist Du schwanger?“ gedeutet. Nicht-Verraten hätte sich beinahe wie lügen angefühlt. Und, na ja klar, es macht halt auch Spaß, „Ich bin schwanger! Aber pssst.“, zu sagen. Wenn man Menschen, die man liebt, „Ich bin schwanger! Aber pssst.“ sagt, fallen sie einem wahlweise um den Hals, den Bauch, sie küssen einen auf die Stirn oder sie gucken einen ganz komisch an. Nach einem in den letzten Wochen durchgeführten Feldversuch mit 23 Probanden lassen sich die Reaktionen mit etwas Gewalt in folgende drei Typen zusammenfassen: Typ 1: Meist weiblich. Freut sich total. Ehrliche, echte Freude. Will alles sofort ganz genau wissen. Will den Busen anfassen, den Bauch, den Geburtstermin wissen, erfahren, was Max sagt, was der Sex macht, was die Launen. Ruft in den nächsten Tagen täglich sehr aufgeregt an und erzählt einem von Begegnungen mit „extrem süüüüßen“ Kleinkindern im Supermarkt. Stellt einem ein altes Stofftier vor die Tür und schreibt SMS an „Ihr zwei Lieben“. Reißt einem beim Abendessen die Salami aus der Hand und googelt schon mal, wie viel Patentanten man offiziell anmelden kann. Steht geheimhaltungstechnisch unter dringendem Verdacht, vor lauter Aufregung nicht so ganz dicht zu halten. Kann ich ja total verstehen. Typ 2: Männlich. „Schwanger? Echt? Cool!“ Große Augen. Schulterklopfen. Nicken. Nochmal: „Cool!“ Und dann: „Weißt Du schon, was am Wochenende los ist?“. Extrem angenehm, Typ 2. Jungs halt. Typ 3: Meistens weiblich, aber einen männlichen gab’s auch. Auch hier erste Reaktion ein „Echt?“. Dann kurze Schreckpause. Leichtes Zittern im Blick. „Das ist ja schön, super!“ Zarte Umarmung. Schweigen. Irgendwann ein paar der üblichen Fragen. Seufzen. Nochmal lächeln. Themenwechsel. Typ 3 hat mich am Anfang total irritiert. Weil ich nicht wusste, weshalb sich manche Menschen, die man so gern mag, nicht richtig mit mir freuen. Weil ich es irgendwie komisch fand, dass man sich nach so einer Meldung befremdlich anschweigt. Dann hat mir Julia eine Woche nach unserem Treffen eine E-Mail geschrieben und Tanja eine SMS. In beiden stand, dass sie ein bisschen eifersüchtig sind, auch gern ein Baby möchten und letzte Woche einfach nicht in der Lage waren, diese Ankündigung nicht auch auf sich selbst zu beziehen. Dass sie sich total für mich freuen, aber auch ein bisschen traurig sind, weil sie eben gerade keinen Freund oder einen viel zu tollen Job haben, oder weil es eben einfach noch nicht geklappt hat. Typ 3 will auch ein Baby, ganz einfach. Und Typ 3 gibt’s ganz schön oft. Wie toll! Ab morgen lasse ich übrigens das „Pssst“ weg. Dann ziehe ich mir ein wirklich enges Oberteil an, gehe leicht ins Hohlkreuz und dann: dann kann man die Sache sogar schon ein kleines bisschen sehen! Illu: dirk-schmidt

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