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Du und dein Schreibtisch
_plastikherz_ Anja, 20, studiert Germanistik
„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.
Wenn ich bei jetzt.de schreibe, dann meistens auf meinem Bett. Das habe ich bei eBay gekauft - ich hatte mich vom ersten Moment an verliebt. Als ich es vor ein paar Monaten von seinem Vorbesitzer abgeholt habe, hat der fast geweint, weil er es so ungern hergeben wollte. Auch die Schrankwand habe ich, wie eigentlich alles in meiner Wohnung außer meinem Computer und meinen Lebensmitteln, gebraucht gekauft. Sie stammt aus einem Gebrauchtwarenhaus, in dem behinderte Menschen alte Möbel restaurieren. Den Stuhl daneben habe ich schon sehr lange. Es ist mein alter Schreibtischstuhl, den mir meine Mutter einmal geschenkt hat. Bei jetzt.de bin ich seit drei Jahren. Früher habe ich immer eigene Texte bei Neon im Netz veröffentlicht, bis ich eines Tages unter einem Text von einer anderen Userin einen Hinweis auf jetzt.de fand. Weil es mir hier sofort viel besser gefiel, habe ich an einem einzigen Tag alle meine Texte bei Neon gelöscht und bei jetzt.de online gestellt. Zunächst habe ich mir gar keine großen Gedanken darüber gemacht, aber ich habe gemerkt, dass es mir sehr viel gibt, wenn ich eine Rückmeldung auf meine Texte bekomme. Inzwischen ist es wie eine Sucht, ich kann überhaupt nichts mehr für mich schreiben. Auch, wenn das manchmal Probleme gibt, wenn ich z.B. Jungs kennenlerne und die dann zuerst im Internet lesen können was ich wirklich über sie denke. Schließlich sind all meine Texte sehr ehrlich und authentisch. Das virtuelle Leben kann allerdings auch ziemlich gruselig sein. Kürzlich bekam ich eine Botschaft von einem Mädchen, das mich wohl aufgrund meiner Bilder auf der Straße erkannt und mir dann eine Art „Fanbrief“ geschrieben hat. Das hat mir etwas Angst gemacht. Auf der nächsten Seite: alces mit einer Maßanfertigung aus Thailand.
alces Matthias, 34, Unternehmensberater
„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.
Mein Schreibtisch stammt aus Thailand, wo ich als Kind mehrere Jahre gelebt habe. Meine Eltern ließen dort für meinen Bruder und mich jeweils einen Schreibtisch von einem Schreiner anfertigen. Meiner begleitet mich nun schon seit über 20 Jahren. Ich muss allerdings zugeben, dass ich ihn für das Foto ein bisschen aufgeräumt habe, vorher konnte ich hier überhaupt nichts finden. Außerdem habe ich ein paar „jetzt.de-relevante“ Gegenstände darauf platziert. Der grüne Daumen stammt von einem Tagesticker-Treffen. Dort finden sich bis zu 20 jetzt-User zusammen und halten einen Tagesticker „in echt“ ab. Natürlich dürfen dort auch die roten und grünen Daumen nicht fehlen, weswegen wir angefangen haben, uns diese für die Treffen zu basteln und mitzunehmen. So können wir sogar am Tisch nonverbal unsere Zustimmung oder Abneigung ausdrücken. Der Elch auf meinem Schreibtisch steht für meinen Namen, „alces“ bedeutet Elch auf Latein. Ich habe „jetzt“ schon auf Papier immer gern gelesen und bin eigentlich von Beginn an dabei. Wenn auch am Anfang noch unter anderem Namen. Auf der nächsten Seite: -Wolkenkatze- mit Chakren-Kerze auf hellem Ikea-Holz.
-Wolkenkatze- Laura, 23, studiert Buchwissenschaft
„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.
Mein Schreibtisch ist ein Standard-Schreibtisch von Ikea. Er ist gerade sehr aufgeräumt, weil Ordnung auf dem Schreibtisch auch Ordnung im Kopf bedeutet und ich die gerade jetzt in der Klausurenphase sehr nötig habe. Auch auf die Gefahr hin, dass man mich jetzt als Esoterikerin abstempelt: ich habe eine Chakren-Kerze auf meinem Schreibtisch stehen. Sie soll mir angeblich in stressigen Zeiten Ruhe spenden und mich erdverbunden und entspannt fühlen lassen. Selbst gekauft habe ich die allerdings nicht, sie war ein Geschenk meiner Mutter. Außerdem sind anscheinend zufällig sämtliche rosafarbenen Gegenstände aus meiner ganzen Wohnung hier versammelt.
Bei jetzt.de bin ich schon seit 2001, ich bin durch das jetzt-Magazin darauf gekommen. Seitdem habe ich meine Namen zwar öfter gewechselt, bin aber immer konsequent dabei geblieben. Meinen Freund habe ich auch hier kennengelernt. Und einen meiner Exfreunde sogar über den Zufallsbutton. Inzwischen lese ich mehr Texte anderer User als die redaktionellen Beiträge, weil es mich stört, dass unter teilweise hunderten Kommentare anderer User fast nie ein Feedback des Autors (der Redaktion) zu finden ist. Meine Lieblingsrubrik ist der „Textmarker“, wahrscheinlich, weil es auch zu meinem Beruf gehört, Texte anzustreichen.
Text: juri-gottschall - Fotos: Juri Gottschall