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Abgefahrene Typen

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Der Zimperl

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„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.

Illustration: Julia Schubert



So ist er: Der Zimperl hat schon Heimweh, wenn er aus der Haustüre tritt. Im Bus ist ihm erst zu warm, dann zu kalt, und dann muss er ganz dringend mal auf die Toilette. Weil die Raststätte aber noch ein Stück entfernt ist und der Fahrer nicht einfach an der Autobahn anhalten kann, darf der Zimperl als Einziger die Reisebustoilette benutzen, die eigentlich immer abgeschlossen und nie in Gebrauch ist. Der Zimperl hat von allen Schülern das größte Lunchpaket dabei, weil er auf fast alle Lebensmittel allergisch ist und seine Mutter ihm extra viel von den Sachen eingepackt hat, die er verträgt. Davon würde er nie etwas abgeben, schließlich kann er auch von anderen nichts annehmen. Aber eigentlich möchte sowieso niemand etwas von seinem Essen haben, weil das, was da in der Brotbox, der Kekstüte und der Alufolie liegt, irgendwie ganz seltsam grau und gesund aussieht.
Seine Erwartungen an die Klassenfahrt: „Ich hab ein bisschen Angst, dass meine Kügelchen gegen Bauchweh nicht reichen, weil die Packung schon halb leer ist. Manchmal hilft dagegen auch frische Luft, aber draußen bekomme ich halt so schnell Heuschnupfen und Sonnenbrand.“
Auf dem Zimmer: Zieht er seine eigene Bettwäsche auf und packt als Einziger seinen Koffer aus und den Inhalt in den Schrank. Zwischendurch kommt es zum Streit mit den Zimmergenossen, weil der Zimperl wegen der Pollen nicht bei offenem Fenster schlafen will und außerdem Angst hat, dass die angebrochenen Süßigkeitentüten Ameisen anlocken.
Auf der Rückfahrt: Wird ihm übel vom Jugendherbergsfrühstück (zu viel Weißmehl, zu viel Zucker im Früchtetee), und er provoziert einen Notstopp, nachdem schon etwas danebengegangen ist, der Geruch durch den Bus wabert und alle jammern und die Nase rümpfen.


Der einsame Buswolf

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„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.

Illustration: Julia Schubert



So ist er: Der einsame Buswolf ist leider auch sonst eher einsam. Im Bus aber besonders. In der Klasse ergibt sich aus der U-förmigen Tischkonstellation, dass keiner allein sitzt. Ist die Klasse zu Fuß unterwegs, mäandert er durch die Gruppe, und in der Pause stellt er sich halt irgendwo dazu oder bleibt etwas länger als nötig auf der Toilette. Im Bus aber wählen alle schnell ihren Lieblingsklassenkameraden als Sitznachbarn, und dann ist die Sitzordnung für die nächsten Stunden unverrückbar. Da fällt ein leerer Platz sehr auf. Darum stellt der einsame Buswolf einfach seinen Rucksack direkt neben sich, damit es nicht aussieht, als wolle niemand neben ihm sitzen, sondern so, als lege er darauf gar keinen Wert.
Seine Erwartungen an die Klassenfahrt: „Sieben Tage kriege ich schon irgendwie rum.“
Auf dem Zimmer: Steht er am Morgen extra früh auf, um vor allen anderen mit Waschen und Zähneputzen fertig zu sein, und passt nachts auf, dass er immer mit dem Gesicht zur Wand schläft. Er ist der Einzige aus der Klasse, neben dessen Bett Bücher liegen.
Auf der Rückfahrt: Sitzt der einsame Buswolf neben dem Hampler. Das hat die Lehrerin so bestimmt, damit sich keiner der Hampler-Kumpels dort hinsetzt und die zusammen doch wieder nur Unfug machen.


Der Hampler

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„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.

Illustration: Julia Schubert



So ist er: Der Hampler verhält sich stets, als wäre er ein Affe im Zoo und der Bus sein Käfig. Er rennt den Gang auf und ab, klettert auf die Sitze und über die Rückenlehnen und schafft es mindestens einmal, die Sprechanlage des Fahrers zu benutzen und sehr laut „Anabel hat gefurzt!“ zu rufen. In Ermangelung eines Balls wirft er einem Kumpel in der letzten Reihe seinen Turnschuh zu und trifft dabei die Petze der Klasse am Kopf. Die Standpauke der Klassenlehrerin perlt am Hampler allerdings ab wie Wasser an Teflon, und darum hängt er kurze Zeit später schon wieder am Gepäckfach, bis die Plastikverkleidung einen Riss bekommt. Danach schämt er sich doch ein bisschen und spielt eine halbe Stunde schweigend Nintendo DS, bevor er weiterhampelt.
Seine Erwartungen an die Klassenfahrt: „Bis Mitternacht wach zu bleiben ist echt das Coolste, das ich mir vorstellen kann!“
Auf dem Zimmer: Ist immer was los. Vor allem die beliebtesten Mädchen der Klasse und der eine Junge, der die tragbaren Boxen dabeihat, sind hier zu finden. Ab Tag zwei gibt es deshalb auch regelmäßig Besuch von der Klassenlehrerin.
Auf der Rückfahrt: Hat der Hampler einen dicken Verband um den Fuß und zwei aufgeschlagene Knie. Den Nintendo DS hat die Klassenlehrerin einkassiert, darum liest der Hampler die Zeitschriften der Girls und macht Witze darüber (findet sie in Wirklichkeit allerdings superinteressant).


Der Lehrerliebling

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„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.

Illustration: Julia Schubert



So ist er: Für den Lehrerliebling gibt es nur einen Platz im Bus - den ganz vorn auf der Beifahrerseite. Angeblich, weil ihm weiter hinten schlecht wird und weil man vorn so gut aus der Frontscheibe schauen und die Straße sehen kann. In Wirklichkeit will der Lehrerliebling vor allem mit der Klassenlehrerin reden, die auch vorn sitzt und Wache hält, sie über das Programm der kommenden Woche ausfragen und selbst eifrig Pläne schmieden. Er hat nämlich schon viel über das Reiseziel Cochem an der Mosel nachgelesen und weiß, wo die Schiffe auf dem Fluss geschleust werden, welche Tiere es im Tierpark Klotten gibt und wie die Römer früher in der Gegend gelebt haben. In seinem Brustbeutel hat er ein Kärtchen mit Notfalltelefonnummern, das er stolz allen herzeigt, und seine Schuhe (atmungsaktiv! Fußbett!) hat er extra für die Klassenfahrt neu bekommen.
Seine Erwartungen an die Klassenfahrt: „Ich will ganz viel lernen und die Tiere im Tierpark fotografieren und mit einem Schiff fahren und den Motorraum sehen, weil ich mich nämlich für Motoren interessiere, und hoffentlich wird mein Geld nicht gestohlen, da muss man ja aufpassen als Tourist!“
Auf dem Zimmer: Sorgt er dafür, dass jeden Abend pünktlich zur Bettruhezeit die Lichter gelöscht werden. Das funktioniert aber nur, weil die anderen ihm einen Vogel zeigen, das Zimmer verlassen und er allein im Dunkeln bleibt.
Auf der Rückfahrt: Sitzt er beleidigt irgendwo im hinteren Mittelfeld, weil der Zimperl nach seiner Übelkeitsattacke von der Lehrerin nach vorn gesetzt und herzlich bemuttert wird. Da zählt das Argument, ihm könnte weiter hinten doch auch schlecht werden, nicht mehr. Und dann wird ihm noch nicht mal schlecht.


Das Faultier

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„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.

Illustration: Julia Schubert



So ist er: Na ja, faul halt. Oder zumindest schläfrig und träge. Sobald der Bus fährt und seine Insassen sanft hin und her wiegt, nickt das Faultier ein. Von einem Schüler mit Faultierqualitäten gibt es nach Klassenfahrten immer sehr viele Fotos, auf denen man sieht, wie er mit an die Scheibe gelehntem Kopf (manchmal mit dem extra mitgebrachten Reisekissen dazwischen) und sehr weit geöffnetem Mund im Sitz hängt. Manchmal dekorieren die Mitschüler ihn auch oder stecken etwas in seinen Mund, wovon er aber meistens aufwacht. In kurzen Wachphasen schaut er verträumt-abwesend aus dem Fenster, und wenn er dann wieder im Land der Träume weilt, kann er sicher sein, dass mindestens ein Freund mit den Worten „Mann, jetzt lass den doch mal!“ seinen Schlaf verteidigen wird. Leider verpasst er die Rast, weil er zu spät aufwacht, und kann die letzte halbe Stunde der Fahrt dann doch nicht mehr schlafen, weil er mal muss.
Seine Erwartungen an die Klassenfahrt: „Hoffentlich wandern wir nicht so viel.“
Auf dem Zimmer: Braucht er morgens zu lang und ist abends als Erster wieder drin und im Schlafanzug. Ist ja auch anstrengend, so eine Klassenfahrt.
Auf der Rückfahrt: Schläft er.


Die Girls

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„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.

Illustration: Julia Schubert



So sind sie: Die Girls sind zu zweit. Immer. Und überall. Sie tragen die gleichen Klamotten, machen sich die gleichen Frisuren, sie essen sogar das Gleiche. Darum müssen sie im Bus auch unbedingt nebeneinandersitzen und haben ihre Zimmerkonstellation mit drei anderen Mädchen, die sie „ganz okay“ finden, schon mal festgemacht, damit sie bloß nicht getrennt werden. Während der Fahrt teilen sie sich die Ohrstöpsel ihres MP3-Players, lesen gemeinsam in Zeitschriften und machen die darin befindlichen Psychotests zu den Themen „Bist du eine gute beste Freundin?“ oder „Welcher süße Star passt zu dir?“. Beim Verlesen des Ergebnisses quieken die Girls und halten sich dabei die Hände vor den Mund. Ihr Doppelsitz wird innerhalb der mehrstündigen Fahrt zu einer Art Festung, in die niemand vordringen kann - sie verhängen sogar die Lücken zwischen ihren Rückenlehnen und den Vordersitzen mit Tüchern, damit bloß keiner heimlich durchschaut.
Ihre Erwartungen an die Klassenfahrt: „Wenn wir den ganzen Tag und die ganze Nacht zusammen sind, werden wir sicher noch bessere superbeste Freundinnen!“
Auf dem Zimmer: Ist die ersten drei Tage alles in Ordnung. Dann kippt die Stimmung langsam, weil die eine zu lange im Bad braucht, die andere zu unordentlich ist und die übrigen Mädchen im Zimmer vom Zickenkrieg genervt sind.
Auf der Rückfahrt: Gibt es wieder festungsartige Doppelsitze, Haareflechten und Gekicher - bloß dass jedes der Girls jetzt eine andere Sitznachbarin und superbeste Freundin hat. 








Text: nadja-schlueter - Fotos: Das Schmott, Illustrationen: Joanna Swistowski

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