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Eintrag aus dem Klassenbuch (Schluss): Schule, warum ich dich hasse und liebe

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Wow. Heute ist mein erster Ferientag. Der Tag, auf den ich seit Wochen hingefiebert habe. Auf dem Tisch in der Klasse war der Stunden-Countdown, in Bleistiftzahlen, und nach jeder Stunde radierten wir eine davon aus. Im Schrank noch Kuchenkrümel und benutzte Servietten aus den vergangenen Tagen, an denen selbst die Lehrer meist keine Lust auf Unterricht mehr hatten. Die letzten Klausuren wurden zurück- und (fast) alle Bücher abgegeben (wer zum Henker hat mein Erdkundebuch?!). Dann klingelte die Glocke zum letzten Mal.

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„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.

Illustration: Julia Schubert

Das war gestern – scheint aber jetzt schon ganz weit weg. Denn wir lehnen uns zurück, endlich frei von Stress nach den abschließenden, so anstrengenden Monaten, in denen mehr und mehr die grässlichen Seiten von Schule auffielen. Die, die man nach einem ganzen Schuljahr erst mal wieder Leid ist, die man dann kaum noch erträgt: • Montage • die 5 minus in Bio • die nervtötenden Fünftklässler morgens im Bus • wenn Michael neben einem sitzt • Auf die Frage, was man für die Klausur können muss die Antwort: „Alles!“ • Tafeldienst zu haben • wenn die Mensa „frischen Obstsalat“ anbietet und eine braune Banane meint • Stufenversammlungen, bloß um über eine T-Shirt-Farbe abzustimmen • wenn der Lehrer in einer selbsternannten „Demokratur“ über das Wandertagsprogramm entscheidet • erwischt zu werden, während man heimlich Hausaufgaben macht • wenn draußen die Sonne scheint • zu entdecken, dass die Gerüchte über den neuen Englischlehrer („jung, dynamisch, sportlich, fit“) nicht stimmen • als Oberstufenschüler kein Hitzefrei mehr zu haben • wenn laut Vertretungsplan wieder nur die blöde Parallelklasse freikriegt. Auf all das könnte man gut und gerne verzichten. Das sind Gründe, direkt umzudrehen, wenn man wieder vor dem Schultor steht. Aber wenn in gut fünf Wochen die erste Freundin anruft, um über Kursleiter oder Klassenlehrer zu spekulieren, wenn die Stundenpläne herausgegeben werden und die neuen Bücher ankommen, kurzum: wenn man sich allmählich wieder mit dem Gedanken anfreunden muss, früh aufzustehen und zur Schule zu gehen, dann erinnert man sich zurück an die schönen Seiten des Schullebens. Die, die die Schulzeit letztendlich zu einer herrlichen Zeit machen: • Freitage • eine Facharbeit über „Die heile Welt von Astrid Lindgren am Beispiel von Michel aus Lönneberga“ zu schreiben • die letzte Lateinstunde seines Lebens zu haben • wenn Andi neben einem sitzt • wenn die Referendarin Muffins für alle backt • Radiergummistempel zu schnitzen • wenn die Doppelstunde Reli ausfällt • der versteckte Wecker im Overhead-Projektor • ausnahmsweise mit dem Rad zur Schule zu fahren • wenn der erste Schnee fällt • die endlosen Diskussionen im Philosophieunterricht • mit den Jungs um ein Knoppers zu wetten, dass sie keine Krawatte binden können - und zu gewinnen. • der „Stowasser“ in neudeutscher Schrift • gemeinsam mit Steffi alle anderen verrückt zu machen, indem man sich nur noch in „Gilmore Girls“-Zitaten unterhält Nur Eine kenne ich, die am liebsten und wirklich für immer und ewig Ferien hätte. Die die schreckliche Langeweile, welche sich irgendwann einstellt, ertragen und den Spaß, den sie mit ihren Freunden in der Schule hätte, opfern würde. Weil sie dort nämlich einfach ständig einschläft, und deshalb immer nur „Vier oder Fünf Minusse“ schreibt. Peppermint Patty, von den Peanuts. Einmal, gegen Ende der Ferien, kommt sie in einen Schreibwarenladen und sagt: „Ich brauch’ Sachen für die Schule...“, und zieht eine Liste hervor. „Einen Bleistift, Papier, eine Heftmappe...“, liest sie. „Und Lösungen... jede Menge richtige Lösungen...“ Illustration: dirk-schmidt

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